Atomkraftwerk und Terrorismus
Ich finde, es macht nicht wirklich Sinn, die vielen Leute, die Angst vor der atomaren Technologie haben, pauschal zu beschwichtigen oder ihnen einen Mangel an Sachkenntnis unter die Nase zu reiben. Auch ohne Sachkenntnis haben die Menschen in solch existenziellen Fragen ein Recht darauf, ernst genommen zu werden. Ich selber habe z.B. damals noch über die Östereicher geschmunzelt, als diese Befragung gegen die Kernenergie ausging. Ich sagte damals in etwa: "die lassen die Bevölkerungsmehrheit an Hausfrauen über die Kernenergie entscheiden". Aber beeindruckt war ich davon dennoch, das hat meine unerschütterliche Technikgläubigkeit Stück für Stück erschüttert.
Das Papier von der Uni Graz ist eine schöne sachliche Zusammenfassung des Status quo. Aber es geht auf mindestens zwei Aspekte des Themas nicht ein. Der eine ist die Reihe von kleineren ungeklärten Zwischenfällen (wie z.B. in Frankreich), die sofort vertuscht wurden, so daß selbst die Experten von den Kontrollinstitutionen nur das darüber wissen, was sie durch Befragen herausfinden konnten.
Das zweite ist die Tatsache, daß in dieser Welt, wo der Terrorismus zur Normalität geworden ist, jederzeit ein kleines bewaffnetes Kommando so ein Kraftwerk unter seine Kontrolle bringen könnte. Ihr habt bestimmt die Meldung gehört, daß auch unter den Beschäftigten des LHC in CERN ein Al Kaida-Mann festgenommen worden sein soll. Wenn ich ein Terrorost in D wäre oder in Rußland, ich würde versuchen die Regierung mit so einer Aktion zu erpressen. Außerdem hat man ja an den WTC-Piloten gesehen, daß sich auch qualifizierte Leute unter den Tätern befinden können. Da ist alles möglich, da nützt eine dicke Betonschale streng nach DIN und deutschen Sicherheitsstandards, auf der sich die Befürworter da immer ausruhen wollen, überhaupt nichts!
Ich sage Euch, in Rußland ist soviel Platz, die können notfalls ein oder zwei Millionen Menschen woandershin umsiedeln. Aber bei uns, oder auch in der Schweiz, in den anderen Nachbarländern, da ist der Teufel los, wenn sowas passiert. Da müssen sofort die Notstandsgesetze ausgerufen werden, und zwar auch für die, die weit entfernt davon wohnen und eigentlich in Sicherheit sind. Da müssen zwangsweise Leute einquartiert werden bei allen, die Platz genug haben wie es zuletzt nach dem Krieg mit den Vertriebenen war. Und das in so einer saturierten Gesellschaft, wo die Privatsphäre über alles geht, wo die Einstellung zur gegenseitigen Hilfe eine völlig andere ist als 1945. Eine Gesellschaft, in der auch die Grundstückswerte eine so überragende Rolle spielen.
Der eigentliche Gau in diesem Falle wird ein sozialer sein, davon bin ich überzeugt. Mit dem radioaktiven Fallout werden wir gewiß leichter fertig.
Normalerweise sollte unter jedem Kraftwerk ein Schacht sein, so tief wie möglich, wo man die Reaktorkerne im Bedarfsfalle durch Sprengung in eine große Betonkapsel hinunterfallen lassen kann. Das hätte auch in Tschernobyl noch das Schlimmste verhindert. Das aber würde die gewonnene Energie wohl um den entscheidenden Betrag verteuern.