VFTS 102 - extreme Rotationsgeschwindigkeit

TomS

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Kennt jemand eine vernünftige Quelle zu diesem Stern und der angeblich extremen Rotationsgeschwindigkeit nahe der Instabilität? Ich finde zwar die Masse des Sterns, jedoch nicht seinen Radius, um irgendeine Abschätzung vornehmen zu können.
 

TomS

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Ja, da finde ich nichts zum Radius, auch in diversen anderen Quellen nicht.

Ich habe aber ein Forum in Internet gefunden, wo über eine andere Seite mittels Leuchtkraft auf ca. 8 Sonnenmassen geschlossen wird. Das ist aber abseits von seriös.
 

Bernhard

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Ja, da finde ich nichts zum Radius, auch in diversen anderen Quellen nicht.
In der Tabelle rechts ist die Oberflächengravitation angegeben. Daraus müsste man den Radius doch ausrechnen können.

EDIT: in [3] des WP-Artikels findet man eine weiterführende Quelle: https://academic.oup.com/mnras/article/350/1/189/986617 . Dort findet man in der Präambel Formeln für den polaren und äquatorialen Radius.

Nimmt man die 600 km/s für die äquatoriale Geschwindigkeit aus [3], so bekommt als Schätzwert für die kritische Geschwindigkeit v_c = 600 km/s / 0.95 = 632 km/s und kann daraus dann die gesuchten Radien abschätzen. Gemäß [3] würde ich die Masse mit 20 Sonnenmassen annehmen. Man bekommt damit eher unspektakuläre Radien, aber eine starke Deformation des Sterns.
 
Zuletzt bearbeitet:

UMa

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Hallo TomS,

in der Winkpedia Seite ist
https://arxiv.org/abs/1111.0157
verlinkt.
Aus M und log g bzw. aus L und Teff lässt sich jeweils der Radius ausrechnen. Annahme Kugel (!!), s.u.
Ich komme für log R auf:
M und g: log R=1.118+-0.254 bzw. R=13.1+-7.7 R_Sonne
L und Teff: log R=0.9099+-0.1566 bzw. R=8.1+-2.9 R_Sonne

Gewichtetes Mittel (Annahme unabhängig): log R=0.967+-0.133 bzw. R=9.27+-2.85 R_Sonne

Viel besser wird es nicht werden, es sei denn die Fehler der Ausgangsdaten werden deutlich geringer.

Wegen der schnellen Rotation dürfte der Stern aber erheblich abgeplattet sein.

Grüße UMa
 

Protuberanz

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Wahrscheinlich wird wohl im Fall des Ablebens von VFTS 102, bei dieser großen Masse wohl eher ein SL zurückbleiben.
Aber angenommen, er würde bis dahin noch einiges an Masse verlieren, so das doch die Chance auf einen NS besteht, was wäre dann für eine Rotationsgeschwindigkeit für diesen zu erwarten?
 

TomS

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Gute Frage, kann man so direkt wohl kaum sagen.

Die Tolman-Oppenheimer-Volkoff-Grenze liefert für nicht-rotierende Neutronensterne eine obere Grenze von ca. 3 Sonnenmassen. Nehmen wir an, dass die Größenordnung auch noch für rotierende Neutronensterne zutrifft. Nehmen wir weiter an, dass diese Masse wechselwirkungsfrei zu einemNeutronensternkollabiert, während der Rest in der Supernova weggeschleudert wird. Aus welchem Bereich des Sterns stammt diese Materie, und welchen Drehimpuls trägt sie bei? Intuitiv würde ich sagen, aus dem inneren Bereich, und da rotiert sie sicher eher langsam.

