14 Jahre nach ihrer Entdeckung gelang amerikanischen Astronomen
die Wiederentdeckung zweier Uranusmonde: Cordelia und Ophelia waren 1986
auf Bilder aufgespürt worden, die die Voyager-Sonde zur Erde
gesandt hatte, aber danach nicht wieder gefunden worden. Bis Mitte letzter
Woche ...
Die Entdeckung von Cordelia und Ophelia - damals noch 1986 U7 und 1986
U8 genannt - wurde am 27. Januar 1986 bekannt gegeben. Wissenschaftler
hatten Bilder der Sonde Voyager 2 ausgewertet und so die beiden
kleinen Monde mit einem Durchmesser von vermutlich nur etwa 50 Kilometern
aufgespürt. Da sich Voyager 2 aber weniger als zwei Wochen im
Uranus-System aufhielt, war es für die Astronomen extrem schwierig exakte
Bahnen der Uranustrabanten zu berechnen.
Das führte dazu, dass die beiden Monde für 14 Jahre verschollen
blieben. Vor wenigen Wochen allerdings machte sich Erich Karkoschka vom Lunar
and Planetary Laboratory der Universität in Arizona an die Arbeit und
sah sich erneut Bilder an, die das Hubble-Weltraumteleskop vor drei
Jahren vom Uranus-System gemacht hatte. Elektronisch legte er ein Bild
über das andere und verglich Pixel für Pixel um so die Bahnen der
Uranusmonde zu erkennen. Auf diese Weise war plötzlich Ophelia klar zu
erkennen. Nur Cordelia fehlte noch.
Nun kam die Theorie zum Zug: Richard French vom Wellesley College und
Philip Nicholson von der Cornell Universität hatten den Epsilon-Ring des
fernen Gasplaneten recht genau untersucht. Von besonderem Interesse waren
für die beiden Wissenschaftler kleine wellenartige Verbiegungen im Ring,
die auf einen nahen Mond zurückzuführen wären. Der Theorie nach sorgten
nämlich Ophelia und Cordelia dafür, dass dieser dünne Uranus-Ring
überhaupt existieren kann und nicht im Laufe der Zeit im breiter wird und
schließlich verschwindet. Ophelia und Cordelia wären damit sogenannte
Hirtenmonde dieses Ringes.
Mit den von ihnen gefundenen kleinen Störungen im Epsilon-Ring und der
Hirtenmond-Theorie konnten French und Nicholson nun die Umlaufbahnen von
Orphelia und Cordelia bestimmen. Es stellte sich heraus, dass die von
Karkoschka gefundene Position von Ophelia sich relativ exakt durch die
Bahnberechnungen von French und Nicholson vorhersagen lässt.
Dadurch angespornt, versuchte das Wissenschaftlerteam den umgekehrten
Weg: Mit den Informationen seiner beiden Kollegen nahm sich Karkoschka die
Hubble-Bilder erneut vor und fand durch diese Hilfe von Seiten der
Theorie tatsächlich Cordelia exakt an der vorhergesagten Stelle.
"Diese Entdeckung zeigt, wie Wissenschaft funktioniert", meinte
Karkoschka zu dieser Zusammenarbeit. "Zunächst zeigen Beobachtungen
ein unerwartetes Phänomen. Mit Hilfe einer oder mehrerer Theorien werden
dann Vorhersagen gemacht, die mit Hilfe weiterer Beobachtungen bestätigt
oder eben verworfen werden. Und dadurch erhalten wir ein klareres
Verständnis von einem Bereich des Universums in dem wir leben."