Brauchen wir die Kernenergie?

galileo2609

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Hallo hardy,
Tut mir leid, wenn ich dich oder andere mit technischen Argumenten gelangweilt haben sollte.
sicherlich nicht! Schliesslich geht es darum, eine ideologisch festgefahrene gesellschaftliche Diskussion wieder rational aufzubrechen. Da sind technische Daten unverzichtbar, allerdings sollten sie aus unbelasteten Quellen kommen.

Sonst mag leicht der Eindruck entstehhen, dass die Threaderöffnung
Weil aber Politik in diesem Forum unerwünscht ist, müssen wir die Diskussion wohl nicht fortsetzen.
doch eher eine Wahlkampfmassnahme war. Insofern gehe ich davon aus, dass du hier weiter diskutieren wirst. Ob das zu politiklastig wird, und ob das dann wirklich unerwünscht ist, das klären wir am besten mit dem Webmaster.

Grüsse galileo2609
 

Schmidts Katze

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Hallo hardy, hallo galileo

ich glaube, die Kernspaltung kann man gar nicht sinnvoll diskutieren, ohne über Politik zu sprechen.
Das merkte ich schon in hardys Thread über die Geschichte der Kernspaltung, als ich Hiroshima, Nagasaki und Tschernobyl angesprochen habe.
Wir brauchen nicht über die Möglichkeiten der Kernenergie sprechen, wenn wir über die Zustände in der Asse schweigen müssen.

Grüße
SK
 

SpiderPig

Gesperrt
Nein - über Sinn und Unsinn von Kernenergie kann man sich nur unterhalten, wenn man die Politik mit einbezieht.

Aber Kernenergie "brauchen" wir nicht. Wir könnten weltweit ohne AKWs auskommen. Ich würde mir wünschen, das bald in der Realität zu sehen, kann aber auch die AK-Befürworter verstehen.

Wie im Leben, ist es auch dort eine Sichtweise des Standpunktes und der persönlichen Ängste (Bald wird es dunkel - Bald kommt der SuperGAU).
Weil so große Ängste damit verbunden sind, wird das Thema auch weiterhin stark umstritten sein.

Auf Dauer wird die Kernspaltung sicher abgeschafft werden, fragt sich ob vor oder nach dem SuperGAU.


SpiderPig
 

hardy

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Hallo hardy,

ich weiss ehrlich gesagt nicht, worüber ich mehr verwundert sein soll. Über deine stoische Verdrängung, dass die Frage nach der Zukunft der Fissionsenergie den technischen Eliten längst aus der Hand gewunden worden ist

oder über deine gleichfalls hartleibige Fixierung auf 'Hochglanz-Argumente'

Worüber man sich wie stark wundert bleibt jedem User selbst überlassen, galileo. Ich wundere mich auch über manche Aussagen in diesem Thread ...

Aus deinem Link:

Wenn ich solch einen hanebüchenen Unsinn wie von Grawe lese, kann ich schon nachvollziehen, warum man der Atom-Lobby kein Wort glauben will.

Zunächst bin ich darüber verwundert, dass du zwar Prof. Grawe 'hanebüchenen Unsinn' unterstellst (ohne Begründung), aber den 'hanebüchenen Unsinn' von Schmidts Katze im Beitrag #80 ('Die sind nicht haftpflichtversichert') ignorierst.

Desweiteren bin ich darüber verwundert, dass du aus dem fraglichen Link nicht folgende Aktualisierung zitierst:

Joachim Grawe auf energie-fakten.de schrieb:
Nachsatz im September 2003 gemäß der Atomgesetz-Novelle vom 22. April 2002

Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland und die Betreiber deutscher Kernkraftwerke haben sich am 14. Juni 2001 auf eine Erhöhung der Deckungsvorsorge von bislang 500 Mio. DM (gleich 256 Mio. Euro) auf nunmehr 2,5 Mrd. Euro je Schadensfall verständigt. Mit der Atomgesetz-Novelle vom 22. April 2002 ist dies in Kraft getreten.
Davon sind 256 Mio. Euro über eine Haftpflichtversicherung bei den allgemeinen Versicherungsgesellschaften gedeckt.
Die verbleibenden 2,244 Mrd. Euro werden durch eine Solidarvereinbarung der Muttergesellschaften der Kernkraftbetreiber aufgebracht. Der Nachweis kurzfristig verfügbarer, liquider Mittel der Solidarpartner wird jährlich durch einen Wirtschaftsprüfer testiert.

