"Planet Neun" soll gefunden worden sein

SFF-TWRiker

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@ ralfkannenberg
Ich fühle mich nicht verwirrt. Es besteht ja sicher keine Zweifel, dass Sedna mit einem Aphel von 926 AU zum Sonnensystem gehört, und warum sollte da Schluß sein. Wie von mir erwähnt sind schon mehrere Exoplaneten in Distanzen > 1000 AU von ihren Sternen geunden worden. Warum sollte es in dieser Distanz von der Sonne keinen kleinen Planeten geben der seine Bahn freigeräumt hat, aber noch nicht nachweisbar ist (daher die von mir erwähnte Urteilsenthaltung).
Ansonsten ist das klarste Argument die gravitative Dominanz der Sonne, die Frank Specht erwähnt hat, mit der bisher hypothetischen Oortschen Wolke bis ~ 100.000 AU oder 1,6 LJ.

Die Mehrzahl der Menschen hat von Astronomie keine Ahnung, auch viele Journalisten nicht und letztere müssen dann irgendwelche Artikel schreiben, die weit unter dem Niveau der wiki-Artikel schreiben, die es zu dem Thema gibt und die oft sogar aktueller sind als die Tinte des Zeitungspapiers, weil während des Drucks editiert.
Dokus auf N24 und ntv sind ja auch oft 5 Jahre oder noch älter und werden bis zum Erbrechen wiederholt und offensichtlich immer noch gerne gesehen (teilweise auch von mir, aber z.T. um zu raten, aus welchem Jahr die Doku ist. Diese verraten sich dann z.B.durch die Zahl der entdeckten Exos, z.B. erst 500 ...)
 

ralfkannenberg

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Wie von mir erwähnt sind schon mehrere Exoplaneten in Distanzen > 1000 AU von ihren Sternen geunden worden. Warum sollte es in dieser Distanz von der Sonne keinen kleinen Planeten geben der seine Bahn freigeräumt hat, aber noch nicht nachweisbar ist (daher die von mir erwähnte Urteilsenthaltung).
Hallo SFF-TWRiker,

ach so, es ging Dir um die Fragestellung, ob ein Zwergplanet in diesen grossen Abständen sogar einen Planetenstatus erhalten könnte.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Ich fühle mich nicht verwirrt. Es besteht ja sicher keine Zweifel, dass Sedna mit einem Aphel von 926 AU zum Sonnensystem gehört, und warum sollte da Schluß sein.
Hallo SFF-TWRiker,

ich habe in der Liste zwei KBO mit Aphelia über 2000 gefunden: 2012 DR30, den es bis auf 2794 AE hinausträgt, und 2013 BL76, den es bis auf 2418 AE hinausträgt. Beide haben aber tiefe Perihelia, ersterer bei 14.5 AE und zweiterer bei 8.3 AE.

Allerdings sollte man da noch etwas zuwarten, bis er eine offizielle Nummer hat, denn typischerweise werden die Aphelia bei besserer Vermessung der Bahnelemente dann wieder etwas kleiner; so wird in meiner früheren Liste noch 2006 SQ372 mit einem Aphel von 2140 AE geführt, inzwischen wird sein Aphel mit 1445 AE (immer noch ziemlich viel ...) angegeben.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Major Tom

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Gibt es eigentlich Überlegungen zu einem Weltraum Teleskop-Verbund ähnlich wie das VLT in Chile - nur eben größer.
Wäre sowas überhaupt denkbar ?
MT
 

Aries

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eine Lüge setzt voraus, dass Absicht vorliegt. In diesem Fall dürfte wohl eher Leichtfertigkeit vorliegen, und die "Heliopause" ist ja schon ein gewisser Übergang vom Sonnensystem in den interstellaren Raum.
Ja, hier liegt eher Leichtfertigkeit vor, wie auch sonst in der Einzelfallbetrachtung wohl meist Leichtfertigkeit vorliegt. Aber diese Leichtfertigkeit ist systematisch. Die schreiben wie sie es gern hätten. Wenn jemand über ein Thema schreibt, kann man aber erwarten, dass er echtes Wissen darüber hat. Jedenfalls gaukelt er es dem Leser durch seine Stellung vor. Obwohl er das tut dennoch nicht von Lüge zu sprechen, ist dann eine Art des Entgegenkommens gegenüber dem Journalismus, für den die Branche bei mir zu viel Kredit verspielt hat, und die die systematische Aufweichung des Brancenethos auch noch billigen würde.
 

