MOND
Modell erklärt Entstehung aus Einschlag
von Stefan
Deiters
astronews.com
21. August 2001
Unser Mond gehört mit Sicherheit zu den am besten untersuchten
Himmelskörpern, doch hat sich der Erdtrabant bis heute manches Geheimnis
bewahrt. So ist beispielsweise seine Entstehung noch nicht eindeutig
geklärt. Die Theorie, dass der Mond durch einen gewaltigen Einschlag
auf der Erde entstand, erhielt jetzt durch neue Computersimulationen
weitere Unterstützung.
Folge
eines gewaltigen Einschlags? Der
Mond der Erde. Foto:
NSSDC/NASA |
Die spektakuläre Theorie, nach der sich unser Trabant durch einen gewaltigen
Einschlag auf der Erde gebildet hat, entstand in den 70er Jahren und wurde auch
durch aktuelle Ergebnisse beispielsweise der Mondsonde Lunar Prospector
bestätigt (astronews.com berichtete). Allerdings hatten die Wissenschaftler
bislang immer ein Problem: Sie konnten anhand ihrer theoretischen Modelle zwar
den Hergang des Einschlags eines Objektes auf der Erde beschreiben und die
Entstehung des Mondes daraus ableiten, doch gelang es nicht, sämtliche
Eigenschaften des Erde-Mond-Systems daraus abzuleiten. Immer war es nötig,
weitere Ereignisse zu einem späteren Zeitpunkt anzunehmen.
Dies ist nun anders: Forscher des Southwest Research Institute und der
Universität von Kalifornien in Santa Cruz entwickelten ein Computermodell
mit dessen Hilfe sich alle Eigenschaften des Erde-Mond-Systems aus einem
Einschlag herleiten lassen. Und da gilt es einiges zu berücksichtigen, da der
Erdtrabant sich in mancherlei Hinsicht von anderen Himmelskörpern unterscheidet:
So hat er eine deutlich niedrigere Dichte als die erdähnlichen Planeten, was
wohl drauf hindeutet, dass im Inneren nur ein recht kleiner Eisenkern verborgen
ist.
Eine weitere
Besonderheit betrifft die Drehung der Erde und die des Mondes um die Erde. Aus
ihr folgern die Forscher, dass ein Erdtag kurz nach Entstehung des Mondes nur
etwa fünf Stunden lang gewesen sein muss. Aus ihrer Simulationen errechneten die
Wissenschaftler nun, dass ein einzelnes Objekt mit etwa zehn Prozent der
Erdmasse genug eisenfreies Material in einen Erdorbit schleudern kann, aus
dem sich dann der Mond bildet. Dieses Ereignis gibt der Erde zudem die richtige
Anfangsdrehgeschwindigkeit und die korrekte Masse. Es würde zudem darauf
hindeuten, dass der Mond zu einem Zeitpunkt entstanden ist, als die Entstehung
der Erde schon fast vollendet war.
"Das Modell, das
wir hier vorschlagen, macht am wenigsten Annahmen, da es nur einen einzigen
Einschlag erfordert und später nur sehr wenig oder gar keine Änderungen am
Erde-Mond-System benötigt", erläutert Dr. Robin M. Canup vom Southwest
Research Institute.
Zudem würde das
neue Modell ein deutlich kleineres Objekt erfordern, das auf der Erde
einschlägt, was das Szenario erheblich wahrscheinlicher macht. Bislang war man
immer von einem etwa marsgroßen Objekt ausgegangen. "Man weiß inzwischen, dass
gewaltige Kollisionen zur Planetenentstehung gehören und möglicherweise auch die
Unterschiede zwischen den Planeten erklären können", so Erik Asphaug von der
Universität von Kalifornien. Da der Mond auch einen bedeutenden stabilisierenden
Einfluss auf die Erde ausübt, könnte ein Studium seiner Entstehung auch Hinweise
darauf liefern, ob es noch mehr Systeme wie unseres um andere Sonnen geben kann,
auf denen sich möglicherweise auch Leben entwickeln konnte.
|