Zu meiner Argumentation in diesem Thread:

Und ich kann nicht nachvollziehen, wie du dich auf solche 'Informationen' wirklich stützen kannst, um eine gesellschaftliche Mehrheit PRO Fissionsenergie mobilisieren zu wollen.

Ich kann leider nicht nachvollziehen, dass ich mich um eine gesellschaftliche Mehrheit PRO Fissionsenergie bemühe. Ich bemühe mich lediglich darum, unter den wenigen Nutzern dieses Forums eine Art Konsens über PRO und KONTRA der Fissionsenergie zu erarbeiten.

Es sei denn, du willst den gesellschaftlichen Willensbildungsprozess dramatisch abkürzen und setzt auf die 'chinesischen Verhältnisse' von ispom, den du auch gerne leichtfertig zitierst.

Wie sollte ich?
Schliesslich lebe ich in der Schweiz, wo der gesellschaftliche Willensbildungsprozess basisdemokratisch erfolgt. Im Gegensatz zu D wird in der Schweiz über den allfälligen Bau von KKW abgestimmt! Kannst du dir wenigstens vorstellen, dass in D über eine allfällige Verlängerung der KKW-Laufzeiten abgestimmt würde?

Und was den User ispom betrifft, so meine ich:
Wo er recht hat, da hat er recht!

Gruss
hardy
 

hardy

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Kannst du mir Gründe nennen, warum ich der Nuklear-Industrie vertrauen sollte?

Hallo SK,

ein wichtiger Grund sind m. E. die Betriebserfahrungen der deutschen KKW. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffentlicht auf seiner Website Jahresberichte zu den meldepflichtigen Ereignissen (Abweichungen vom Normalbetrieb) in Anlagen zur Spaltung von Kernbrennstoffen. Die Berichte gehen zurück bis in das Jahr 1965.

Zur raschen Information der Öffentlichkeit über die Bedeutung von Ereignissen in KKW wurde von der IAEA die "International Nuclear Event Scale (INES)" entwickelt und 1991 eingeführt. Sie stuft die Ereignisse gemäss ihrer Auswirkungen auf die Anlage und auf die Öffentlichkeit in Kategorien von INES 0 bis INES 7 ein. Ab INES 2 muss die IAEA innert 24 Stunden informiert werden. Erst Vorfälle mit INES 4 oder höher haben Auswirkungen auf die Öffentlichkeit. Solche Ereignisse sind bisher sehr selten aufgetreten. Es waren die Störfälle in Windscale (England, 1957), Harrisburg (USA, 1979) und Tschernobyl (Ukraine, 1986). Tschernobyl wurde nach Einführung von INES der Stufe 7 zugeordnet.

Seit 1991 werden die in deutschen KKW aufgetretenen meldepflichtigen Ereignisse auch nach INES-Stufen aufgeschlüsselt (Kap. 4.2 des jeweiligen Jahresberichts). Ich habe mir mal die Mühe gemacht, aus den BfS-Jahresberichten die meldepflichtigen Ereignisse und die zugehörigen INES-Stufen zu extrahieren.

Daraus ergibt sich folgendes Bild:

Von den 2621 meldepflichtigen Ereignissen gehören

- 2543 (=97,0 %) zur Stufe INES 0,
- 75 (=2,9 %) zur Stufe INES 1,
- 3 (=0,1 %) zur Stufe INES 2.

Es gab kein Ereignis mit INES >2.