https://arxiv.org/abs/1608.08207
Uniformly rotating neutron stars
Kuantay Boshkayev
(Submitted on 29 Aug 2016)
In this chapter we review the recent results on the equilibrium configurations of static and uniformly rotating neutron stars within the Hartle formalism. We start from the Einstein-Maxwell-Thomas-Fermi equations formulated and extended by Belvedere et al. (2012, 2014). We demonstrate how to conduct numerical integration of these equations for different central densitiesρcand angular velocitiesΩand compute the staticMstatand rotatingMrotmasses, polarRpand equatorialReqradii, eccentricityε, moment of inertiaI, angular momentumJ, as well as the quadrupole momentQof the rotating configurations. In order to fulfill the stability criteria of rotating neutron stars we take into considerations the Keplerian mass-shedding limit and the axisymmetric secular instability. Furthermore, we construct the novel mass-radius relations, calculate the maximum mass and minimum rotation periods (maximum frequencies) of neutron stars. Eventually, we compare and contrast our results for the globally and locally neutron star models.

https://en.wikipedia.org/wiki/Neutron_star#Rotation
The most rapidly rotating neutron star currently known, PSR J1748-2446ad, rotates at 716 revolutions per second.

https://en.wikipedia.org/wiki/PSR_J1748-2446ad
PSR J1748-2446ad is the fastest-spinning pulsar known, at 716 Hz,[2] or 716 times per second. … It has been calculated that the neutron star contains slightly less than two times the mass of the Sun, within the typical range of neutron stars. Its radius is constrained to be less than 16 km. At its equator it is spinning at approximately 24% of the speed of light, or over 70,000 km per second.
 

Protuberanz

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Danke TomS.
OK, 3 Mʘ Endstation ist ja sogar noch mehr als ich annahm.
Die Frage ist, was maximal als Ausgangsmasse vorhanden sein darf. 25 Mʘ ist ganz sicher zu viel, aber es ist ja sowieso nur hypothetische Spintisiererei.
Also nehmen wir einfach mal weiter an, die 25 Mʘ verteilen sich im Laufe der nächsten paar Millionen Jahre noch ein gutes Stück in der Umgebung, so das 10 Mʘ oder weniger vorm großen SN-Kawumm übrigbleibt. Was dann vielleicht für einen NS-Endspiel gering genug wäre.
PSR J1748-2446ad ist natürlich ein flinkes Kerlchen. Ein Äquatorialspeed von 1/4 der Lichtgeschwindigkeit, ist wirklich der Hammer. Jeder Derwisch würde vor Neid erblassen. Aber wir wissen nicht, was der Quellstern zu bieten hatte und ob das dann tatsächlich den Maxspeed für NSe darstellen würde.
VFTS 102 soll ja ursprünglich einen Begleiter gehabt haben, der sich in einer SN verabschiedet hat. PSR J0537-6910 könnte dieser ehemalige Begleiter sein. Aber für ein Massemonster wie VFTS 102 sind ~39LJ eine ganz schöne Strecke. Die Energie der SN, des ehemaligen Begleiters war also nicht von schlechten Eltern. Ob dies nun richtig ist, oder nicht, weiß man nicht. Mir ist jedoch nicht klar, wie das die irre Rotationsgeschwindigkeit erklären kann. Ich sehe da bestenfalls einen sehr hohen Horizontalspeed.
Du gehst davon aus, das nur die äußeren Schichten diese hohe Rotationsgeschwindigkeit aufweisen. Vielleicht ist das so. Aber würde bei unterschiedlicher Schichtgeschwindigkeit, nicht die Reibung dafür sorgen, das sich die Geschwindigkeit des Kerns im Laufe der Zeit erhöht und die Geschwindigkeit der Hülle dabei abgebremst werden würde? Wenn meine Vermutung richtig ist, dann wäre die Rotationsgeschwindigkeit beim verlassen des Begleiters aber noch sehr viel höher gewesen und VFTS 102 hätte es dabei zerrissen. Da dies jedoch nicht geschehen ist, könnt der Kern mittlerweile auch schneller rotieren.
Wenn ich einen Denkfehler habe, dann hilf mir bitte auf die Sprünge?
 
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