Bynaus

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Gibt es eigentlich Überlegungen zu einem Weltraum Teleskop-Verbund ähnlich wie das VLT in Chile - nur eben größer.
Wäre sowas überhaupt denkbar ?
MT

Es gab solche Überlegungen, zumindest was den Interferometrischen Aspekt angeht: https://en.wikipedia.org/wiki/Space_Interferometry_Mission
Wurde aber 2010 aufgegeben.

Im Moment müssen wir wohl froh sein, dass wir das Hubble noch haben und das JWST in nur gerade 2 Jahren ausgesetzt wird...
 

ralfkannenberg

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Ja, hier liegt eher Leichtfertigkeit vor, wie auch sonst in der Einzelfallbetrachtung wohl meist Leichtfertigkeit vorliegt. Aber diese Leichtfertigkeit ist systematisch.
Hallo Aries,

ja und nein. Letztlich ist es nicht die Aufgabe eines Projektleiters, die Öffentlichkeit angemessen zu informieren. Das ist in der Privatwirtschaft nicht der Fall und das ist auch in der Wissenschaft - zumindest nicht primär - der Fall.

Die schreiben wie sie es gern hätten.
Nein, das nun auch wieder nicht. Es ist halt so, dass die experimentellen Daten ebenso wie die Beobachtungsdaten eben mehrere Modelle zulassen, d.h. von mehreren Modellen beschrieben warden können, also "konsistent" zu ihnen sind.

Somit wird in den Veröffentlichungen eben oftmals nur der eigene Aspekt erwähnt, d.h. die Konsistenz zum "eigenen Modell" beschrieben; was andere Modelle hierzu sagen ist indes "out of scope". Dadurch entsteht beim Laien eben oftmals der Eindruck, dass es nur dieses eine vorgestellte Modell gibt. Das ist letztlich "Pech" des Laien, dass er zu "dumm" ist, die Zusammenhänge besser zu kennen, und nicht Aufgabe des Wissenschaftlers, dem "dummen Laien" dieses Wissen zu vermitteln. - Natürlich, der Wissenschaftler könnte auch transparenter kommunizieren, doch wird der keinen Grund dafür sehen.

Wenn jemand über ein Thema schreibt, kann man aber erwarten, dass er echtes Wissen darüber hat. Jedenfalls gaukelt er es dem Leser durch seine Stellung vor.
Der Wissenschaftler hat dieses Wissen, kommuniziert aber nur die Dinge, die in seinem Scope liegen. Die Experten verstehen das, die Laien eben nicht. Es ist ein bisschen so, wie wenn ich mich ins Tor des FC Bayern stelle und mich hinterher beklage, dass ich über 10 Treffer kassiert habe, Treffer notabene, die Manuel Neuer oder sein Stellvertreter problemlos gehalten hätten. Es ist aber nicht die Schuld vom Manuel Neuer, dass ich diese Treffer nicht halte.


Obwohl er das tut dennoch nicht von Lüge zu sprechen, ist dann eine Art des Entgegenkommens gegenüber dem Journalismus, für den die Branche bei mir zu viel Kredit verspielt hat, und die die systematische Aufweichung des Brancenethos auch noch billigen würde.
Nein, denn der Journalist kann das nicht wissen, da er ja über sehr viele sehr unterschiedliche Themen zu berichten hat. An sich fehlt eine Instanz zwischen dem Wissenschaftler und dem Journalisten. In einem Forum wie diesem kann man versuchen, diese Diskrepanz zu überbrücken.

