Sternentstehungsgebiete gehören mit zu den farbenprächtigsten
Regionen am Himmel und faszinieren Himmelsbeobachter schon seit Jahrhunderten.
Durch neue Beobachtungen mit dem US-Röntgenteleskop Chandra stellte
sich nun heraus, dass ihr Gas viele tausend Male energiereicher ist als
angenommen. Das Gas wird erhitzt durch zusammenstoßende stellare Winde und
könnte eine wichtige Rolle bei der Galaxienentwicklung spielen.

Chandras Blick auf die Rosetten-Nebel Region. Der Rosetten-Nebel
mit der OB-Assoziation ist in der oberen rechten Ecke des
Mosaiks. Foto: NASA / Penn State University |
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Eine Forschergruppe um Leisa Townsley von der amerikanischen Penn State
University ist dieser besonderen Rolle des stellaren Windes im
Rosetten-Nebel auf die Spur gekommen. Mit Hilfe von Chandra entdeckten
die Forscher, das die massereichsten Sterne Winde produzieren, die kollidieren
und gewaltige Schocks verursachen, so dass die gesamte Region mit einem etwa
sechs Millionen Grad heißen Gas erfüllt wird. "Ein geisterhafter Schimmer aus
diffuser Röntgenstrahlung geht vom Rosetten-Nebel aus und möglicherweise auch von
vielen anderen ähnlichen Sternentstehungsgebieten in unserer Galaxis",
erläutert Townsley. "Damit haben wir eine neue Quelle für das Aufhellen des
wunderschönen Rosetten-Nebels gefunden und neue Hinweise darauf, woher das
interstellare Medium seine Energie bekommt."Townsley und ihre Kollegen haben
ein faszinierendes Röntgen-Panorama der Rosetten-Molekülwolke aus vier
Chandra-Bildern zusammengesetzt. Das gesamte Bild hat eine Ausdehnung von
über 100 Lichtjahren und enthält Hunderte von Röntgenstrahlen aussendenden
jungen Sternen. In einer Ecke der Molekülwolke liegt der Rosetten-Nebel, eine so
genannte HII-Region. Ihren Namen verdanken diese Gebiete dem hier vorkommenden
Wasserstoffgas, dem sein Elektron abhanden gekommen ist. Ursache dafür ist die starke ultraviolette Strahlung der
jungen Sterne. Der Rosetten-Nebel liegt im Sternbild Einhorn in rund 5.000
Lichtjahren Entfernung und ist ein beliebtes Beobachtungsobjekt für
Amateurastronomen.
Die Chandra-Bilder zeigen nun erstmals das sechs Millionen Grad heiße
Gas im Zentrum des Rosetten-Nebels, das ein Volumen von rund 3.000
Kubik-Lichtjahren einnimmt. Es wird gespeist von einer Handvoll massereicher O-
und B-Sterne im Zentrum des Nebels. In dieser OB-Assoziation finden sich auch
noch zahlreiche masseärmere Sterne. "Bis zu diesen Beobachtungen wusste im
Prinzip keiner, wo die Energie der stellaren Winde von den OB-Sternen bleibt",
so Astronomie-Professor Eric Feigelson von der Penn State University.
"Theoretiker haben hierüber viele Jahrzehnte spekuliert und nun sehen wir mit
Chandra, dass die Hitze der Winde auf das kühlere Gas übergeht."
Röntgenteleskope vor Chandra verfügten nicht über das
Auflösungsvermögen, um genauer zwischen den punktförmigen Quellen und dem
diffuseren Abstrahlungen im Rosetten-Nebel zu unterscheiden. Chandra
konnte über 300 individuelle junge Sterne im Nebel ausmachen und zusätzlich noch
Hunderte in der Molekülwolke. Dabei zogen die Wissenschaftler einfach die
Strahlung von den identifizierten punktförmigen Quellen von der insgesamt
beobachteten Röntgenstrahlung ab und entdeckten so die übrig gebliebene diffuse
Strahlung. Diese, so glauben die Forscher, dürfte nicht von einem
Supernova-Überrest stammen, da der Rosetten-Nebel zu jung ist, als dass hier
schon eine Supernova hätte stattfinden können.
Die diffuse Röntgenstrahlung muss also etwas mit den Winden in der
OB-Assoziation zu tun h`ben. Die genauen Vorgänge dabei, werden gerade
untersucht - mit Hilfe von Experten, die sich genausten mit dem Energietransport
in heißen Gasen auskennen.