Leider wird die INES-Skala in den Medien völlig ignoriert. Stattdessen werden Ereignisse mit INES 0 wie z. B. die Störfälle im KKW Krümmel dramatisiert, um die Bevölkerung zu verunsichern: bad news are good news!

Gruss
hardy
 

ispom

Registriertes Mitglied
Und was den User ispom betrifft, so meine ich:
Wo er recht hat, da hat er recht!

ja, so ist es :)
aber leider sehen das doch hier einige Kernkraftgegner anders :rolleyes:

Ich frage mich oft, wieso gerade in D die Medien so sehr parteilich sind und die unsachliche und verlogene Propaganda gewisser Gruppierungen unkritisch übernehmen, die mit der Angst und der Unwissenheit der Leute ihr politisches Geschäft betreiben,
einen umgefallenen Wassereimer oder gar einen Trafobrand in einem KKW zum Horrorereignis hochstilisieren, bei dem wir alle mit viel Glück mal wieder vor einem Supergau bewahrt wurden.
Deshalb wird D voraussichtlich gegen den internationalen Trend

http://www.schiller-institut.de/seiten/wirtschaft/kernkraft.htm

enrgiepolitischer Hinterwäldler werden.

Angesichts dieser Tatsache wird wohl leider bei uns bald (wenn kein Neubau erfolgt und nur die Laufzeitverlängerung greift) kein KKW mehr am Netz sein, und obwohl dann die Windräder klappern und die Solarspiegel blitzen, werden wir viel Strom aus dem Ausland importieren müssen, denn die Regenerativen (die ja auf dem Lande sehr nützlich sind) können unsere Industrie nicht ausreichend versorgen, oder sind so teuer, daß die stromintensive Industrie abwandert, wenn es nicht massive Subventionen gibt.

Die Hoffnungen der "grünen Industrie", Windräder und Solarpanele zu exportieren, sind auch schon stark geschrumpft angesichts der Tatsache, daß es die Chinesen viel billiger anbieten. Der einstmals große know how -Vorsprung in der Kernenergetik ist längst dahin, jetzt bauen die Chinesen den Hochtemperaturreaktor.
Der dem deutschen Hochtemperaturreaktor nachempfundene PBMR soll später auch exportiert werden.

China ist entschlossen, einer der großen Akteure aus dem Weltmarkt der Kerntechnik zu werden. Während bereits Experimente zur Entwicklung eines Reaktors der vierten Generation, des Hochtemperatur-Kugelhaufenreaktors, laufen, will man bei der Produktion konventioneller Kernkraftwerke so schnell wie möglich vom Ausland unabhängig werden. Wie China Daily am 24. April berichtete, erklärte Ouyang Yu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften bei einer Konferenz über Kerntechnik in Shanghai, China werde bis 2017 einen selbst entwickelten Druckwasserreaktor in Betrieb nehmen. Auch der Chef der Chinesischen Atomenergiebehörde, Sun Qin, erklärte: „Ab 2020 werden wir im wesentlichen unsere eigene Technik verwenden.“ Und die chinesische Technik ist auch für den Export bestimmt.

Fachkräftenachwuchs auf diesem Gebiet haben wir nicht mehr, aber wenn dann irgendwann auch hier das Umdenken greift und wir importieren moderne chinesische Reaktortechnik, vielleicht lernen sie dann unsere Leute an?

noch klingt das alles sarkastisch, aber, wie man aus dieser Diskussion ersieht, ist die Antwort auf deine Eingangsfrage überwiegend negativ...die Medien haben es geschafft....die meisten Leute hier denken, es ginge alles so schön mit grünem Strom :eek:.
 
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Luzifix

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...oder gar einen Trafobrand in einem KKW zum Horrorereignis hochstilisieren, bei dem wir alle mit viel Glück mal wieder vor einem Supergau bewahrt wurden.

Wie hardy schon sagte: Wo Du recht hast, hast Du recht!