Nimm mich als Beispiel: wenn ich eine Kometenentdeckung lese und dazu die Prognosen der Beobachtbarkeit sehe, so ignoriere ich diese im vollen Umfang, auch wenn sie von Fachleuten stammt. Ein Laie, der sich aufgrund eines Entdeckungsberichtes mit dem Feldstecher auf eine dunkle Wiese hockt und nach dem Kometen Ausschau hält ist selber schuld, wenn er dann nichts sieht. Ich pflege die Beobachtungsseiten zu konsultieren und aufgrund der kommunizierten Beobachtungsangaben kann ich dann ja schätzen, ob sich eine Chance ergibt, dass ich den Kometen sehen kann. Meist schaut man sich hierfür einfach die prognostizierte Helligkeit an und vergleicht sie mit den Beoabchtungsdaten. Das kann man dann einfach auf den Beobachtungstag "extrapolieren", d.h. wenn der Komet vor 1 Woche drei Grössenklassen heller war als prognostiziert, dann besteht eine sehr gute Chance, dass er das auch morgen sein wird. So war das ja bei den beiden letzten Lovejoy-Kometen.

Und wenn der Komet vor 1 Woche drei Grössenklassen schwächer war als prognostiziert, dann besteht eine sehr gute Chance, dass er das auch morgen sein wird, wie das beispielsweise beim Kometen ISON der Fall war. - Zumindest gefühlt ist bei den prominenten Kometen die Liste der zu optimistisch prognostizierten Kometen viel grösser als diejenige der zu pessimistisch prognostizierten Kometen.


Oder nimm mich nochmals als Beispiel: wenn ich eine Facharbeit sehe, die in einem Gebiet erstellt wurde, in dem ich keine Grundkenntnisse habe, so ignoriere ich sie, weil ich gar nicht beurteilen kann, welche Modelle es alles gibt und in welchem Umfang diese miteinander verglichen werden. - Ich habe lieber kein Wissen als falsches Wissen, denn wenn ich kein Wissen habe, so kann ich das den Fachleuten überlassen, von denen ich weiss, dass sie Wissen haben, dieses aber - völlig wertneutral ! - nicht laiengerecht zu kommunizieren vermögen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Major Tom

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Es gab
Im Moment müssen wir wohl froh sein, dass wir das Hubble noch haben und das JWST in nur gerade 2 Jahren ausgesetzt wird...

Naja ich dachte immer, wenn wir die etwa 600 AE schaffen, wäre das Gravitationslinsen Teleskop knapp vor der Realisierbarkeit.
Wie ich jetzt nach einem Blick in Franks Astronomieforum lernen mußte, sind da doch wohl extrem aufwendige Technische Installationen notwendig, um ein brauchbares Ergebnis zu bekommen – wobei das Erkennen von Kontinenten auf einem Exoplaneten ja wohl auch schon am Limit der theoretischen Performance angesiedelt ist.
Eine – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn – “astronomische” Aufgabe.:)
Da ist wohl ein Teleskopverbund in Erdnähe oder meinetwegen auf dem Mond wesentlich praktikabler.
 

ralfkannenberg

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Naja ich dachte immer, wenn wir die etwa 600 AE schaffen
Hallo Major Tom,

was meinst Du mit "schaffen" ? Ich habe mal ein bisschen herumgestöbert, was es da alles für "Surveys" gibt. Die machen dann allesamt sehr schöne Aussagen, was man hätte alles entdecken müssen und was man eben nicht entdeckt hat.

Nehmen wir nur die kleine Sedna, also 2012 VP[sub]113[/sub], die ist mit ihren ~23.4 mag einfach zu wenig hell für diese Surveys. Und die ist schon mit ~500 km ziemlich gross.

Oder die Snow White (2007 OR[sub]10[/sub]), von manchen Autoren als drittgrösster KBO nach Pluto und Eris vermutet, also in der Grössenordnung der Makemake und der Haumea; mit ~21.4 mag auch zu schwach für diese Surveys. Und sie bringt es nach den aktuellen Schätzungen doch auf rund 1500 km Durchmesser !

