... man kann Höcke, Wild & Co natürlich auch als geistige Brandstifter sehen. Vor allem, oder auch gerade deshalb, da sie das was sie sagen oder tun, scheinbar bewußt provokant tun.
„anscheinend“, nicht „scheinbar“. Zu ersterem nach dem Duden „
aufgrund einer Täuschung wirklich, als Tatsache erscheinend, aber in Wahrheit nicht wirklich gegeben“
Zumindest vermute ich, ihnen ist schon bewußt, das sie damit dem Einen oder Anderen einen Baustein für das liefern, was Du anprangerst.
Wenn sie angesichts der politischen Diskussion der letzten Jahre fortgesetzt, nicht nur spontan und rhetorisch geschickt liefern, können sie sich ja wohl nicht darauf berufen, es sei ihnen nicht bewusst.
Aber das funktioniert nur bei Menschen, die eh schon auf dieser Welle geritten sind.
Nur in Teilen.
Die Verbrechen der Nationalsozialisten wurden nicht nur deswegen möglich, weil in jedem schon ein SS-Mann geschlummert hätte, sondern weil die Agitation in einem gesellschaftlich passenden Kontext stattfand und weil eine stetige Radikalisierung stattfand. Daraus folgt auch, dass die Politik für eine stabile gesellschaftliche Struktur sorgen muss, in die hinein diese Agitation nur wenige Menschen wirklich erreicht.
Wirksame Einbruchsicherungen bedeuten jedoch nicht, dass man den Einbruch selbst legalisierte sollte.
Man muß klar sehen, jeder ist für seine Taten selbst verantwortlich.
Individiell ja, strukturell nein.
Jeder Täter ist zunächst mal für sich ein individueller Täter.
Die Schaffung einer Gruppe oder Gesellschaft von Tätern ist jedoch auch ein kollektives Phänomen, und da muss man eben auch dem Katalysator oder Antrieb dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Dies gilt insbs. für Menschen, die meinen, politisch maßgeblich in unserem Land gestalten zu wollen.
Deshalb sehe ich sie eher als Verkäufer des Feuerzeugs.
Eher desjenigen, der eine Anleitung, eine Idee liefert.
Es ist an der Politik, den Anhängern und Mitläufern eine stringente Argumentation zu liefern, das es auch anders gehen kann.
Absolute Zustimmung!
Man darf dieses Problem nicht nur auf eine Partei projizieren, das wäre zu einfach. Man muss alle Parteien und weitere gesellschaftliche Gruppen in die Pflicht nehmen, glaubhafte und ehrliche Gegenentwürfe zu präsentieren und umzusetzen.
Man darf andererseits jedoch auch nicht mögliche Versäumnisse der etablierten Parteien als Argument oder Ausrede für das Spiel mit rechtsextremistischen Sprachgebrauch heranziehen.
Auch wenn es der AFD vielleicht (noch) an antisemitischen Schlägern mangelt ...
Sie sind viel zu klug, um sich darauf einzulassen.
Was du bezüglich strukturellem oder tatsächlichem Antisemitismus in einigen Teilen der islamischen Bevölkerung in unserem Land schreibst trifft natürlich zu. Das selbe gilt z.B. auch für den Konflikt zwischen verschiedenen Volksgruppen oder Religionen in der Türkei. Man muss sich damit politisch auseinandersetzen, ohne dabei den politischen Anstand zu verlieren. Das ist ja eine der größten Bedrohung einer liberalen, demokratischen und humanistisch geprägten Gesellschaft: dass sie angesichts einer tatsächlichen oder vermeintlichen Bedrohung ihre Prinzipien verrät.