Die Andromeda-Galaxie (M31) war schon immer etwas ungewöhnlich: Anfang der
70er Jahre nämlich hatten Wissenschaftler entdeckt, daß unsere Nachbargalaxie nicht nur
einen, sondern zwei Kerne zu haben scheint. Neue detaillierte Untersuchungen der zentralen
Region dieser Spiralgalaxie geben dafür nun eine recht einfache Erklärung.
Die Andromeda-Galaxie (M31) Foto:Bill Schoening/Vanessa Harvey/NOAO |
Für den Kern einer Galaxie haben die Astronomen heute eine Standarderklärung parat:
Im Zentrum soll sich ein äußerst massereiches Schwarzes Loch befinden. Da die
Anziehungskraft eines solchen Schwarzen Loches so groß ist, daß nicht einmal das Licht
entkommen kann, läßt es sich auch nicht direkt beobachten. Trotzdem kann man
indirekt auf die Existenz eines solchen Objektes schließen: Durch seine enorme
Anziehungskraft beeinflußt das Schwarze Loch die Sterne, die in relativer Nähe um es
herum kreisen. Diese Millionen Sterne tun dieses in einer kreisförmigen Scheibe, so daß
sie oft als ein heller Punkt im Zentrum einer Galaxie wahrgenommen werden.
Alle bisherigen Beobachtungen der Andromeda-Galaxie haben nun ergeben, daß diese
Galaxie zwei helle Punkte im Zentrum hat, was zu dem Schluß führte, daß M31 einen
doppelten Kern haben muß. Thomas Statler von der Universität von Ohio hat nun mit Hilfe
des Hubble-Weltraumteleskops Spektren
der beiden Kerne aufgenommen, um so die genaue Bewegung der Sterne im Zentrum von
Andromeda zu studieren.
Daraus rekonstruierte Statler, daß sich die Sterne wahrscheinlich nicht exakt
kreisförmig um das Schwarze Loch im Zentrum von M31 bewegen und sich an dem Bahnstück,
das am weitesten vom Schwarzen Loch entfernt ist, regelrecht stauen. "Wenn die Sterne
dichter am Zentrum sind, haben sie eine höhere Bahngeschwindigkeit, wenn sie weiter vom
Zentrum entfernt sind, bewegen sie sich langsamer", erklärt Thomas Statler das
Phänomen. "Es ist ganz so, als wenn im langsamen Teil der Umlaufbahn in einen
Verkehrsstau gerät." Einer der beobachteten hellen Punkte könnte nun jener Teil der
Bahn sein, in dem sich die Sterne "stauen", der andere Punkt derjenige, an dem
die Sterne mit höchster Geschwindigkeit und in nächster Nähe am Schwarzen Loch
vorbeirauschen. Die Beobachtungsdaten stützen damit eine Theorie, die schon 1995 vom
Astronomen Scott Tremaine aufgestellt wurde.
Zur Zeit ist noch unklar, wie es zu diesen seltsamen Bahnen um das Zentrum der
Andromeda-Galaxie kommen konnte. Weitere Untersuchungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop
sollen hier Klarheit schaffen. Doch nicht nur für die Erforschung von M31 ist der Blick
ins Galaxienzentrum interessant. Man erhofft sich auch generelle Informationen über die
Natur von Galaxien und damit auch mehr Einblick in unsere Milchstraße. Denn das Zentrum
unserer eigenen Galaxie ist von uns kaum zu beobachten: Die Sichtlinie ist durch
unzählige Sterne versperrt. "Man sieht", so Statler, "den Wald vor lauter
Bäumen nicht."
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