Selbst einen grossen Zwergplaneten wird man mit den aktuellen systematischen Surveys jenseits der 100 AE-Grenze nicht finden. - Und 600 AE ist dann nochmals 6x weiter entfernt. Und Du weisst: pro Grössenklasse mehr multipliziert sich die Anzahl der Objekte um einen Faktor ~3 !!

Sei nochmals hierauf verwiesen:

Der einzige Grund, warum wir überhaupt eine Chance hätten, in diesen Entfernungen "Planet Neun" zu finden ist, dass er sehr gross wäre. Ansonsten fällt die reflektierte Lichtstärke ja mit der vierten Potenz zum Abstand ab, also von 100 AU (heutige Grenze) auf 500 AU schon mal um einen Faktor 625, und bei 1000 AU um einen Faktor 10'000!!! Da Sednas und Snow Whites zu suchen ist völlig aussichtslos. Sooo grosse Sprünge hat die Technologie seit den letzten Durchmusterungen bei weitem nicht gemacht (des weiteren machen heutige Teleskope wie Pan-Starrs ja durchaus Durchmusterungen auf dem neusten Stand der Technik). So weit draussen kannst du heute gar nichts anderes suchen als grosse Planeten.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Aries

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Hallo Aries,

ja und nein. Letztlich ist es nicht die Aufgabe eines Projektleiters, die Öffentlichkeit angemessen zu informieren. Das ist in der Privatwirtschaft nicht der Fall und das ist auch in der Wissenschaft - zumindest nicht primär - der Fall.


Nein, das nun auch wieder nicht. Es ist halt so, dass die experimentellen Daten ebenso wie die Beobachtungsdaten eben mehrere Modelle zulassen, d.h. von mehreren Modellen beschrieben warden können, also "konsistent" zu ihnen sind.

Somit wird in den Veröffentlichungen eben oftmals nur der eigene Aspekt erwähnt, d.h. die Konsistenz zum "eigenen Modell" beschrieben; was andere Modelle hierzu sagen ist indes "out of scope". Dadurch entsteht beim Laien eben oftmals der Eindruck, dass es nur dieses eine vorgestellte Modell gibt. Das ist letztlich "Pech" des Laien, dass er zu "dumm" ist, die Zusammenhänge besser zu kennen, und nicht Aufgabe des Wissenschaftlers, dem "dummen Laien" dieses Wissen zu vermitteln. - Natürlich, der Wissenschaftler könnte auch transparenter kommunizieren, doch wird der keinen Grund dafür sehen.
Zur Abgrenzung des Sonnensystems können unterschiedliche Modelle herangezogen werden. Geht man nach vorherrschender Materie befinden sich die Voyager-Sonden bereits außerhalb des Sonnensystem, weil sie sich bereits in einem Bereich befinden, in dem der Sonnenwind gegenüber der interstellaren Materie nicht mehr vorherrscht. Geht man nach gravitativer Bindekraft der Sonne, befinden sich die Voyager-Sonden noch sehr lange im Sonnensystem. - Es gibt ja bekanntlich Komenten mit zigfacher Entfernung, die noch gravitativ an die Sonne gebunden sind.

Für einen Wissenschaftler ist es in Ordnung, wenn er alleine auf den Aspekt eingeht, mit dem er sich beschäftigt. Von einem Journalisten ist aber zu erwarten, dass er dies für den Laien in den größeren Gesamtkontext einordnet, auch wenn die Überschrift dann womöglich nicht so reißerisch ist ("Sonnensystem verlassen"). Wir haben es aber mit Journalisten zu tun, die sich um so etwas nicht kümmern, die einfach nach der besten Überschrift suchen und vielleicht auch gar keine Ahnung von der Materie haben, was auch nicht verwunderlich ist, wenn sie auch über Sport und Königshäuser schreiben. Eine Entschuldigung ist das aber nicht. Man kann sie nur nach dem Ergebnis bewerten.