Angesichts dieser Tatsache ... werden wir viel Strom aus dem Ausland importieren müssen

Auch das ist richtig.

können unsere Industrie nicht ausreichend versorgen, oder sind so teuer, daß die stromintensive Industrie abwandert, wenn es nicht massive Subventionen gibt.

Wir werden unsere Industrie bezüglich der Energieversorgung optimieren müssen, das ist schon lange überfällig, (war sogar in der DDR ein Thema). Die energieintensive Industrie muß dann periodisch arbeiten, wenn Energieüberschuß herrscht. Das ist eine Frage der Betriebsorganisation. Ist nur noch unpopulär, aber die Experten dafür gibt es schon. Und zwar hier.

Der einstmals große know how -Vorsprung in der Kernenergetik ist längst dahin, jetzt bauen die Chinesen den Hochtemperaturreaktor.

Fachkräftenachwuchs auf diesem Gebiet haben wir nicht mehr...

noch klingt das alles sarkastisch...

Wenn wir keine Atomkraftwerke mehr haben werden, brauchen wir auch keine Experten für diese Technologie mehr. Dann haben wir eben die Experten für den Ausstieg und die Beseitigung der radioaktiven Altlasten. Und die Experten für alternative Energien noch dazu.

Laß die Chinesen ruhig ihre Kraftwerke bauen, wenn da etwas passiert, haben sie gleich hundert Millionen Flüchtlinge zu versorgen. Es fehlt doch nur noch ein brauchbarer Durchbruch in der Speichertechnik, es arbeiten hunderte von Ingenieuren und anderen Spezialisten daran, das kann nicht mehr sehr lange dauern. Stell Dir einfach mal die Frage, ob vor 20 Jahren jemand daran geglaubt hätte, daß es ein passiv geheiztes Haus mal geben könnte. Genau so erwarte ich auch die Entwicklung im restlichen Energiesektor.

Du klingst überhaupt nicht sarkastisch. Ich habe den Eindruck daß Ihr ernsthaft bemüht seid, allen Argumenten gegenüber offen und gerecht zu sein. Und bei angestellten Ingenieuren in dieser Branche ist das doch das höchste, was man erwarten kann.

Natürlich weiß ich auch, daß Optimismus und der Glaube an eine Idee den notwendigen technischen oder wissenschaftlichen Durchbruch nicht ersetzen können. Wir Menschen sind eben keine Götter. Noch nicht!
 
Zuletzt bearbeitet:

ispom

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Hallo Luzifix,

wenn es so wäre, wie uns die Rot-Grünen immer prophezeien, dass wir mit Optimierung und Speichertechnik den Energiebedarf aus alternativen Quellen decken können, ohne dass Energie (auf für die Industrie) unbezahlbar wird und der kleine Mann auf die gut gelüftete warme Stube oder gar die Sauna verzichten muß, wäre ich sofort auch für den allmählichen Ausstieg aus der Kernfission.

Aber, obwohl doch sicher die Ausstiegspläne der Deutschen und ihr Optimus für die Alternativen weltweit bekannt sind, entscheidet man sich weltweit eben anders. Das gibt mir zu denken. (siehe mein link im obigen Beitrag)

Du klingst überhaupt nicht sarkastisch. Ich habe den Eindruck daß Ihr ernsthaft bemüht seid, allen Argumenten gegenüber offen und gerecht zu sein. Und bei angestellten Ingenieuren in dieser Branche ist das doch das höchste, was man erwarten kann.

Ich wäge die pro- und kontra-Argumente gegeneinander ab so gut es mir möglich ist, denn ich bin ein interessierter Laie und kein „angestellter Ingenieur dieser Branche“,
und soviel ich weiß ist hardy ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet aber auch nicht bei der „Atomlobby“ angestellt, sonder im Gegenteil: er ist bei einer neutralen Kontrollbehörde dafür zuständig sofort auf Sichheitsmängel hinzuweisen.

