Zwerggalaxien sind weitaus weniger spektakulär als die großen
Galaxien. Dies war zumindest bis vor kurzem der Eindruck. Aufnahmen mit
einem Teleskop des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen
Südsternwarte brachten jetzt Überraschendes ans Licht: Eine normale
elliptische Zwerggalaxie scheint über eine Spiralstruktur zu
verfügen.
Das linke Bild zeigt IC 3328 als elliptische Zwerggalaxie.
Nach "Ausblenden" eines Teils des Lichts der Galaxie
mit einem speziellen Verfahren wird überraschend eine
Spiralstruktur deutlich (rechts). Foto: ESO |
50 Millionen Lichtjahre entfernt liegt die kleine Zwerggalaxie IC 3328.
Sie ist Mitglied des Virgo-Galaxienhaufens. Zwerggalaxien gibt es allen
Ansammlungen von Galaxien und sie gehören vermutlich der Anzahl nach
gerechnet zum häufigsten Galaxientyp. Im Gegensatz zu normalen Galaxien
mit Hunderten Milliarden von Sternen, verfügen Zwerggalaxien nur über einige zehn Millionen Sterne.
Auch in der lokalen Gruppe, zu der unsere Milchstraße gehört,
kennt man über zwanzig Zwerggalaxien - die bekanntesten von ihnen sind
die Große und die Kleine Magellansche Wolke. Diese werden von den
Astronomen allerdings als irreguläre Zwerggalaxien klassifiziert.
Um unsere Nachbargalaxie Andromeda kreisen hingegen mit NGC 147 und NGC
205 zwei elliptische Zwerggalaxien. Sie erscheinen dem Betrachter recht
regelmäßig und dürften - genau wie ihre großen Brüder, die
elliptischen Galaxien - hauptsächlich Sterne enthalten und nicht - wie
beispielsweise Spiralgalaxien - Wolken von Gas und Staub.
Mit Hilfe der ersten Teleskopeinheit der VLT Antu beobachteten
Astronomen nun eine Reihe von elliptischen Zwerggalaxien im
Virgo-Galaxienhaufen, der im Sternbild Jungfrau liegt. Im Fall der
Zwerggalaxie IC 3328 machten die Forscher eine überraschende Entdeckung:
Als sie - um Variationen in der Helligkeit der Galaxie aufzuspüren - ein
gut passende Modell für den Helligkeitsverlauf dieser Galaxie von ihrer
Originalaufnahme abzogen, zeigte sich unerwartet eine deutliche
Spiralstruktur. So etwas war bisher noch nie in einer elliptischen
Zwerggalaxie beobachtet worden. Der Helligkeitsunterschied der
Spiralstruktur macht nur drei Prozent aus, so dass zu dieser Entdeckung
ein Teleskop von der Leistungsklasse des VLT nötig war.
Warum diese kleinste und lichtschwächste je entdeckte Spiralstruktur
existiert, ist zur Zeit noch unklar. Die Astronomen schlagen zwei
Möglichkeiten vor: Zum einen könnten diese Strukturen durch den Einfluss
zwei benachbarter Zwerggalaxien entstanden sein oder sich aber aus einer
gewissen anfänglichen "Körnigkeit" der in der Zwerggalaxie
vermuteten dünnen Scheibe im Laufe der Zeit entwickelt haben.