Dank moderner Technik gelang Astronomen der
amerikanischen Cornell Universität einer der schärfsten Aufnahmen
des Gasplaneten Neptun von der Erde aus. Die Wissenschaftler machten
sich dabei die vom NASA Jet Propulsion Laboratory (JPL)
entwickelte adaptive Optik für das Hale-Teleskop des Palomar Observatoriums zu
Nutze. Der Effekt dieses Systems ist beeindruckend.
Neptun aufgenommen im nahen Infrarot Bereich mit der PHARO
Kamera (Oben ohne adaptive Optik und mit eingeschalteter
adaptiver Optik) Fotos: Cornell Universität
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Die Wissenschaftler von der Cornell Universität benutzten für ihre
Aufnahmen den an der Universität entwickelten Palomar High Angular
Resolution Observer (PHARO), der das Licht von einer adaptiven Optik
bezieht, die die Störungen der Erdatmosphäre so gut herauskorrigiert, dass man mit dem Teleskop Bilder gewinnen kann, deren Auflösung
sehr nahe am theoretischen Limit des Teleskops liegt.
Beim ersten Test des neuen Systems sollten nun Nahe-Infrarot-Aufnahmen
des Neptun gemacht werden. Neptun, der achte Planet von der Sonne, ist ein
Gasplanet, von dem nur die Oberfläche seiner Atmosphäre sichtbar ist.
Durch sein große Entfernung ist es normalerweise von der Erde aus nicht
möglich, irgendwelche Details in der Neptun-Atmosphäre zu erkennen. Dank
der neuen adaptiven Optik am Hale-Teleskop sind aber jetzt sogar
Wolkenstrukturen auf dem Gasplaneten auszumachen.
"Dies ist das einzige zur Zeit verfügbare Gerät, mit dem man so
hochauflösende Aufnahmen machen und gleichzeitig auch Spektren aufnehmen
kann", erläutert Cornell-Astronom Don Banfield die Vorteile von
PHARO und der neuen adaptiven Optik des Teleskops. Mit Hilfe der Spektren
könne man die Wolken genau analysieren und etwa ihre Höhe bestimmen.
"Außerdem können wir den Methangehalt in der Atmosphäre messen, die Eigenschaften von einzelnen Wolken bestimmen und daraus eventuell
Rückschlüsse auf Bewegungen in der Neptunatmosphäre ziehen."
Das am JPL entwickelte System der adaptiven Optik besteht im
wesentlichen aus einem Spiegel zwischen der Kamera und dem Teleskop,
dessen Position bis zu 500 Mal pro Sekunde angepasst werden kann, um
atmosphärische Störungen auszugleichen. Dieses Prinzip ist nicht neu:
Die meisten der modernen erdgebundenen Großteleskope verfügen über
ähnliche Einrichtungen, beispielsweise auch das Very Large Telescope
(VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO). Vorteil für die Astronomen
der Cornell Universität ist aber natürlich, dass sie durch die
Entwicklung der Kamera 90 Nächte pro Jahr am Hale-Teleskop zur Verfügung
haben und so auch längere Beobachtungsreihen durchführen können.
Das nächste Ziel von PHARO soll nun Titan sein, der größte
Saturnmond. Carl Sagan, einer der populärsten Astronomen Amerikas und
Professor in Cornell, hatte noch kurz vor seinem Tod 1996 vorgeschlagen,
Titan mit dem Hale-Teleskop zu beobachten. "Wir werden alle an Carl
denken, wenn wir das nun tatsächlich machen," so Thomas Hayward von
der Cornell Universität.