ralfkannenberg schrieb:
Der Wissenschaftler hat dieses Wissen, kommuniziert aber nur die Dinge, die in seinem Scope liegen. Die Experten verstehen das, die Laien eben nicht.
Ich kritisiere nicht die Wissenschaftler sondern die Journalisten. Journalisten sollten selbst keine Laien sein, sondern in der Lage sein die Wissenschaft dem Laien korrekt zu vermitteln.
 

ralfkannenberg

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Zur Abgrenzung des Sonnensystems können unterschiedliche Modelle herangezogen werden. Geht man nach vorherrschender Materie befinden sich die Voyager-Sonden bereits außerhalb des Sonnensystem, weil sie sich bereits in einem Bereich befinden, in dem der Sonnenwind gegenüber der interstellaren Materie nicht mehr vorherrscht.
Hallo Aries,

das hängt letztlich ausschliesslich davon ab, wie die IAU ein Sonnensystem definiert.

An sich stellt sich die Frage, ob es "Sinn" macht, Bereiche zu haben, in denen ein Objekt zwar "ausserhalb" des Sonnensystems ist, aber dennoch das Zentralgestirn dieses Sonnensystems umläuft.

Das ist aber nicht meine Aufgabe, sowas zu definieren.

Geht man nach gravitativer Bindekraft der Sonne, befinden sich die Voyager-Sonden noch sehr lange im Sonnensystem. - Es gibt ja bekanntlich Komenten mit zigfacher Entfernung, die noch gravitativ an die Sonne gebunden sind.
Sowas kann man für einen in Ruhe befindlichen Probekörper einfach berechnen, dafür brauchst Du Dich nicht auf Kometen mit zig-facher Entfernung zu beziehen. Wenn sich der Probekörper indes bewegt, geht das nicht mehr so einfach: es ist auch möglich, dass ein Probekörper um zwei Sterne herumpendelt. Oder an einem Sonnensystem vorbeizieht und dabei nur eine geringfügige Ablenkung seiner Bahn erfährt.

Für einen Wissenschaftler ist es in Ordnung, wenn er alleine auf den Aspekt eingeht, mit dem er sich beschäftigt.
Finde ich nicht: ein Wissenschaftler hat auch eine Verantwortung für das, was er erforscht.


Von einem Journalisten ist aber zu erwarten, dass er dies für den Laien in den größeren Gesamtkontext einordnet, auch wenn die Überschrift dann womöglich nicht so reißerisch ist ("Sonnensystem verlassen"). Wir haben es aber mit Journalisten zu tun, die sich um so etwas nicht kümmern, die einfach nach der besten Überschrift suchen und vielleicht auch gar keine Ahnung von der Materie haben, was auch nicht verwunderlich ist, wenn sie auch über Sport und Königshäuser schreiben. Eine Entschuldigung ist das aber nicht. Man kann sie nur nach dem Ergebnis bewerten.


Ich kritisiere nicht die Wissenschaftler sondern die Journalisten. Journalisten sollten selbst keine Laien sein, sondern in der Lage sein die Wissenschaft dem Laien korrekt zu vermitteln.
Hier muss man aber auch pragmatisch sein: Leute mit dem Anforderungsprofil, das Du an einen Journalisten stellst, findet man am Markt nicht.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Aries

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Finde ich nicht: ein Wissenschaftler hat auch eine Verantwortung für das, was er erforscht.
Ich bin mir nicht sicher, wie Du das meinst.

Wissenschaftler stellen Wissen her. Was die Menschheit mit Wissen macht, liegt meines Erachtens vor allem in der Verantwortung der Menschheit selbst. Selbst wenn im Einzelfall bestimmtes Wissen für die Menschheit schädlich ist, ist es meines Erachtens viel wichtiger die Freiheit der Wissenschaft nicht durch die Aufbürdung von Verantwortung einzuschränken.

ralfkannenberg schrieb:
Hier muss man aber auch pragmatisch sein: Leute mit dem Anforderungsprofil, das Du an einen Journalisten stellst, findet man am Markt nicht.
Stimmt vermutlich weitgehend, aber vermutlich nicht ganz. Aber warten wir mal ab, wie das in einer Genaration sein wird. Die Verdummung der Gesellschaft wird noch zu einem der ganz großen Probleme neben Dingen wie dem Klimawandel, der Knappheit und Erschöpfung von Ressourcen und Völkerwanderungen.

