Am vergangenen Freitag konnten Astronomen mit dem
Goldstone-Radioteleskop detaillierte Aufnahmen eine Asteroiden-Paars
machen, das in einer Entfernung von nur fünf Millionen Kilometern an der
Erde vorüberflog. Das Paar mit Namen 1999 KW4 ist als potentiell
gefährlich eingestuft. Die neuen Daten zeigen jedoch, dass es in den
nächsten 1000 Jahren nicht mit der Erde kollidieren wird.
Radar-Aufnahmen
des Asteroidenpaars 1999 KW4. Foto: JPL/NASA |
Auf den Bildern ist
die Bahn der kleineren Komponente des Asteroiden-Duos als Schweif zu erkennen.
Die Aufnahmen gelangen mit dem 70-Meter-Radioteleskop im kalifornischen
Goldstone, als sich 1999 KW4 der Erde am 25. Mai auf nur rund fünf Millionen
Kilometern näherte. "Dieses System ist das dritte erdnahe Asteroidenpaar,
das per Radarbeobachtungen entdeckt wurde", erläutert Dr. Steven Ostro vom
NASA Jet Propulsion Laboratory (JPL) die Beobachtungen. "Aber
erstmals konnten wir das Duo während der kompletten Umdrehung der einen
Komponente um die andere beobachten." Von Goldstone aus hatte man dazu über
eine Woche lang 1999 KW4 jeweils bis zu acht Stunden beobachtet und zusätzlich
Daten der beiden Komponenten mit dem Arecibo-Teleskop in Puerto Rico gewonnen..
"Das
Asteroiden-Paar 1999 KW4 ist als potentiell gefährlich eingestuft, da seine
Bahn eventuell die der Erde kreuzen könnte. Allerdings haben die detaillierten
Radarmessungen, die bis auf 15 Meter genau sind, nun gezeigt, dass es während
der nächsten 1000 Jahre keine signifikante Chance gibt, dass es zu einer
Kollision kommt", so JPL-Mitarbeiter Jon Giorgini.
Die größere
Komponente von 1999 KW4 hat einen Durchmesser von durchschnittlich 1,2
Kilometern und ist recht symmetrisch, während die kleinere Komponente relativ
unförmig und nur etwa ein Drittel so groß ist. Das Asteroiden-Duo ist einer
der wenigen Asteroiden, die die Bahnen von Merkur, Venus und der Erde kreuzen.
Da es mit Ausnahme von Kometen keine Objekte im Sonnensystem gibt, die der Sonne näher kommen und einen äußerst ungewöhnlichen Orbit haben, vermuten
die Forscher, dass es sich bei 1999 KW4 um einen "erloschenen"
Kometenkern handeln könnte.
Nach einer ersten
Sichtung der Daten scheint die kleinere Komponente von 1999 KW4 alle 16 Stunden
einmal um die größere Komponente zu kreisen. Eine genauere Auswertung der
Beobachtungen wird bald eine recht exakte Bestimmung der Masse und der Dichte
des Asteroiden erlauben. So könnte man hier erstmals Informationen über die
Dichte eines Ex-Kometen erhalten, wenn die Theorie über den Ursprung von 1999 KW4
denn stimmt. Bislang sind drei Objekte als Asteroiden und Kometen
klassifiziert.
Unklar ist den
Forschern auch, wie sich Doppel-Asteroiden gebildet haben könnten und wie
stabil die Systeme eigentlich sind. Allerdings dürfte es sich, so die Forscher,
bei mindestens ein paar Prozent der bekannten Asteroiden um Doppelsysteme
handeln - mit einigen Konsequenzen: Will man nämlich Raumsonden zu diesen
Objekten schicken, dürfte das Manövrieren deutlich anspruchsvoller sein als
bei einem einzelnen Asteroiden.