"Nur ein großer Einschlag hat für alle diese Felsenbrocken gesorgt",
erläutert Peter Thomas, von der amerikanischen Cornell Universität. "Diese
Beobachtung könnte uns helfen, die Vorgänge auf der Oberfläche eines Asteroiden
besser zu verstehen." Für den Krater, den dieser gewaltige Einschlag
hinterlassen hat, haben die Wissenschaftler schon einen Namen vorgeschlagen:
Shoemaker. Die Ergebnisse der Gruppe erscheinen in der heutigen Ausgabe des
Wissenschaftsmagazin Nature und basieren auf den Bildern, die die Sonde
NEAR Shoemaker bei ihrem kontrollierten Absturz auf den Asteroiden 433 Eros am 12. Februar 2001 gemacht hat.
Bevor das kleine Raumschiff auf dem fernen Himmelkörper aufsetzte hatte es
ein Jahr lang Bilder der eigentümlichen Welt zur Erde gefunkt. Aus diesen
Aufnahmen konnten Thomas und seine Kollegen eine globale Karte des Asteroiden
erstellen, auf denen sie 6.760 Felsbrocken ausmachten, die einen Durchmesser von
über 15 Metern hatten und über die 434 Quadratkilometer Oberfläche von Eros
verteilt waren. Fast die Hälfte dieser Felsen befand sich allerdings innerhalb
des Shoemaker-Kraters, der sich am Ende des Kartoffel-förmigen Asteroiden
befindet. Und die Mehrzahl der anderen Felsen sahen so aus, als ob sie aus dem
Krater hinausgeschleudert worden sind.
"Wir wissen, dass sie von Shoemaker kommen, da die Verteilung der Felsen auf
der Oberfläche genau dem entspricht, was man erwarten würde, wenn man berechnet,
wohin die Felsen nach einem großen Einschlag fliegen würden", so Thomas. Eros
ist etwa vier Milliarden Jahre alt und entstand vermutlich durch das
Auseinanderbrechen eines größeren Asteroiden während einer Kollision zweier
Himmelskörper. Vor rund einer Milliarde Jahren wurde dann Eros selbst von einem
Meteoriten oder einem kleinen Kometen getroffen, der für den Shoemaker-Krater
sorgte. Dieser hat einen Durchmesser von 7,6 Kilometern. Einige der Felsen
flogen gerade in die Luft und wieder zurück, andere schlugen in anderen Regionen
des Asteroiden wieder auf der Oberfläche auf. Eigentümlicherweise ist dies bei
den anderen beiden großen Kratern auf Eros, Himeros und Psyche, nicht zu
beobachten.
Eine weitere Überraschung der globalen Karte von Eros ist der Befund, dass die
gesamte Oberfläche des Asteroiden von einer Schicht aus feinkörnigen Material
überzogen zu sein scheint und daher recht flach und eben erscheint. Gerade in
kleinen Senken und Kratern hat sich dieses Material gesammelt. Wie es möglich
war, dass sich dieses feine Material von dem deutlich grobkörnigeren getrennt
hat, ist den Forschern bis heute ein Rätsel: Eine Erklärung wären
elektrostatische Effekte, die auch auf dem Mond beobachtet wurden (astronews.com
berichtete). Allerdings erfordert dieses Modell eine Reihe von Annahmen und kann
auch nicht alle Beobachtungen auf Eros erklären.
Nun müssen sich die Wissenschaftler noch über eines klar werden: Sind die
Funde und die Vorgänge auf der Oberfläche von Eros typisch für Asteroiden und
wären so auch auf anderen Objekten zu beobachten? Noch fällt eine Antwort
schwer, da Eros bislang der einzige Himmelskörper dieser Art ist, der so genau
untersucht wurde. Auf vorhandenen Aufnahmen der Asteroiden Gaspra und Ida sowie
des Marsmondes Phobos zeigten sich allerdings wenig Ähnlichkeiten mit Eros.