Jedenfalls ergibt sich aber aus der Marktknappheit guter Journalisten keine Senkung der Ansprüche an Journalisten sondern eine Kritik am Journalismus.
 

Herr Senf

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Hallo,
seid ihr sicher, daß ihr euch über dieselben Journalisten unterhaltet?

Ich sehe da wenigstens drei Gruppen
- Regionalseiten, die auch eine Wissenschaftsrubrik haben, aber eher "Breitbandberichterstattung" machen, das iwo abschreiben und aufhübschen
- große Tageszeitungen mit breiter gefächerter Redaktionen, die aber auch noch nicht den/die eng spezialisierten Wissenschaftsjournalisten haben
- "Wissens-Zeitschriften", die Wissenschaft populär verbreiten, hier wird eher nach "Fächern" gearbeitet, da erwartet man besseren Hintergrund
 

ralfkannenberg

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Ich bin mir nicht sicher, wie Du das meinst.
Hallo Aries,

da bin ich durchaus offen. Es geht mir gewiss nicht um die Einhaltung irgendwelcher Prinzipien.


Wissenschaftler stellen Wissen her. Was die Menschheit mit Wissen macht, liegt meines Erachtens vor allem in der Verantwortung der Menschheit selbst. Selbst wenn im Einzelfall bestimmtes Wissen für die Menschheit schädlich ist, ist es meines Erachtens viel wichtiger die Freiheit der Wissenschaft nicht durch die Aufbürdung von Verantwortung einzuschränken.
Ich stimme einem solchen Ansatz grundsätzlich zu. Nur: wenn ein Wissenschaftler eine Super-Bombe erfindet, die in 10 Minuten die gesamte Erde zerstört, und stellt das in arXiv ins Internet, so dass ein Fanatiker das dann mit wenig Aufwand umsetzen kann und die Welt zerstört, so ist hier meines Erachtens etwas falsch gelaufen.

Natürlich ist dieses Beispiel unrealistisch, d.h. eine solche Super-Bombe wird es wohl nicht geben, aber man wird sicherlich Abstufungen finden, die umsetzbar sind.


Stimmt vermutlich weitgehend, aber vermutlich nicht ganz. Aber warten wir mal ab, wie das in einer Genaration sein wird. Die Verdummung der Gesellschaft wird noch zu einem der ganz großen Probleme neben Dingen wie dem Klimawandel, der Knappheit und Erschöpfung von Ressourcen und Völkerwanderungen.

Jedenfalls ergibt sich aber aus der Marktknappheit guter Journalisten keine Senkung der Ansprüche an Journalisten sondern eine Kritik am Journalismus.
Ich würde es anders benennen: es gibt "Rollen", die Wissen erforschen. Diese Rollen werden derzeit von den Wissenschaftlern eingenommen.

Dann gibt es Rollen, die dieses Wissen kommunizieren; diese Rollen werden derzeit sowohl von den Wissenschaftlern selber als auch von den Journalisten eingenommen.

Und dann gibt es noch die Rolle derer, die dieses Wissen nachlesen, also "konsumieren"; diese Rolle wird ein bisschen von der Weltöffentlichkeit eingenommen.

Wir haben da also 3 Rollen. Solange derjenige, der das Wissen nachliest, nichts damit macht, sondern es nur zur Kenntnis nimmt und am Stammtisch diskutiert, spielt es keine Rolle, ob dieses wahrgenommen Wissen richtig ist oder nicht. Er wird gar nicht merken, ob es richtig ist oder nicht, und es hat auch keinerlei Konsequenzen, weil er ja nichts damit macht.

