Auf der Oberfläche des Mars könnte es von chemischen
Überresten von Leben nur so wimmeln, ohne dass bisherige Marssonden in
der Lage gewesen wären, diese zu entdecken. Darauf hat nun, laut einem
Bericht des New Scientist, ein amerikanischer Wissenschaftler
hingewiesen. Um wirklich sicher zu sein, gäbe es nur eine Chance: Etwas
von dem "Dreck" zur Erde zu bringen.
Als vor etwa
einem Vierteljahrhundert die Viking-Sonde erfolglos
nach organischen Stoffen auf der Oberfläche des roten Planeten suchte,
war für viele Wissenschaftler auf der Erde der Fall klar: Die Bedingungen
auf dem Mars sind einfach zu extrem, als dass dort über längere Zeit organische Stoffe
erhalten bleiben können. Wollte man also nach Spuren
früheren Lebens fahnden - so die Schlussfolgerung - müsse man unter der
Marsoberfläche suchen.
Für den Chemiker Steven Benner, der als Berater für die Marsforschung
an der Universität von Florida in Gainsville tätig ist, ist die Sache
nicht so klar: Die Bedingungen auf dem Mars könnten die organischen
Moleküle auf ganz unterschiedliche Weise verändert haben, erläutert
er. "So wie manche Menschen auf den ersten Blick Akkorde in einer
Partitur sehen, gibt es andere die einfach raten können, wie die
Endprodukte chemischer Reaktionen unter gewissen Bedingungen
aussehen."
Grund für die Zerstörung der organischen Moleküle auf dem Mars - da
ist sich Benner mit seinen Kollegen einig - ist die ultraviolette
Strahlung der Sonne: Sie spaltet Wassermoleküle in Wasserstoff und ein
Hydroxyl-Radikal auf, welches dann andere organische Bestandteile
angreifen kann. Doch glaubt der Chemiker und sein Team, dass die Radikale
nicht unbedingt alle existierenden organischen Moleküle zerstören müssen:
Mit manchen könnten sie sich auch zu sehr stabilen Verbindungen
zusammenschließen.
Zu dieser Erkenntnis gelangten die Wissenschaftler indem sie sich
ansahen, wie beispielsweise Hydroxyl-Radikale mit den fünf häufigsten
organischen Bestandteilen von Meteoriten reagieren. Dabei fanden sie
Verbindungen, die bis zu einhundert Mal stabiler waren als normale
organische Verbindungen unter den Bedingungen, die auf dem Mars
anzutreffen sind.
Doch selbst wenn es auf der Oberfläche des Mars von diesen stabilen
Zeugnissen möglichen Lebens nur so wimmelt, hätte man sie bisher nicht
entdecken können: Um nach organischen Spuren zu fahnden, hatte der Viking-Lander
Erdproben für 30 Sekunden auf rund 500 Grad erhitzt und den Dampf mit
einem Spektrometer untersucht. Um die von den Forschern aus Florida
postulierten Verbindungen nachweisen zu können, hätte man die Erdprobe
jedoch mindestens zehn Minuten erhitzen müssen.
Dass man Spuren übersehen haben könnte, meint auch Christopher McKay
vom NASA Ames Research Center: "Die Frage organischer Spuren
auf dem Mars ist immer noch offen", so der Wissenschaftler. Und für
ihn gibt es nur eine Chance, die These von Benner und seinen Mitarbeitern
zu testen: eine Bodenprobe vom Mars muss her. "Ich bin ein großer
Anhänger der Idee, etwas von dem Dreck zur Erde zu bringen."