Beginnen die regierenden Parteien wieder Politik für alle Menschen zu machen, dann verschwinden AFD und Linke ganz schnell wieder in der Versenkung, bzw. werden prozentual zur Bedeutungslosigkeit verdammt.
Zum Einen muss man konstatieren, dass mit der AFD zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik eine rechte Partei mit in Teilen nationalsozialiszischen Thesen existiert, die ein konstant hohes, teilweise zweistelliges Wahlergebnis einfährt. D.h. dass es nicht nur die Höckes gibt, sondern auch die Wähler der Höckes. Die AFD hat dies teilweise selbst erreicht, teilweise hat sie die Früchte anderer geerntet. Jedenfalls hat sie der Gesellschaft den Schleier vom Gesicht gerissen und nachprüfbar bewiesen, dass nationalsozialistisches Gedankengut für einige Millionen Menschen in Deutschland zumindest tolerierbar ist.
Zum Zweiten zeigt die AFD, dass dies - trotz gewisser Häufungen in einzelnen Bundesländern sowie in sozialen Schichten - doch quer durch alle Bevölkerungsgruppen geht. Rein statistisch läuft man Anhängern oder Verharmlosern überall über den Weg.
Zum Dritten zeigt die AFD, dass vielen Menschen in unserem Lande nicht klar ist, dass Verbrechen nicht immer damit beginnen, dass sie begangen werden, sondern damit, dass sie ausgesprochen werden. Verbrechen gegen Ausländer, jüdische Mitbürger und andere entstehen - zumindest zum Teil - nicht spontan im Affekt sondern wachsen sozusagen vom Gedanken über die ausgeformte Idee bis zur Tat heran.
An dieser Stelle sei an den 9. November 1938 und die Reichspogromnacht erinnert, die ebenfalls keine Spontanaktion war.
Wie zerbrechlich die Freiheit, wie fragil die zivile Gesellschaft ist: Das ist die Lehre aus unserer Geschichte. Die Menschenwürde ist verletzlich. Gerade deshalb postuliert unser Grundgesetz in seinem Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Daran haben wir uns zu messen - in unserem Land und als verantwortungsbewusster Partner in Europa und in der Weltgemeinschaft.
(aus der Rede des Bundestagspräsidenten Schäuble am 31. Januar 2018 zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus)
Jeder, der heute politisch aktiv ist - und politisch aktiv sind alle Menschen, die offen politisch diskutieren und handeln - muss sich überlegen, in wie weit er / sie das beherzigt und dazu beiträgt, unsere freiheitliche und demokratische Gesellschaft und ihre Werte zu bewahren - oder in wie weit er mit denen gemeinsame Sache macht, die beginnen, sie zu zerstören.