Wenn der Wissenskonsument, also derjenige in der 3.Rolle, das Wissen für private Zwecke benutzt, beispielsweise um in der Schule eine Arbeit zu schreiben oder am Abend einen Kometen zu beobachten, so ist der Schaden letztlich gering, wenn dieses Wissen falsch übertagen wurde: ersterer wird dann eben eine schlechte Note erhalten und schlimmstenfalls das Abitur nicht bestehen - es liegt also nur ein "lokaler Schaden" vor, zweiterer wird dann eben auf seiner dunklen Wiese sitzen und trotz guter Beobachtungsbedingungen nichts sehen und sich ärgern. Auch das ist nur ein "lokaler Schaden".

Hier stellt sich also die Frage, ob sich die Ausbildung besserer Journalisten überhaupt lohnt, um solchen lokalen Schaden abzuwenden: jeder weiss, dass man Wissen nicht in der Tageszeitung nachliest, sondern in einem Lexikon, einem anerkannten Sachbuch oder in einem Lehrbuch. Und wenn der Autor der Schularbeit einen Fehler in einem Lexikon, einem anerkannten Sachbuch oder einem Lehrbuch vorweisen kann, wird das falsch vermittelte Wissen vermutlich keinen nachteiligen Einfluss auf seine Note haben und er das Abitur trotzdem bestehen. Hier wird zwar letztlich die Zeit des Lehrers und des Schülers vergeudet, aber das ist durch die Steuergelder abgedeckt und vermutlich kann da auch jemand etwas bei lernen.

Um also einen lokalen Schaden zu vermeiden lohnt es sich nicht, die Journalisten besser auszubilden.

Fazit: ich denke, es liegt an den Wissenschaftlern selber, Verantwortung für ihre Entdeckung zu übernehmen, und nicht an denen, die das Wissen kommunizieren.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Aries

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Ich stimme einem solchen Ansatz grundsätzlich zu. Nur: wenn ein Wissenschaftler eine Super-Bombe erfindet, die in 10 Minuten die gesamte Erde zerstört, und stellt das in arXiv ins Internet, so dass ein Fanatiker das dann mit wenig Aufwand umsetzen kann und die Welt zerstört, so ist hier meines Erachtens etwas falsch gelaufen.
Ja, da stimme ich zu. Bei Waffen muss es eine Ausnahme geben.

ralfkannenberg schrieb:
Wir haben da also 3 Rollen. Solange derjenige, der das Wissen nachliest, nichts damit macht, sondern es nur zur Kenntnis nimmt und am Stammtisch diskutiert, spielt es keine Rolle, ob dieses wahrgenommen Wissen richtig ist oder nicht. Er wird gar nicht merken, ob es richtig ist oder nicht, und es hat auch keinerlei Konsequenzen, weil er ja nichts damit macht.
Meines Erachtens macht jeder etwas mit Wissen zumindest geringfügig. Beispiel astronomisches Wissen: Je nach Kenntnisstand ist der wahlberechtigte Bürger bereit, dass mehr oder weniger Geld in die Astronomie und Raumfahrt investiert wird. Je nach Kenntnisstand wird ein jungler Mensch mehr oder weniger für die Astronomie und Raumfahrt begeistert, sodass er später einmal selbst Wissenschaftler wird oder nicht. Also Personengruppen bei denen es wirklich vollkommen egal ist, ob ihr Wissen falsch order richtig ist, gibt es meines Erachtens nicht.

ralfkannenberg schrieb:
Hier stellt sich also die Frage, ob sich die Ausbildung besserer Journalisten überhaupt lohnt, um solchen lokalen Schaden abzuwenden: jeder weiss, dass man Wissen nicht in der Tageszeitung nachliest, sondern in einem Lexikon, einem anerkannten Sachbuch oder in einem Lehrbuch.
Nur wenige Leute schlagen aber tatsächlich in einem Lexikon, Sach- oder Lehrbuch nach. Die meisten Leute belassen es aber bei dem was sie aus den Medien hören. Wir leben aber in einer Demokratie und nicht in einer Aristokratie, daher ist das Volk nicht unwichtig. Und der schlechte Jornalismus begrenzt sich ja auch nicht nur auf die Wissenschaft, sondern erstreckt sich auch auf die Politik und andere Bereiche. Und es ist auch nicht nur der Journalismus der schlecht ist.
 
