Australische Astronomen haben eine Theorie entwickelt, nach der es zwischen den
Galaxien jede Menge unentdeckte Sterne gibt. Die Freude über die Entdeckung hält sich
jedoch in Grenzen: Stimmt nämlich die These, hätte man dadurch zu viel normale Materie
im Universum - eine Herausforderung für die Urknalltheorie.
Was Professor Ken Freeman von der Australian National University heute seinen Kollegen
bei einem Treffen in Sydney präsentieren will, könnte sich als große Herausforderung
für die Standard-Urknalltheorie erweisen: Die Astronomen suchten nämlich nach Sternen,
die sich nicht in Galaxien, sondern im Raum dazwischen aufhalten. Ort der Suche waren zwei
riesige Ansammlungen von Galaxien, der Fornax- und Virgo-Haufen.
Die Idee, im intergalaktischen Raum nach Sternen zu suchen, ist nicht neu: Doch ist der
Raum zwischen den Galaxien so riesig und die Sterne so leuchtschwach, daß die Fahndung
nach diesen Sternen, der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht. So
konzentrierte sich Freeman und sein Team auf eine besonderen Typ von Sternen, sogenannte
"Planetarische Nebel". Es handelt sich dabei um Sterne, die gerade verlöschen,
aber vor dem endgültigen Ausglühen noch einmal einen großen Teil ihrer Hülle abwerfen.
So ist es möglich Planetarische Nebel noch in einer Entfernung von bis zu 50 Millionen
Lichtjahren auszumachen.
Die Astronomen entdeckten nun 160 dieser Objekte im Raum zwischen den Galaxien und
errechneten daraus wieviel Sterne insgesamt im intergalaktischen Raum existieren müssen.
"Es könnte sein, daß in der "Wildnis" zwischen den Galaxien genauso viele
Sterne existieren wie in den "Städten" - also in den Galaxien", meinte
Freeman.
Diese Sterne befanden sich vermutlich früher in Galaxien, sind dann aber bei
Kollisionen oder engen Begegnungen von Galaxien herausgeschleudert worden. Diese
"verlorenen Schafe" könnten aber Urknall-Theoretikern Probleme bereiten, die
aus der anfänglichen Häufigkeit von leichten Elementen die exakte Menge an normaler
(oder baryonischer) Materie im Universum vorhersagen. Die zusätzliche Materie von Sternen
im intergalaktischen Raum könnte, so Freeman, dazu führen, daß man zu viel baryonische
Materie im Kosmos hat.
Das gesamte Dunkelmaterie-Problem läßt sich durch die nun postulierten Sterne aber
nicht lösen: "Die Sterne haben einfach nicht genug Masse, um auch nur etwas zu
diesem Problem beizutragen."