Fassen wir doch einmal das ganze Topic zusammen:
Hallo Jakob,
vielen Dank für Deine Mühe. Lass uns doch Punkt für Punkt durchgehen:
- Die Rotverschiebung nach dem Dopplereffekt sagt, dass sich Objekte, die weiter entfernt sind, schneller wegbewegen. Nach der WW-Rotverschiebung allerdings nicht. Das alles ist DER "Beweis" für den Urknall
Was ist "WW-Rotverschiebung" ? - Im Übrigen ist es nicht "der" Beweis für das Urknall-Modell, sondern lediglich ein allerdings sehr guter
Hinweis darauf.
- Was vor dem Urknall und exakt während dem Urknall war, ist "nicht definiert", also auch schwer falsifizierbar.
Es ist nicht "schwer" falsifizierbar, es ist
nicht falsifizierbar. Wobei ich allerdings auch feststelle, dass Du hier der einzige bist, der sich Gedanken über "vor" und "exakt" dem Urknall macht.
Was ich an Deiner Vorgehensweise überhaupt nicht verstehe: Du kommst da mit der Flucht der hinreichend weit entfernten Milchstrassen von positive Zeiten immer näher an den Urknall, aber erreichst ihn ja nicht. Du aber rennst durch die Unendlichkeit hindurch und machst dann Aussagen über die eine Physik jenseits dieser Unendlichkeit. Solche Aussagen sind doch völlig wertlos !
- Wenn man eine Energiebilanz zu einer definierten Zeit, also kurz nach dem Urknall, bis heute macht, fällt auf, dass alle Energie und alle Materie, die wir heute haben, irgendwie GENERIERT worden sein muss.
Korrekt, die kommt irgendwo her. Vielleicht erinnerst Du Dich an das, was Bynaus über die Masse und die potentielle Energie geschrieben hat.
ALLES muss aufgewendet werden, NICHTS hebt sich auf. Wie auch immer der "undefinierte" Zustand davor ist: Er muss ENORM VIEL Energie produziert haben, was zur Energieerhaltung diametral konträr steht.
Wieso ? Möglicherweise gibt es diesen Zustand "davor" gar nicht.
Und ob sich da wirklich nichts aufhebt ware ich mir auch nicht so sicher, aber da mögen bitte Spezialisten sich zu Wort melden - ich bin nicht über die modernen Theorien gut genug informiert.
- Es kamen immer mehr Unphysikalitäten heraus auf Grund dieses Modells. Um das Modell trotzdem aufrechtzuerhalten, wurde die Dunkle Energie / Materie eingeführt, und immer mehr vergrössert, sodass alle Materie, die wir feststellen können, nur noch 5% der gesamten Materie ausmachen soll. Bei Ingenieuren nennt man sowas Schummelfaktor, aber kein Ingenieur würde sich so ein Ausmass von 95% erlauben,
Hier nehme ich Dich beim Wort: wie kam man auf die Inflation ? Ich helfe Dir: es war weder das Horizontproblem noch das Flachheitsproblem, obgleich die natürlich auch bekannt waren.
Es war also ein anderes Problem und das hat man nachgerechnet. Und das führte zur Inflation.
Welches Problem war das ? Du findest es meines Wissens in der Wikipedia. Und ja, ich denke, das ist
wichtig, denn ohne das sieht das alles wirklich sehr willkürlich aus.
Und wenn man das nachrechnet und die Inflation hat, dann
lösen sich automatisch auch das Horizontproblem und das Flachheitsproblem.
Im Übrigen haben die Dunkle Materie und die Dunkle Energie zunächst einmal
nichts mit dem Urknall zu tun und sie sind auch nicht eines seiner "Probleme".
- Die Geschichte der Urknall- und Evolutionsforschung hat das Anfangsdatum, wenn Unerklärliches auftauchte, immer mehr nach hinten verschoben. Nach dem Motto: Je länger her, desto mehr kann passieren und desto weniger kann man es nachprüfen.
Hier verwechselst Du Ursache und Wirkung: es stellte sich eben heraus, dass das Universum älter und grösser war als ursprünglich angenommen. Und die Beobachtungen belegen das ja auch. Wobei bis vor wenigen Jahrzehnten das Paradox bestand, dass das Universum
nicht alt genug war, d.h. man kannte Sterne, die älter als das Universum waren. Inzwischen ist aber der Mechanimus der ultrakühlen Weissen Zwerge verstanden und es stellate sich heraus, dass ihre Altersbestimmung über das Auskühlalter einen wichtigen Korrektur-Term nicht berücksichtigt hatte. Mit diesem Korrektur-Term ist ihr Alter und dasjenige des Universums wieder konsistent.
Dieser Einwand von Dir ist zwar nicht "gut", aber er führt auf eine
spannende Thematik, die bei Interesse in einem eigenen Thread erörtert werden sollte. Bis 2008 kannte man nur eine Handvoll solcher ultrakühler Weisser Zwerge, wobei mein Kenntnisstand auch schon fast 10 Jahre alt ist, d.h. da wird es inzwischen sicherlich weitere Entdeckungen gegeben haben.
Kinder wissen, wenn Eltern erzählen "Vor langer langer Zeit, waar einmal".. Danach kommt eine Lüge! Wir sollten wissen, wenn gesagt wird: "Vor Milliooonen und Milliaarden von Jahren" ... dann kann die Lüge leicht kommen. Kann es eine Verschleierungstaktik sein?
Ultrakühle Weisse Zwerge sind weder eine Lüge noch eine Verschleierungstaktik, sondern sie sind ein hochspannendes Forschungsgebiet.
- Alle oben genannten Probleme haben andere Modelle, wie z.B. das Steady-State-Modell nicht. Trotzdem ist die westliche Wissenschaft zu träge, aus ihren Gleisen zu kommen, so wie es die Griechen in ihrer mehr-hundertjährigen Geschichte nie vermochten, aus dem falschen geozentrischen Modell mit Epizyklen auszubrechen.
Das Steady State Modell ist längst überholt.
Und ihr Begründer, der arme Fred Hoyle, wird in einigen Jahrzehnten zu den Gründervater des Urknall-Modells zählen: er hat ihm den Namen gegeben und ihm gelang ein bedeutendes Resulat, mit dem das Urknall-Modell unterstützt wird. Was Du der Wissenschaft - völlig zurecht !! - vorwerfen kannst, ist, dass nicht Fred Hoyle, sondern seine Assistenten für dieses Resultat den Nobelpreis bekommen haben.
Freundliche Grüsse, Ralf