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Dgoe

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Du bist (ihr seid) sowas wie auf dem Holzweg, Ralf, Wissen ist nur quantifizierbar anhand der Menge an Vokabeln und auswendig gelerntem Zeug, u.ä., halt Data.
Alles andere ist Qualität, was man bestenfalls gedanklich und letztlich illusorisch anhäufen und hin und her schieben kann, in echt kein Stück weit, unmöglich. Geht nur per Argument etc., erkären, überzeugen, mit der Data, den Daten spielend. Aus welcher heraus (nach neuen Beobachtungen/Experimenten wieder Qualitäten werden als Ziel. Kann man niederschreiben, aber die Menge der Buchstaben sind kein Kriterium was echtes Wissen betrifft. Deswegen ist es ja auch nicht so ohne weiteres vermittlelbar...

Wissen ist auf egal wie vielen quantitativen Daten beruhend (manchmal auch trügerisch oder verkehrtes) eine pure reine Qualität. Quantifiziere mal Qualität, dann reden wir weiter.

Dgoe
 
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SFF-TWRiker

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Hallo SFF-TWRiker,

ach so, es ging Dir um die Fragestellung, ob ein Zwergplanet in diesen grossen Abständen sogar einen Planetenstatus erhalten könnte.


Freundliche Grüsse, Ralf

Hallo Ralf,

es geht mir eher um das Bynaus-Zitat, welches Du in Deinem #109 gebracht hast.
Daher kam ja auch vor ein paar Tagen die Empfehlung zur Urteilsenthaltung für ein paar Jahrzehnte oder evtl auch Jahrhunderte. Was wann technisch möglich sein wird, ist schwer abschätzbar, so z.B. was GAIA an Ergebnissen wirklich liefern kann, weil die Analyse der Datenmengen sehr lange dauern kann.
 

ralfkannenberg

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Quantifiziere mal Qualität, dann reden wir weiter.
Hallo Dgoe,

gerne: Software-Qualitätsmerkmale

Das kannst Du auch auf andere Situationen anwenden; dann nimmst Du die Hauptmerkmale und gewichtest diese, beispielsweise all gleich, und gewichtest dann die Untermerkmale, beispielsweise gleich pro Hauptmerkmal.

Und dann beurteilst Du das Produkt anhand dieser Merkmale auf einer Skala von 1 bis 10 und lässt das 5 Personen tun. Die jeweils beste und schlechteste Bewertung pro Untermerkmal streichst Du, so dass nur die drei mittleren verbleiben.

Dann zählst Du zusammen und dividierst das ganze anhand der vorher definierten Gewichtung.


Ich persönlich würde zwei Werte ermitteln, nämlich eine anhand der vordefinierten Gewichtung, und eine, in der alle Untermerkmale gleich gewichtet sind und bei zu grossen Unterscheiden analysieren, warum es zu diesem Unterschied kommt.


Wenn Du bei allen Produkten diese Methode anwendest, kannst Du deren Qualität vergleichen. ach ja: wenn Kunden involviert sind, also Leute, die dafür bezahlen, dann sollte das Qualitätsmerkmal der Benutzbarkeit angemessen gewichtet sein, und einer der Hauptfehler aller Projektplanungen ist, dass man das Qualitätsmerkmal der Wartbarkeit und vor allem die Zeit, die das benötigt, völlig unterschätzt.


Im Übrigen gibt es zu dieser Thematik Zertifikate auf Basis- und auf Advanced-Level, und obgleich 65% richtige Antworten zur Zertifizierung genügt liegt die Durchfallrate bei rund 1/3.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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