Die Familie der Schwarzen Löcher hat Zuwachs bekommen: Unabhängig voneinander
fanden zwei Gruppen von Astronomen Hinweise auf Schwarze Löcher einer neuen Mittelklasse.
In ihnen soll eine Masse von etwa 100 bis 10.000 Sonnenmassen auf etwa Mondgröße
vereinigt sein. Die Entdeckung wurde gestern auf einer Konferenz der Amerikanischen
Astronomischen Gesellschaft erstmals vorgestellt.

Verräterische Röntgenstrahlung: Ein neuer Typ von Schwarzen Löchern (künstlerische
Darstellung) Abbildung: NASA Goddard |
Schwarze Löcher sind Objekte im Weltraum, deren Gravitationskraft so enorm ist, daß
nichts - nicht einmal das Licht - sie wieder verlassen kann. Bisher war man von zwei
unterschiedlichen Arten von Schwarzen Löchern ausgegangen: den stellaren und den
supermassiven Schwarzen Löchern. Erstere sind Überbleibsel eines Sterns, der
ursprünglich vielleicht zehn bis 20mal massereicher als die Sonne war und nun am Ende
seines Sternenlebens eine Masse von einigen Sonnenmassen in einem Objekt von wenigen
Kilometern Durchmesser vereint. Supermassive Schwarze Löcher hingegen könnten in der
Frühphase des Universums aus gewaltigen Gaswolken oder aus dem Kollaps eines riesigen
Sternhaufens entstanden sein und vereinen eine Million bis eine Milliarde Sonnenmassen in
ihrem Zentrum.
Der neuen Mittelklasse kamen die Astronomen-Teams durch das Studium der
Röntgenstrahlung naher Galaxien auf die Spur: "Wir wollten eigentlich untersuchen,
was die Ursache einer recht ungewöhnlichen Röntgenleuchtkraft in der Nähe des Zentrum
vieler Galaxien ist," erläutert Dr. Edward Colbert vom NASA Goddard Space Flight
Center. "Mit alten Daten aus den 70er Jahren konnten wir nicht entscheiden, ob diese
Strahlung auf supermassive oder stellare Schwarze Löcher zurückzuführen ist." So
machten die Wissenschaftler neue Beobachtungen und entdeckten Hinweise, daß ein bisher
nicht bekannter Typ eines Schwarzen Loches diese Strahlung verursacht.
Schwarze Löcher lassen sich - wie der Name schon sagt - nicht direkt beobachten. Man
ist daher auf die Messung der Strahlung angewiesen, die erzeugt wird, wenn Materie in das
Schwarze Loch hineinfällt. In Darstellungen von Schwarzen Löchern ist daher auch
hauptsächlich diese ins das Loch hineinspiralende Materie zu sehen, zusammen mit
sogenannten "Jets" - gebündelte Teilchenströme, die vom Schwarzen Loch
weggeschleudert werden.
Zur Zeit ist noch nicht klar, wie dieser neue Typ von Schwarzem Loch entstanden sein
könnte. Die beste Theorie besagt, daß sie sich möglicherweise durch Verschmelzung
zahlreicher stellarer Schwarzen Löcher bilden. Möglich wäre dies: Allein in der Galaxie
M82, wo der neue Typ entdeckt wurde, vermuten die Astronomen Millionen stellarer Schwarzer
Löcher.