Ganz falsch ist die Beschreibung jedoch trotzdem nicht: Der Komet
Borrelly verfügt über eine beträchtliche Menge an Eis, nur liegt dies
verborgen unter der Oberfläche des Kometen. An der Oberfläche hingegen, so
die Analyse von Daten der Sonde Deep Space 1, ist alles Wassereis
durch das Sonnenlicht verdampft. "Die Analyse des Spektrums deutet darauf
hin, dass die Oberfläche trocken und heiß ist", erläutert Dr. Laurence
Soderblom vom U.S. Geological Survey. "Wir wissen zwar dass Eis
vorhanden ist, aber es ist gut versteckt. Entweder ist es durch das
Sonnenlicht komplett geschmolzen oder aber ein dunkles Material überdeckt
das Oberflächeneis so perfekt, dass wir es nicht erkennen können."
Das Team der Sonde Deep Space 1 hatte kurz nach dem
spektakulären Vorüberflug der kleinen Raumsonde am Kometen Borrelly am 22.
September 2001 erste wissenschaftliche Daten über den Kometen und seinen
Kern veröffentlicht. Deep Space 1 war - zum Ende seiner äußerst
erfolgreichen Mission - in einem Abstand von nur 2.171 Kilometern an
Borrelly vorübergeflogen. Die in dieser Woche veröffentlichten
Untersuchungen vertiefen den ersten Eindruck vom Kometenkern und seiner
Umgebung.
"Der Komet Borrelly ist zur Zeit gerade im Inneren unseres
Sonnensystems und mit einer Temperatur zwischen 26 und 71 Grad Celsius
vergleichsweise heiß. So würde jedes Wassereis auf der Oberfläche schnell
verdampfen", erläutert Dr. Bonnie Buratti vom NASA Jet Propulsion
Laboratory. "Wenn es verdampft, bleibt eine Kruste zurück, etwas wie
der Schmutz der übrig bleibt, wenn dreckiger Schnee schmilzt." Borrelly
ist für ein Objekt im inneren Sonnensystem außerordentlich dunkel, er hat
vielleicht sogar die schwärzeste Oberfläche im Sonnensystem und gleicht
mehr den Objekten im äußeren Bereich des Planetensystems.
"Borrelly scheint mit einem dunklen Material bedeckt zu sein, das
gelegentlich mit biologischem Material in Verbindung gebracht wird", so
Buratti weiter. "Das unterstützt die These, dass Kometen eventuell die
Grundbausteine von Leben auf die Erde gebracht haben könnten." Die
Wissenschaftler, die die Daten der Sonde auswerteten, sind nach wie vor
begeistert, wie viel sie durch den Vorüberflug über den Kometen erfahren
haben. Eigentlich sollte Deep Space 1 lediglich zwölf neue
Technologien testen und war nie dafür konzipiert einen Kometen zu
erforschen.