Gegen die Monde Io oder Europa dürfte S/1999 J1 sehr
bescheiden wirken, doch immerhin ist der Felsbrocken von etwa fünf
Kilometern Durchmesser der erste Mond des Gasplaneten, der seit 1979
entdeckt wurde. Der Fund gelang mit Hilfe eines 79 Jahre alten Teleskops,
das für das Spacewatch-Projekt eingesetzt wird.
Eigentlich soll der Teleskopveteran auf dem Kitt Peak in Arizona im
Rahmen des Spacewatch-Projektes den Himmel nach Asteroiden und
Kometen absuchen und so hielten die an den Beobachtungen beteiligten
Astronomen den Felsbrocken im Oktober und November letzten Jahres auch
zunächst für einen Asteroiden und vergaben den Namen 1999 UX18. Der
vermeintliche Asteroid war nur einer von vielen, deren Daten aus jenen
Beobachtungsnächten an das Minor Planet Center der Internationalen
Astronomischen Union weitergeleitet wurden.
So fiel es zunächst gar
nicht auf, dass sich 1999 UX18 leicht anders bewegte als die übrigen
aufgespürten Asteroiden. Erst mit neuen Daten aus dem Mai 2000 versuchte
Tim Spahr vom Minor Planet Center mit Hilfe eines Computerprogramms
seines Kollegen Gareth Williams die neuen Beobachtungen mit denen aus dem
Oktober in Übereinstimmung zu bringen. Doch kein noch so gewagter Orbit
um die Sonne schien mit den Beobachtungen verträglich zu sein.
So
kam Spahr auf eine Idee: Der Ort, wo 1999 UX18 beobachtet wurde, lag nur
ungefähr vier Monddurchmesser vom Jupiter entfernt - also in relativer
Jupiternähe. Ob sich eine bessere Übereinstimmung mit den Beobachtungen
ergeben würde, wenn man annähme, dass sich das Objekt um den Jupiter und
nicht um die Sonne bewegt? Die Idee sollte sich nach Rücksprache mit
Williams als erfolgsversprechend herausstellen. Schnell wurde überprüft,
ob man nicht zufällig einen schon bekannten Jupitermond beobachtet hatte
und schließlich 1999 UX18 auf weiteren Aufnahmen des Spacewatch-Teams
identifiziert.
Der von Williams berechnete Orbit des Mondes legt
nahe, dass S/1999 J1 zu einer Gruppe von äußeren Jupitermonden gehört,
die den Gasplaneten auf sehr ungewöhnlichen Orbits in etwa 25 Millionen
Kilometer Entfernung vom Jupiter alle zwei Jahre umrunden. Diese Monde
kreisen in entgegengesetzter Richtung um den Gasplaneten als die anderen
Jupitermonde - ein Hinweis darauf, dass sie ursprünglich einmal um die
Sonne kreisten, dann aber durch die Gravitationskraft des Jupiter
eingefangen wurden.
Um ganz sicher zu gehen, müssen allerdings noch
weitere Beobachtungen den Orbit von S/1999 J1 bestätigen. Der Mond wäre
der erste neu entdeckte äußere Jupitermond seit 1974 und die erste
Neuentdeckung seit 1979 als im Rahmen der Voyager-Mission drei
innere Monde aufgespürt wurden. Sollte S/1999 J 1 wirklich ein
Jupitermond sein, wäre er der 17 Trabant des Gasplaneten und mit seinem
geschätzten Durchmesser von unter fünf Kilometern der kleinste
bestätigte Mond der großen Planeten.