Wir brauchen weltweit billige Energie in gewaltigen Mengen, nur die Kernfusion wird sie uns liefern.
Wir können dann durch Meerwasserentsalzung Wüsten fruchtbar machen (das Innere Australiens etwa), den Vormarsch der Sahara stoppen, die Bevölkerungsexplosion dadurch etwas entschärfen.
deshalb noch einmal sehr nachdrücklich meine Ansicht zur Fissionsenergie:
sie ist für die nächsten Jahrzehnte (vielleicht sogar noch für hundert Jahre )als Brücke unabdingbar.
 

Luzifix

Registriertes Mitglied
wenn es so wäre, wie uns die Rot-Grünen immer prophezeien...wäre ich sofort auch für den allmählichen Ausstieg aus der Kernfission.

Ich bin bis vor ca. 15 Jahren auch noch Deiner Meinung gewesen. Meine ersten paar Solarzellen auf dem Dach waren nach drei Jahren kaputt. Bis heute habe ich noch keine wieder drauf.

Wir brauchen weltweit billige Energie in gewaltigen Mengen, nur die Kernfusion wird sie uns liefern.

..die Bevölkerungsexplosion dadurch etwas entschärfen.
deshalb noch einmal sehr nachdrücklich meine Ansicht zur Fissionsenergie:

Hier sind wir verschiedener Meinung. Man muß die Bevölkerungsentwicklung auf der ganzen Welt streng unter Kontrolle bringen. Und zwar nach dem Maßstab: Wieviele Menschen verträgt unsere Erde?

Bezüglich der Kernfusion habe ich früher auch gedacht, man müßte die Epoche der Kernspaltung in Ehren durchstehen, um später die Fusion zu beherrschen. Wenn man sich aber mal anschaut, wie die Fusionskraftwerke theoretisch funktionieren sollen, kommt man darauf, daß das überhaupt nichts mit der herkömmlichen Kraftwerkstechnik zu tun hat. Das ist völliges Neuland. Am ehesten noch vergleichbar mit den Experimentalbeschleunigern. Dazu ist es nicht nötig, die alte Kraftwerkstechnik bis zum letzten auszureizen. Auch die Erfahrung eines größeren Gaus ist nicht von Nutzen.

Der einzige Grund übrigens, warum ich für die Verlängerung der Laufzeiten um maximal 8 Jahre bin, ist die Ausnutzung der hohen Rentabilität der bestehenden Kraftwerke, am besten bis zur nächsten Großinstandhaltung. Das hat nun auch die neue Regierung so angedeutet. Ich glaube deshalb nicht, daß man vom Ausstieg gänzlich abrücken wird, die Gefahren für Industrie und Investoren, daß sich die Gesetzeslage in 4 Jahren erneut umkehrt, ist viel zu groß. Meine Ersparnisse stecken übrigens in der Windkraft, da muß ich zugeben, daß ich den großen Reibach damit noch nicht gemacht habe.
 
Zuletzt bearbeitet:

galileo2609

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Hallo hardy,
Zunächst bin ich darüber verwundert, dass du zwar Prof. Grawe 'hanebüchenen Unsinn' unterstellst (ohne Begründung), aber den 'hanebüchenen Unsinn' von Schmidts Katze im Beitrag #80 ('Die sind nicht haftpflichtversichert') ignorierst.

Desweiteren bin ich darüber verwundert, dass du aus dem fraglichen Link nicht folgende Aktualisierung zitierst:
Die Aktualisierung habe ich gesehen, sie ändert aber nichts an der Grundaussage. Wenn man einen grösseren Zwischenfall annimmt (was bis jetzt zum Glück nicht geschehen ist, siehe deine INES-Skala), dann wird es auch mit noch höheren Rücklagen nicht getan sein. Und dann wird sowieso die gesamte Gesellschaft einspringen müssen. Und das zu Recht, nachdem die Weichenstellungen für den Bau von AKW und auch der 'Atomkonsens' eben gesellschaftlich formiert wurden.

