Ein belgischer Astronom hat auf eine bislang unbeachtet
gebliebene Folge der Verschmutzung der Erdatmosphäre hingewiesen: Die
Erddrehung könnte sich verlangsamen. Ein Argument für Politiker sich
intensiver für den Umweltschutz einzusetzen, dürften die Berechnungen
allerdings nicht sein: Der Effekt beläuft sich auf elf Sekunden in 100.000
Jahren.
Mondaufgang über der Erde.
Foto:
NASA |
Die zunehmende Verschmutzung der Erdatmosphäre führt nicht nur
zur globalen Erwärmung, sondern auch zu einer Verlangsamung der Erdrotation. Der
Astronom Olivier de Viron von der Königlichen Sternwarte Belgiens in Brüssel hat
jetzt ausgerechnet, dass die irdischen Tage beim gegenwärtigen Stand der
Luftverschmutzung in 100.000 Jahren um elf Sekunden länger werden. Das Ergebnis
seiner Berechnungen erscheint in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift
Geophysical Research Letters.
In seinen Computermodellen fügte de Viron der Erdatmosphäre jährlich ein
Prozent mehr Kohlendioxid zu. Das entspricht etwa der tatsächlichen Rate der
gegenwärtigen Luftverschmutzung. Die Modellrechnungen zeigen, dass durch den
Treibhauseffekt die Windgeschwindigkeiten zunehmen.
Da die Winde vorzugsweise
von Westen nach Osten blasen, "überholen" sie gewissermaßen die Erde bei ihrer
Rotation. Gemäß einem physikalischen Gesetz - der Erhaltung des Drehimpulses -
muss sich dann die Rotation des Erdkörpers verlangsamen, wenn sich die Rotation
der Erdatmosphäre durch die Zunahme der Windgeschwindigkeit beschleunigt.
Freilich ist es derzeit unmöglich, diesen Effekt durch Messungen
nachzuweisen, gesteht der Forscher ein. Die Rotation der Erde ändert sich auch
durch eine Vielzahl anderer kleiner Effekte im Bereich von Sekundenbruchteilen
pro Jahr. Nur Messungen über viele Jahrzehnte hinweg könnten diesen
unscheinbaren Nebeneffekt der globalen Erwärmung eines Tages registrieren.