Wenn die europäischen
Marssonde Mars Express Ende 2003 den roten Planeten erreicht,
erhoffen sich die Wissenschaftler auch neue Erkenntnisse über den
mysteriösen Marsmond Phobos, den die Sonde während ihrer Mission viele
hundert Male passieren wird. Vielleicht kann dann die Frage beantwortet
werden, wie der Felsbrocken im Marsorbit überhaupt entstanden ist.

Viking-Aufnahme
des Mondes Phobos. Foto:
NASA/MSSS |
Während der auf zwei
Jahre angelegten Mission der Sonde Mars Express wird das kleine
Raumschiff mehrere
hundert Mal den Mond Phobos passieren, der mit seinem Durchmesser von nur 22
Kilometern in einer Höhe von 5.980 Kilometer um den roten Planeten kreist.
Dabei wird die Sonde dem Trabanten so nahe kommen, dass deutlich detailliertere
Untersuchungen möglich sein werden, als sie etwa von der Viking-Sonde
gemacht werden konnten. Von Entfernungen ab 3.000 Kilometern kann Mars Express
mit der High Resulution Stereo Camera Aufnahmen machen, ab 1.000
Kilometern kann das Infrared and Visible Mapping Spektrometer zum Einsatz
kommen, mit dem die Mineralien auf der Mondoberfläche untersucht werden
können. Aus noch größerer Nähe werden darüber hinaus das Planetary
Fourier Spectrometer und das Sub-surface Sounding Radar/Altimeter
angeschaltet. Außerdem wird der Energetic Neutral Atoms Analyser die Umgebung
des Mondes bei jedem Vorüberflug studieren.
"Mars Express
wird uns die erste Gesamtkarte von Phobos liefern", erklärt Agustin
Chicarro, Projektwissenschaftler für die Mission bei der ESA. "Das ist
besonders deswegen wichtig, weil wir bisher nur eine Seite des Mondes genauer
kennen. Dank der Sonde bekommen wir nun einen kompletten Einblick in die
Topografie, die Beschaffenheit unter der Oberfläche sowie seine
Zusammensetzung." Die Forscher hoffen auf diese Weise auch hinter das
größte Geheimnis zu kommen, nämlich wie der Mond eigentlich entstanden ist.
Eine Erklärung für
die Entstehung des kleinen Mondes, der noch nicht einmal die zweifache Dichte
von Wasser hat, ist, dass es sich bei ihm - und dem anderen Marsmond Deimos - um
eingefangene Asteroiden handelt. Die bisher vorliegenden Daten unterstützen
diese These. "Grundsätzlich sieht Phobos aus wie einer der inneren
Asteroiden", erklärt Jean-Pierre Bibring, der für einige der Geräte an
Bord der Sonde verantwortlich ist. "Wir wissen aber nicht, ob Phobos noch
in seinem ursprünglichen Zustand ist oder er noch Veränderungen unterworfen
war." Die Daten von Mars Express könnten hier wichtige
Informationen liefern.
Es gibt aber auch
andere Theorien für die Entstehung der Monde um den Mars: So könnten sie aus
Material entstanden sein, welches bei Asteroideneinschlägen von der
Marsoberfläche in den Orbit geschleudert wurde. Ein weiteres Rätsel um Phobos
betrifft tiefe Risse auf dem Mond. Manche Forscher halten sie für die Folgen von
Einschlägen von Material das bei gewaltigen Asteroideneinschlägen auf den Mars
ins All geschleudert wurde. Theoretische Berechnungen scheinen diese These zu
bestätigen.
Die Sonde Mars
Express der ESA soll im Juni 2003 vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur
aus starten.