Mit Hilfe der NASA-Sonde Mars Global Surveyor glauben
amerikanische Wissenschaftler relativ junge Strukturen auf der Oberfläche des Mars entdeckt
zu haben, die nur durch fließendes Wasser zu erklären sind. Wann es
allerdings geflossen ist, ist noch unklar - entweder vor einigen Millionen
Jahren oder aber erst gestern.
Spuren von Erosion durch Wasser in einem
Meteoriteneinschlagkrater. Foto:
NASA/JPL/Malin Space Science Systems |
Wenn sich die Deutungen der Wissenschaftler bewahrheiten, könnte es
sich bei der jüngsten Entdeckung der Sonde Mars Global Surveyor um
einen gewaltigen Fortschritt bei der Erforschung des roten Planeten
handeln. "Seit vor 28 Jahre die Sonde Mariner 9 Spuren von
urzeitlichen Wasserströmen auf dem Mars gefunden hat, fragen sich die
Wissenschaftler, wo wohl das Wasser geblieben ist", sagte Dr. Ken
Edgett von Malin Space Science Systems, der mit seinem Chef Dr.
Michael Malin Autor des Artikels in der Zeitschrift Science ist, in
der die Entdeckung beschrieben wird. "Die neuen Bilder des Global
Surveyor geben uns einen Teil der Antwort: Das Wasser ist im
Untergrund verschwunden und möglicherweise immer noch dort."
Und Dr. Ed. Weiler aus der NASA-Zentrale ergänzt: "Zwei
Jahrzehnte lang haben Wissenschaftler diskutiert, ob flüssiges Wasser vor
Milliarden Jahren einmal auf dem Mars existiert hat. Durch diese
Entdeckung müssen wir uns nun Fragen, wie es heute aussieht." Eine
spannende Frage: Würde sich nämlich herausstellen, dass es heute noch
flüssiges Wasser auf dem Mars gibt, hätte das große Auswirkungen auf
die Suche nach einfachem Leben auf dem roten Planeten. "Wenn sich
jemals Leben gebildet und es bis heute überlebt hat, sind die
neuentdeckten Geländestrukturen die Stellen, an denen man danach suchen
müsste," so Weiler.
Auf den nun veröffentlichten Aufnahmen glauben die Forscher kleine
Kanäle zu erkennen, die in dieser Form nur durch fließendes Wasser
entstanden sein können. Und im Vergleich zur übrigen Marsoberfläche
scheinen diese Strukturen relativ jung zu sein. "Sie können einige
Millionen Jahre alt sein, aber wir können auch nicht ausschließen, dass
sie sich erst gerade gestern gebildet haben", so Dr. Michael
Malin.
Flüssiges
Wasser würde auf dem Mars sofort verdampfen |
Ein Problem gibt es allerdings für die Wissenschaftler: Da der Druck
auf der Marsoberfläche etwa 100 mal niedriger als auf der Erde ist,
würde flüssiges Wasser sofort anfangen zu sieden. Wie könnten also die
Kanäle entstanden sein? Nach Ansicht von Malin durch eine wiederholten
Ausbruch von Wasser und Geröll: "Wir haben ein Modell entwickelt,
dass erklären könnte, warum das Wasser nicht verdampft, wenn es an die
Oberfläche tritt, sondern in den Kanälen hinabfließt. Durch das
Verdampfen wird der Boden gekühlt, das Wasser würde gefrieren, das
nachfolgende Wasser würde aufgestaut. Irgendwann wäre der entstehende
Druck so groß, dass der Damm aus Eis durchbrochen wird und eine Flutwelle
durch den Kanal strömt."
Insgesamt haben Malin und seine Kollegen nur wenige hundert dieser
Geländeformationen in den Zehntausenden von Bildern entdeckt, die sie mit
der Sonde gemacht haben - und dies an Orten, wo sie sie eigentlich gar nicht
erwarten würden. So finden sie sich an Stellen, die am wenigsten
Sonnenlicht an einem Marstag erhalten. Das jeweilige Wasserreservoir
dürfte, so die Wissenschaftler, 100 bis 400 Meter unter der Oberfläche
liegen.
Bei einem Ausbruch würden vermutlich 2.500 Kubikmeter Wasser auf die
Marsoberfläche gespült - genug um 100 Haushalte für rund einen Monat zu
versorgen. Wodurch das Wasser plötzlich an die Oberfläche tritt, ist den
Wissenschaftlern allerdings noch unklar. Nur vulkanische Aktivität halten
sie nicht für die Ursache.
Gibt es tatsächlich Wasser auch außerhalb der Polarregionen des
Mars, dürfte dies auf künftige - wohlmöglich auch bemannte -
Marsmissionen einen entscheidenden Einfluss haben. Zurzeit wird bei der
NASA über die Missionen des Jahres 2003 entschieden. Es ist zu hoffen,
dass durch diesen Besuch beim roten Planeten dann weitere Informationen
über diese ungewöhnlichen Geländestrukturen gesammelt werden
können.