"Fast jedes Objekt,
was wir im Weltraum kennen, dreht sich", erläutert Dr. Tod Strohmayer vom
NASA Goddard Space Flight Center. "Das gilt für Planeten, Sterne
und ganze Galaxien. Bei Schwarzen Löchern ist dies allerdings recht schwer
direkt zu sehen, da man ja keine feste Oberfläche beobachten kann, die sich
dreht. Wir können aber das Licht beobachten, das von Materie abgestrahlt wird,
die gerade in das Schwarze Loch fällt."
Strohmayer beobachtete ein stellares Schwarzes Loch, was nach
Ansicht der Astrophysiker ein normales Produkt der Entwicklung eines sehr
massereichen Sternes ist. Wie viel mal mehr Masse ein Stern aufweisen muss, um
als ein solches Schwarzes Loch zu enden, ist Gegenstand der aktuellen Forschung,
doch geht man inzwischen von mindestens der zehnfachen Masse unserer Sonne aus.
Diese Sterne beenden ihr nukleares Leben in einer gewaltigen Supernova-Explosion
und werden dann - je nach Masse - zu einem Neutronenstern oder einem Schwarzen
Loch.
Mit dem Rossi Explorer, der im Dezember 1995 gestartet wurde, haben
Forscher lange Zeit ein bestimmtes Flackern in der Röntgenabstrahlung von
Neutronensternen beobachtet. Dieses Flackern, so die Interpretation, wird von
heißem Gas verursacht, das sich um den Neutronenstern bewegt - und zwar nahe
einer Bahn, die die Astronomen "letzten stabilen Orbit" nennen: Dichter darf ein Gasklumpen nicht an das Zentralobjekt kommen, ohne
endgültig auf ihn zu stürzen.
Strohmayer untersuchte das Objekt GRO J1655-40, einen sogenannten Mikroquasar
in rund 10.000 Lichtjahren Entfernung von der Erde. Mikroquasare, auch kürzlich
vom europäischen Röntgenteleskop XMM Newton beobachtet (astronews.com
berichtete), sind Schwarze Löcher, die zwei Jets aus hochenergetischen Partikeln
ins All schleudern, die senkrecht zur sogenannten Akkretionsscheibe um das
Schwarze Loch ausgerichtet sind. Und auch bei diesem Objekt konnte Strohmayer
das von den Neutronensternen bekannte Flackern beobachten. GRO J1655-40 hat eine
Masse von etwa der siebenfachen Masse unserer Sonne.
"Ein rotierendes Schwarzes Loch verändert den es umgebenden Raum
deutlich", erklärt Strohmayer. "Die Drehung erlaubt es der Materie in
deutlich geringerem Abstand um das Schwarze Loch zu kreisen und je dichter die
Materie dem Schwarzen Loch kommt, desto schneller kann sie auf ihrer Bahn
werden. Das bei GRO J1655-40 beobachtete Flackern lässt sich nur durch die
Drehung des Schwarzen Loches erklären."
Das periodische Flackern entdeckte Strohmayer bei zwei unterschiedlichen
Frequenzen. Schon bei Neutronensternen hat man häufig zwei Flackern mit
unterschiedlicher Frequenz gefunden und hatte das auf die Strahlung
zurückgeführt, die von der festen Oberfläche des Neutronenstern abgestrahlt
wird. Da aber jetzt auch Schwarze Löcher das gleiche Phänomen zeigen und diese
nicht über eine vergleichbare Oberfläche verfügen, muss wohl die Theorie
für das Flackern der Neutronensterne im Röntgenbereich neu überdacht werden.
Die Drehung dürfte hat das Schwarzen Loches vermutlich schon von seinem
Vorgängerstern übernommen haben.