Wenn man das aber natürlich von vorneherein ausschliessen will
Joachim Grawe auf energie-fakten.de schrieb:
Mit höheren Schäden als eine Milliarde DM ist auch im schlimmsten realistischen Fall bei deutschen KKW nicht zu rechnen.
sollte das auch zumindest wissenschaftlich untermauert werden. Das vermisse ich aber leider immer noch, obwohl mehrfach angemahnt, sowohl bei Grawe und dir. Behauptungen alleine genügen nicht, im politischen Streit um die Kernenergie existiert nun mal eine öffentliche Gegenexpertise, die sich nicht mehr mit 'Hochglanzargumenten' oder Diffamierungen abspeisen lässt.

Grüsse galileo2609
 

ispom

Registriertes Mitglied
Hier sind wir verschiedener Meinung. Man muß die Bevölkerungsentwicklung auf der ganzen Welt streng unter Kontrolle bringen. Und zwar nach dem Maßstab: Wieviele Menschen verträgt unsere Erde?.



Obwohl das hier etwas off topic ist:
Soll die Natur im status quo erhalten bleiben
(es gibt sie noch gelegentlich: große Regenwaldflächen…und auch bei uns ist noch nicht alles zubetoniert…)
müsste eine neue Bevölkerungspolitik her in den Ländern, die damit arge Probleme haben (Bangla desh zum beispiel).
Aber so wird es nicht kommen….auch Indonesien und Brasilien werden bald nur noch kümmerliche Urwald-Reste haben, so wie hierzulande der „undurchdringliche Wald“ verschwunden ist, den die römischen Legionen gefürchtet haben….und der 1000 Jahre früher auch die Appeninenhalbinsel bedeckte.

Ideal wären nur eine Milliarde Menschen auf der Erde…aber wir werden in absehbarer Zeit mindestens zwölf Milliarden haben. Trotzdem könnten sie alle in bescheidenem Wohlstand leben, wenn mit Hilfe von viel billiger Energie die riesigen Wüsten bewässert, die Antarktis oder karge Hochländer (wie Tibet) besiedelt werden und man unter Glas und mit Hilfe der Gentechnik Pflanzen produziert…Japan ist da sehr fortschrittlich..

Und damit sind wir wieder beim Thema:
Es wird nicht möglich sein die Menschheit auf fünf sechstel zu dezimieren und dann auf Atom, Öl und Kohle zu verzichten, jeder Familie ein Ökohaus zur energetischen Selbstversorgung zu geben….
Es wird immer mehr 20- Millionen-Städte geben…Metallurgie und chemische Industrie sind wahre Energiefresser….
das haben China und Indien erkannt und sie bauen KKW….
 

Schmidts Katze

Registriertes Mitglied
Zunächst bin ich darüber verwundert, dass du zwar Prof. Grawe 'hanebüchenen Unsinn' unterstellst (ohne Begründung), aber den 'hanebüchenen Unsinn' von Schmidts Katze im Beitrag #80 ('Die sind nicht haftpflichtversichert') ignorierst.

Hallo hardy,

ich kann meine Quelle nicht wiederfinden, und nehme deshalb meine Behauptung zurück.

Grüße
SK
 

hardy

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Seit 1991 werden die in deutschen KKW aufgetretenen meldepflichtigen Ereignisse auch nach INES-Stufen aufgeschlüsselt (Kap. 4.2 des jeweiligen Jahresberichts). Ich habe mir mal die Mühe gemacht, aus den BfS-Jahresberichten die meldepflichtigen Ereignisse und die zugehörigen INES-Stufen zu extrahieren.

Daraus ergibt sich folgendes Bild:

Von den 2621 meldepflichtigen Ereignissen gehören

- 2543 (=97,0 %) zur Stufe INES 0,
- 75 (=2,9 %) zur Stufe INES 1,
- 3 (=0,1 %) zur Stufe INES 2.

Es gab kein Ereignis mit INES >2.

Leider wird die INES-Skala in den Medien völlig ignoriert. Stattdessen werden Ereignisse mit INES 0 wie z. B. die Störfälle im KKW Krümmel dramatisiert, um die Bevölkerung zu verunsichern: bad news are good news!

