Wissenschaftler aus den USA und Australien haben eine außergewöhnliche
Erklärung für die sogenannten Microlensing-Ereignisse im Halo unserer Galaxis. Ursache
dafür sind möglicherweise Sterne, die aus "Spiegel"-Materie bestehen.
Und um diese Sterne, verrieten sie in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "New
Scientist", könnten auch Planeten kreisen, die von Spiegel-Lebewesen bewohnt sind.
Was sich anhört wie eine weitere Folge aus der unsterblichen
"StarTrek"-Reihe, hat einen durchaus wissenschaftlichen Hintergrund. Schon seit
längerer Zeit sind die Astronomen auf der Suche nach "dunkler Materie" - also
nach irgendetwas, was nach aller Theorie zwar da sein müßte, aber partout nicht zu
beobachten ist. Die gängigsten Modelle der Astrophysik gehen gar davon aus, daß wir nur
einen Bruchteil der Materie im Universum sehen.
Um dieser Dunkelmaterie auf die Spur zu kommen, haben sich einige Gruppen von
Wissenschaftlern eine raffinierte Methode ausgedacht: Auf der Suche nach "Massiven
astrophysikalischen kompakten Haloobjekten", kurz MACHOs, die im
Halo unser Galaxis
vermutet werden, beobachten sie einen weit entfernten Stern über recht lange Zeit. Wenn
ein MACHO nun die Sichtlinie durchläuft, so die Hoffnung, wird er durch seine Masse den
Lichtstrahl ablenken, was auf der Erde durch eine kurzzeitige Helligkeitsänderung
beobachtbar sein sollte. Diesen Effekt bezeichnet man als Microlensing. In den letzten
Jahren wurde auf diese Weise einige MACHOs gefunden.
Als Erklärung für diese Objekte gab es bisher zwei Kandidaten: Da wären zum einen
sogenannte Braune Zwerge, also Sterne, die nicht genug Masse haben, um ihr nukleares
Brennen zu zünden. Der Gasplanet Jupiter wird oft als Miniausgabe eines Braunen Zwerges
angesehen. Der zweite mögliche Kandidat sind "ausgebrannte" Sternenreste, die
von Astrophysikern als Weiße Zwerge bezeichnet werden.
Rabindra Mohapatra und sein Kollege Vigdor Teplitz von der Universität Maryland haben
nun eine weitere Möglichkeit vorgeschlagen: MACHOs könnten aus einer Art Spiegel-Materie
bestehen, die während des Urknalls entstanden ist. Diese Materie würde ihren eigenen
physikalischen Gesetzen gehorchen und sei deshalb für unsere Welt unsichtbar. Nur die
Gravitationswirkung sei zu spüren und daher könnten solche Sterne für
Microlensing-Ereignisse verantwortlich sein.
Die Idee der Wissenschaftler, die ihre Theorie durch Ergebnisse aus der
Elementarteilchenphysik bestätigt sehen, wird auch von Kollegen der australischen
Universität Melbourne unterstützt. Andere Wissenschaftler sind skeptischer: "Sie
mögen recht haben", zitiert der "New Scientist" Charles Alcock vom
Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien, dessen Team einige MACHOs
entdeckte. Doch sei die Theorie sehr spekulativ und schwer zu testen. "Ich dürfte so
lange wir leben keinem gelingen, das zu beweisen."
siehe auch: