Und noch eine Meldung vom Mars: Auf dem roten Planeten soll es
zwei bis dreimal mehr Wasser geben als man bisher geglaubt hat.
Diese Erkenntnis einer amerikanischen Geophysikern beruht auf einem
Vergleich des Deuteriumgehalts von Wasser in einem Marsmeteoriten und in
der Marsatmosphäre.
Deuterium ist eine schwere Form von Wasserstoff und kann sich mit
Sauerstoff zu "schwerem Wasser" vereinigen. Im Wasser der
heutigen sehr dünnen Marsatmosphäre findet man ein Verhältnis von
Deuterium zu Wasserstoff das fünf Mal größer ist als bei Wasser auf der
Erde. Diesen Unterschied erklärte man bisher dadurch, dass das es für
den leichteren Wasserstoff nicht so schwierig war der Marsatmosphäre zu
entkommen. Und da dieser somit bevorzugt entwich, stieg der Verhältnis
von Deuterium zu Wasserstoff zu Gunsten des Deuteriums an.
In der frühen Marsgeschichte sollten, so glaubten die Wissenschaftler
bisher, sich Marswasser und Erdwasser recht ähnlich gewesen sein. Um den
gegenwärtigen Deuteriumüberschuss in der Marsatmosphäre zu
erreichen, errechnete man, dass etwa 90 Prozent des Wassers in der
Atmosphäre und der oberen Marskruste in der Geschichte des Planeten
verlorengegangen sein müssen.
Die amerikanische Geophysikern Dr. Laurie A. Leshin von der Arizona
State University wollte nun dieser Sache auf den Grund gehen: Dazu
analysierte sie Kristalle, die winzige Einschlüsse von Wasser enthalten,
und untersuchte den Deuteriumgehalt. Die Kristalle stammten aus dem 1994
in der Antarktis niedergegangenen Marsmeteoriten QUE94201.
Stimmt nun die bisherige Theorie über das Marswasser hätten Leshins
Analysen der urzeitlichen Wassereinschlüsse eine ähnliches Deuterium zu
Wasserstoff-Verhältnis wie auf der Erde ergeben müssen. Doch zu ihrer
Überraschung fand sie ein etwa doppelt so großes Verhältnis. Dies
könnte sich durch extreme ultraviolette Strahlung der Sonne in der
frühen Marsgeschichte erklären lassen oder aber darauf hinweisen, dass
das Marswasser überwiegend von Kometen stammt, die ein ähnliches
Deuterium zu Wasserstoff-Verhältnis aufweisen.
Und die Untersuchungen der Wissenschaftlerin legen noch einen weiteren
Schluss nahe: Da ja nun das ursprüngliche Marswasser deutlich mehr
Deuterium enthielt als bisher angenommen, musste der Mars auch nicht mehr
so viel Wasser verlieren, um den heutigen Deuterium zu Wasserstoff-Gehalt
zu erreichen. Die Marsatmosphäre hätte also rund zwei bis dreimal
weniger Wasser verloren als bisher angenommen.
Nur eines kann Leshin aus ihren Analysen nicht herauslesen: Wie viel
Wasser auf dem Mars ist. Der Meteorit verrät lediglich, dass es zwei bis
dreimal mehr Wasser geben müsste als bisher angenommen.