Ich vergass, für die o. g. meldepflichtigen Ereignisse die Stufen INES 0 bis 2 zu erläutern:

INES 0:
keine radiologische Bedeutung; keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung

INES 1:
keine radiologische Bedeutung; Abweichung von den zulässigen Bereichen für den sicheren Betrieb der Anlage (betriebliche Störung), wobei die Sicherheit insgesamt nicht beeinträchtigt ist.

INES 2:
Begrenzter Ausfall (Schwächung) der gestaffelten Sicherheitsvorkehrungen

Gruss
hardy
 

hardy

Registriertes Mitglied
Wenn man einen grösseren Zwischenfall annimmt (was bis jetzt zum Glück nicht geschehen ist, siehe deine INES-Skala), dann wird es auch mit noch höheren Rücklagen nicht getan sein.

Hallo galileo,

je grösser der Zwischenfall ist, desto geringer ist seine Eintrittshäufigkeit.

Grosse Zwischenfälle mit erheblicher Freisetzung von Radioaktivität in die Umgebung sind verbunden mit einer Schmelze des Reaktorkerns und einem Versagen des Containments. Die Eintrittshäufigkeit solcher Ereignisse ist extrem klein. Abhängig von der Auslegung der Anlage liegt sie bei 10^-5 pro Jahr oder darunter.


Behauptungen alleine genügen nicht, im politischen Streit um die Kernenergie existiert nun mal eine öffentliche Gegenexpertise, die sich nicht mehr mit 'Hochglanzargumenten' oder Diffamierungen abspeisen lässt.

Du bemühst ziemlich oft die 'öffentliche Gegenexpertise'. Deren wissenschaftlicher Inhalt ist aber meist sehr bescheiden und oft von eklatanten Fehlern begleitet. Diese Gegenexpertisen halten in den meisten Fällen einer strengen wissenschaftlichen Prüfung nicht stand.

Was du abfällig als 'Hochglanzargumente' bezeichnest, sind in der Tat fundierte Aussagen.

Gruss
hardy
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
Hallo hardy,
Du bemühst ziemlich oft die 'öffentliche Gegenexpertise'
ja, ich möchte nämlich gerne den Begriff 'Propaganda' vermeiden. Diese öffentlich Gegenexpertise ist nun mal ein factum, dessen sich jede Diskussion um die Zukunft der Fissionsenergie stellen muss. Insbesondere, wenn sie entideologisiert geführt werden soll. Zu dieser Gegenexpertise gehört übrigens auch staatliches Handeln: 'Fehlende Sicherheitsnachweise'
Deren wissenschaftlicher Inhalt ist aber meist sehr bescheiden und oft von eklatanten Fehlern begleitet. Diese Gegenexpertisen halten in den meisten Fällen einer strengen wissenschaftlichen Prüfung nicht stand.
Vielleicht bin ich zu naiv, wenn ich glaube, dass in einem Wissenschaftsforum auch zu Fragen der Reaktorsicherheit papers verlinkt werden könnten, die mindestens ein peer review überstanden haben?
Was du abfällig als 'Hochglanzargumente' bezeichnest, sind in der Tat fundierte Aussagen.
Würde ich abfällig argumentieren, würdest du das erkennen können. Nochmal, bitte peer review papers und keine x-beliebigen Websites.
je grösser der Zwischenfall ist, desto geringer ist seine Eintrittshäufigkeit.
Darf ich noch einmal bescheiden nach einem wissenschaftlichen paper dazu bitten? Oder ist diese Arena zu sehr mit Akteuren besetzt, die die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis nur noch von fern aus ihrem Studium in Erinnerung haben?

Grundsätzlich solltest du dir einmal Gedanken über deine grundsätzliche Linie machen. Ich zeige dir nur auf, wo deine Überzeugungsversuche PRO Fissionsenergie stottern. Bei mir bist du an der falschen Adresse, wenn du Kernenergiegegner im Visier hast. :)

Grüsse galileo2609
 

JGC

Registriertes Mitglied
Hört mal....


