Bei Beobachtungen des Doppelsterns Algol machten zwei
europäische Astronomen eine ungewöhnliche Entdeckung: Sie registrierten
einen gewaltigen Strahlungsausbruch, der allerdings für einige Stunden
aussetzte. Für die Wissenschaftler ein Problem - stimmt doch dieser
Befund nicht mit den gängigen Theorien dieser Ereignisse überein.
Als Prof. Jürgen Schmitt von der Hamburger Sternwarte und Dr. Fabio
Favata vom European Space Research and Technology Center (ESTEC) in
Noordwijk/Niederlande den Doppelstern Algol mit Hilfe des italienischen Röntgensatelliten
BeppoSAX beobachteten, stießen sie auf einen gewaltigen
Strahlungsausbruch. Die Energie, die dabei frei wurde ist etwa
vergleichbar mit der Energiemenge, die die Erde in 230.000 Jahren von der
Sonne bekommt. Die beobachtete Eruption zählt damit zu den heftigsten,
die jemals bei einem Stern beobachtet wurden.
Allerdings überraschte die Astronomen nicht die Stärke des
Strahlungsausbruchs: Ungewöhnlich war, dass der insgesamt etwa zwei Tage
dauernde Ausbruch für ein paar Stunden "auszusetzen" schien. Analysen der beiden
Wissenschaftler zeigten jedoch, dass er in Wirklichkeit hinter dem im Röntgenbereich
dunklen Hauptstern des Doppelsternsystems verschwand.
Was für den Laien als plausible Erklärung erscheint, könnte für die
Theoretiker ein Problem werden: Bisher nämlich vermuteten die Astronomen, dass
derartige Riesen-Eruptionen ihre Ursache in Veränderungen des
Gesamt-Magnetfeldes eines Doppelsterns haben. Damit würden sie sich von den kleineren Eruptionen unterscheiden, wie sie auch auf unserer
Sonne zu sehen sind. Deren Ursache - so die Theorie - liegt nämlich
in der Umgruppierungen der Feldlinien des lokalen Magnetfeldes eines Sterns.
Diese Unterscheidung ist durch die Algol-Beobachtungen von Schmitt und
Favata nun in Frage gestellt: Die Auswertungen der Wissenschaftler zeigen, dass der Ausbruch in einer relativ kleinen Region über einem
der Pole des leuchtschwächeren Algol-Sterns stattfand und somit - mit dem
Unterschied der Stärke - eine größere Ähnlichkeit mit Sonneneruptionen
aufweist, als bisher vermutet. Dieser Befund, veröffentlicht in der
letzten Ausgabe von Nature, dürfte den Theoretikern also einiges
Kopfzerbrechen bereiten.
Algol, der zweithellste Stern im Sternbild Perseus, ist ein
sogenannter Bedeckungsveränderlicher. Er besteht tatsächlich aus zwei
Sternen, die sich gegenseitig alle zwei Tage und 22 Stunden umkreisen. Von der Erde aus betrachtet, zieht dabei jeweils ein
Stern vor dem anderen vorüber, so dass sich die Gesamthelligkeit des
Systems zu verringern scheint.