MARS
Hubble beobachtet
perfekten Sturm
von Stefan
Deiters
astronews.com
12. Oktober 2001
Ein gewaltiges Sturmsystem auf unserem Nachbarplaneten Mars
hält Planetenwissenschaftler in Atem: Auf neuen Bildern des Hubble-Weltraumteleskops
ist das Ausmaß dieses seltenen Ereignisses eindrucksvoll zu sehen. Die
Oberflächenstrukturen, die im Juni noch erkennbar waren, sind Anfang
September vollständig verdeckt.
Hubble-Aufnahme
des Mars Anfang September. Foto: NASA, James Bell
(Cornell Univ.), Michael Wolff (STScI) und das Hubble Heritage Team
(STScI/AURA) |
Großansicht und Vergleichsbild |
Der gewaltige Staubsturm hatte den roten Planeten in den letzten drei Monaten
nahezu vollständig in einen rötlichen Schleier gehüllt und ermöglichte es
Forschern, die daraus resultierenden Klimaveränderungen mit Hilfe der NASA-Sonde
Mars Global Surveyor zu studieren (astronews.com berichtete). Doch auch aus
dem Erdorbit hatte man den Nachbarplaneten fest im Blick: Die Messungen der um
den roten Planeten kreisenden Sonde wurden durch das Hubble-Weltraumteleskop
unterstützt, auf dessen Bildern die Auswirkungen des Sturmes eindrucksvoll
deutlich werden."Diese Möglichkeit bietet sich nur einmal im Leben", urteilt
James Bell von der amerikanischen Cornell Universität, der das
Hubble-Weltraumteleskop zur Beobachtung nutzte. "Wir haben den phänomenalen und
bislang einmaligen Blick von gleich zwei Raumschiffen." Und sein Kollege Richard Zurek vom NASA
Jet Propulsion Laboratory ergänzt: "Das Besondere ist, dass wir
mit dem Global Surveyor nahezu zwei volle Marsjahre beobachtet haben, aber so
ein Sturm erst jetzt zum ersten Mal auftritt".
Durch die ständige Beobachtung des Sturmsystems mit der Kamera an Bord der
Sonde Mars Global Surveyor wurde auch deutlich, dass es sich nicht um ein
riesiges System handelt, sondern vielmehr um eine Verkettung von Ereignissen:
"Der Sturm geht auf eine planetenweite Serie von Ereignissen zurück, die alle
ihren Ursprung in den Ereignissen in um das Hellas Becken haben", so Michael Malin von Malin
Space Science Systems. "Hier begann der Sturm als lokales Ereignis und
hat dann andere Stürme angeregt, die viele tausend Kilometer entfernt lagen. Nur
eine Woche nachdem der erste Staub in die Stratosphäre gelangte und die
südliche Hemisphäre umkreiste, gab es drei verschiedene Sturmzentren."
Inzwischen nimmt die Stärke des Sturms langsam ab, da durch den Staub die
Oberfläche des Planeten abgekühlt ist. Der Wind lässt nach, der feinere Staub
setzt sich wieder ab. Allerdings nähert sich der Mars dem sonnennächsten Punkt
seiner Bahn, was für erneute Erwärmung und weitere Stürme sorgen könnte - dies
wurde zuvor schon mehrfach beobachtet. "Diese globalen Stürme zu verstehen ist
ein Kernelement jedes Programms zur Erkundung des roten Planeten", so James
Garvin vom NASA Hauptquartier. "Solche abrupten Klimaschwankungen könnten uns
nämlich verraten, wie sich die klimatischen Verhältnisse in der Vergangenheit
entwickelt haben."
Der Sturm auf dem Mars wird auch vom Team der NASA-Sonde 2001 Mars Odyssey
genau verfolgt, die noch in diesem Monat den roten Planeten erreichen wird. Um
in den korrekten Marsorbit zu gelangen, soll die Sonde die äußere Atmosphäre des
Mars streifen und so abgebremst werden. Eine durch den Sturm aufgeheizte
Atmosphäre würde neue Berechnungen dieser Manöver erfordern.
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