300 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ereignete vor
rund 100 Millionen Jahren eine gewaltige Kollision zweier Galaxien. Heute
kann das Hubble-Weltraumteleskop die Folgen des kosmischen Crashes
beobachten. Und dieser dürfte noch weitergehen: Immer wieder werden sich
die beiden Systeme durchdringen und schließlich in rund 200 Millionen
Jahren verschmelzen.
Die
Galaxien NGC 1410 (links) und NGC 1409. Foto: NASA,
William C. Keel (University of Alabama, Tuscaloosa) |
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Spektakuläre Bilder von
Galaxien, die sich gerade in einer Kollision befinden, gibt es viele. Doch in der
jetzt veröffentlichten Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops ist
erstmals klar zu erkennen, wie Materie von der einen Galaxie zur anderen
hinüberströmt: Ein dunkles Band aus Materie, das bei der linken Galaxie NGC
1410 beginnt, schlängelt sich 20.000 Lichtjahr hinüber zu NGC 1409 und
umläuft deren Zentrum wie ein Geschenkband.
Mit Hilfe von Hubble konnte
bestätigt werden, dass es sich tatsächlich um einen kontinuierlichen
Materiefluss zwischen den beiden Galaxien handelt - eine intergalaktische Pipeline
also.
Die Astronomen gehen
davon aus, dass dieser Materiestrom durch die Kollision der beiden Galaxien
entstanden ist, sind sich aber nicht sicher, wo diese Pipeline genau beginnt und
warum gerade NGC 1409 Materie von der anderen Galaxie abzieht.
Außerdem scheint
NGC 1409 gar nicht zu merken, dass neues Material zuströmt: Normalerweise
führt dies nämlich zu einer heftigen Sternentstehungsphase, von der allerdings
nichts zu sehen ist. Eventuell, so ein Erklärungsversuch der Wissenschaftler,
ist das einströmende Gas zu heiß, um Sterne bilden zu können.
Vielleicht ist aber
auch die Pipeline selbst an dem Fehlen von heftiger Sternentstehung Schuld: Das
dünne, nur 500 Lichtjahre breite Band transportiert nur rund zwei Hundertstel
der Masse unserer Sonne pro Jahr. NGC 1409 sollte dadurch rund eine Millionen
Sonnenmassen an Gas im Laufe der Zeit erhalten haben - eventuell nicht genug um
eine heftige Sternentstehungsphase einzuleiten.
Die Kollision selbst
hat allerdings zu Sternentstehungsaktivität geführt: Zu sehen ist dies
beispielsweise an den hellen, bläulichen Spiralarmen in der Galaxie NGC 1410.
Und das Schauspiel dürfte noch weitergehen: Noch viele Male werden sich die
beiden Galaxien, die durch ihre Gravitationskraft verbunden sind, mit einer Geschwindigkeit von einer Millionen Kilometern
pro Stunde umkreisen und teilweise durchdringen. Ihre Zentren sind nur rund
23.000 Lichtjahre voneinander entfernt - das ist weniger als die Entfernung der
Erde zum Zentrum unserer Milchstraße. In rund 200 Millionen Jahren dürften die
beiden Galaxien vollkommen verschmolzen sein.