Die Aufnahmen, die NEAR Shoemaker von dem kartoffelförmigen
Asteroiden zur Erde zurücksandte, zeigten, dass einige Krater mit einem
feinkörnigen Material gefüllt waren, das irgendwie auf den Boden der
Krater gelangt sein muss. Für das NEAR-Team eine Überraschung,
konnten sie sich doch nicht vorstellen, welcher Mechanismus zu dieser
ebenen und gleichmäßigen Bedeckung der Kraterböden führen
sollte.
Weniger überrascht hingegen war Thomas Gold, der bis zu seiner
Emeritierung Professor an der Cornell-Universität war. Für ihn war die
Sache klar: Statische Elektrizität ist die Ursache dafür, dass
die Staubteilchen quasi zum Boden der Krater schweben können - ein
Vorgang, der nach Golds Ansicht auch dazu geführt hat, dass Krater auf
dem Mond gefüllt sind. "Wenn man nur eine Schicht von 0,001
Millimetern seit dem Bau der Pyramiden angesammelt hat, könnte man über
Milliarden Jahre eine Schichtdicke von über einem Kilometer
erreichen", so Gold, einmal ein weltweit führender Kosmologe.
"Die Strukturen auf Eros sind denen auf dem Mond so ähnlich, dass nun dieser Prozess auch ernsthaft für die Erklärung von großen
Strukturen auf dem Mond in Betracht gezogen werden sollte."
Die elektrische Ladung der Staubkörner stammt in Golds Theorie vom
Bombardement des Himmelsköpers mit Teilchen des Sonnenwindes, die auch
geladen sind. Und wenn solche Teilchen ein Staubkorn treffen, würde dies
immer mehr Ladung aufsammeln. Mittlerweile zeigen auch die noch aktiven
Kollegen von Gold Interesse an dessen Theorie: "Das ist eine sehr
faszinierende Möglichkeit, die wir sicherlich in den nächsten Monaten
genauer untersuchen werden", so Joseph Veverka, Professor und Leiter
der Astronomie-Abteilung der Cornell-Universität.
Die jetzt wiederbelebte und umstrittene Theorie von Thomas Gold geht
bis in die 50er Jahre zurück, als man die Ursache für die gefüllten
Mondkrater diskutierte. Gold schrieb seine erste wissenschaftliche
Veröffentlichung 1955 über dieses Thema und seine Theorie erhielt Mitte
der 70er Jahre Unterstützung durch eine Doktorarbeit: In
Laborexperimenten wurde damals gezeigt, dass eine Bewegung von
Staubteilchen auf dem Mond dann möglich ist, wenn sie sehr
unterschiedliche Ladungen tragen. Diese These stand damit im krassen
Widerspruch zu der Ansicht der meisten Geologen, die die gefüllten
Mondkrater beispielsweise auf Reste von Meteoriteneinschlägen
zurückführten.
Auch auf Eros, so Golds Ansicht heute, könnten die
elektrostatischen Prozesse ein Rolle gespielt haben. Sie dürften in etwa
den Vorgängen ähneln, die auf der verborgenen Seite des Monde vor sich
gehen. Hier sei nämlich das Teilchenbombardement von der Sonne wesentlich
geringer als auf der der Erde zugewandten Seite. Auch Eros, über 400 Millionen
Kilometer von der Sonne entfernt, dürfte nämlich deutlich weniger
Sonnenwind abbekommen als der sichtbare Mond.