Ich hab neulich eine Sendung gesehen, die über diverse Katastrophen berichtete, welche die Erde in jahrelange Dunkelheit(oder zumindest in stark verminderter Sonneneinstralung) verbrachte..

Und so gesehen wäre es ein Fehler, komplett aus der Atomenergie auszusteigen.. Solareneregie würde dann überhaupt nichts nützen

Jeder weiß, das der Yellowstone Supervulkan jederzeit ausbrechen kann oder vielleicht auch kosmische Ereignisse zu einer längeren"Vernebelung" führen kann..

Das soll jetzt nicht heißen, alle macht dem Atom, sondern nur ein Hinweis darauf, nicht das Kind mit dem Bade aus zu schütten...
 

hardy

Registriertes Mitglied
Ich sehe nicht, daß das etwas an meiner Kritik in #25 und #66 ändert, zu der du dich bisher nicht geäussert hast.

Hallo SK,

es stimmt, dass ich mich bisher nicht explizit zu deinen Beiträgen #25 und #66 geäusssert habe. Ich will das nachholen.

Im Beitrag #25 schreibst du:

Schmidts Katze schrieb:
für mich ist die Frage Kernenergie, ja oder nein, eher eine politische als eine technische.
Ich erinnere mich noch sehr gut an unseren Bundeskanzler Helmut Kohl, der sich "persönlich verbürgt" hat, daß der Atommüll für 100.000de Jahre sicher gelagert wird, und sehe 25 Jahre später die Zustände in der Asse und die Vorgänge um Gorleben.

Dazu kommt die offensichtliche Unfähigkeit der Betreiber.
Das AKW Krümmel wurde nach 2 Jahren Reparatur wieder hochgefahren, und ist ganze 2 Wochen gelaufen.
Die Atomaufsicht wurde dann übrigens von der Polizei, und nicht etwa vom Betreiber, über die neue Panne informiert.

Diesen Leuten soll ich so eine gefährliche Technologie überlassen?

Die Diskussion um die Kernenergie ist tatsächlich vorrangig eine politische Frage.

Was die Zustände in und um die 'Asse' angeht, so ist es sehr bedauerlich, dass man dieses Forschungsbergwerk lediglich dem Bergrecht und nicht dem strengeren Atomrecht unterstellt hat. Diesen Fehler hat man leider erst zu Beginn dieses Jahres korrigiert.
Die Vorgänge um die 'Asse' betrachte ich deshalb nicht als typisch für die Auslegung und Genehmigung eines geologischen Tiefenlagers.

Was nun die Vorgänge um Gorleben und speziell die Vorwürfe von Ex-Umweltminister Gabriel gegen die Bundesregierung von 1983 betrifft, so erlaube ich mir, die folgende Pressemitteilung aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zu zitieren:

http://www.bmbf.de/press/2684.php

Deine Behauptung von der 'offensichtlichen Unfähigkeit der Betreiber' glaube ich, mit meiner Statistik im Beitrag #105 (Erläuterung in #114) ausreichend widerlegt zu haben.

Auch wenn das KKW Krümmel vergleichsweise mehr meldepflichtige Ereignisse aufweist als andere deutsche KKW mit Siedewasserreaktor, so war doch die nukleare Sicherheit stets gewährleistet.

Die Ereignisse im KKW Krümmel, so spektakulär sie für die Öffentlichkeit sein mögen, haben m. E. nichts mit der nuklearen Sicherheit zu tun.
Was nun die Meldefristen angeht, so wurde z. B. das spektakuläre Ereignis aus dem Jahr 2007 (Trafo-Brand) gemäss deutscher Meldeordnung in die Kategorie N (Normalmeldung) mit einer Meldefrist von maximal 5 Tagen eingestuft. Eine frühere Meldung ist natürlich erwünscht. Und es kann durchaus mal passieren, dass die Polizei schneller ist als der Betreiber. ;)

Gruss
hardy
 
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