Hubble: Ein Riesenmond um Planet Kepler-1625b?

ralfkannenberg

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das ist auch im Sonnensystem Konvention. Jupiter I, Jupiter II, etc. sind mögliche Alternativnamen.
Hallo zusammen,

hier muss man aber noch aufpassen, da diese römischen Zahlen die Entdeckung und nicht den Abstand vom Mutterplaneten durchnummerieren. Jupiter I ist also Io und keineswegs die Metis.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Hallo zusammen,

hier muss man aber noch aufpassen, da diese römischen Zahlen die Entdeckung und nicht den Abstand vom Mutterplaneten durchnummerieren. Jupiter I ist also Io und keineswegs die Metis.

Genau - wie bei den Exoplaneten folgt die "Nummerierung" (dort b, c, d, etc.) bei den Monden der Reihenfolge der Entdeckung (I, II, III, etc.). Werden mehrere Monde gleichzeitig gefunden (bzw. angekündigt), so wird von innen nach aussen nummeriert. Stellt sich heraus, dass ein vermutetes und bereits nummeriertes Objekt doch nicht existiert, wird die Nummer nicht neu vergeben, sondern es wird bei der nächsten Entdeckung einfach mit der nächsten Nummer weitergemacht.
 

UMa

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Hallo Protuberanz, Ralf, Bynaus,

die Entfernungsmessung ist, im Unterschied zur Positionsmessung, die sehr genau möglich ist, wohl eine der schwierigsten und ungenausten Messungen in der Astronomie. Für die sehr weit entfernten Sterne, die Kepler beobachtet hat, sind bis zum April 2018 Unsicherheiten von mehr als 50% völlig normal gewesen.

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war die Entfernung nahezu aller Sterne nur sehr ungenau bekannt, da man auf indirekte Methoden, z.B. photometrische angewiesen war. Eine Unsicherheit in Entfernung und damit auch des Radius der Sterne von einem Faktor 2 oder mehr war völlig normal. Man musste sich damit abfinden. Nur für wenige tausend Sterne gab es Parallaxenmessungen die aufwendig über Jahrzehnte gewonnen wurden und für vielleicht ein paar hundert oder tausend nahe, hellere Sterne, weniger als 40-80 Lichtjahre entfernt, waren diese relativ genau.

Dann kamen in den 1990er Jahren die Ergebnisse des Hipparcos Satelliten und man kannte auf einen Schlag die Entfernung zu vielen Tausenden Sternen im Umkreis von bis zu 300 Lichtjahren ziemlich genau. D.h. die Genauigkeit für einen etwa 300 Lichtjahre entfernten Stern war etwa 30 Lichtjahre (1 sigma, einfache Standardabweichung) und das Intervall in dem mit 95% Wahrscheinlichkeit die wahre Entfernung liegen musste lag bei 250 bis 375 Lichtjahren. Was für ein Fortschritt, diese bis dahin unerreichte Genauigkeit. Aber ob ein Stern 1000 oder 2000 Lichtjahre, entfernt ist, konnte man bis vor kurzem kaum sagen.

Für einige wenige Sterne gab es in den nächsten Jahrzehnten noch genauere Messungen. Aber für die Keplermission musste man sich mit den Problem herumschlagen, dass die Entfernungen und Radien der Sterne nicht genau bekannt waren. Im Falle von Kepler-1625 gab es zwischen dem DR24 und DR25 (bei dem die Entfernungen und damit die Radien verbessert wurden) eine Verdopplung der geschätzten Entfernung, die sich in einer Veränderung des geschätzten Radius von R=0.838[+0.366,-0.079] auf R=1.793[0.263,-0.488] Sonnenradien niederschlug.
Siehe Seite 22 in
https://arxiv.org/abs/1707.08563
Siehe auch
https://arxiv.org/abs/1609.04128

Inzwischen misst der GAIA Satellit die Entfernung der Sterne mit sensationeller Genauigkeit.
http://scienceblogs.de/alpha-cephei/2018/05/03/gaia-liefert-teil-1-das-geraet/
http://scienceblogs.de/alpha-cephei/2018/05/12/gaia-liefert-teil-2-die-revolution/
Und seit dem GAIA DR2 im April 2018 kennt man die Entfernung von hunderten Millionen Sternen viel genauer als jemals zuvor.
Für Kepler-1625 ist die von GAIA gemessene Parallaxe 0.4065+-0.0358 Millibogensekunden! Was für eine Sensation! Man kann die Entfernung eines Sterns in 8000 Lichtjahren Entfernung auf 10% (1 sigma) genau messen!

Grüße UMa
 

SFF-TWRiker

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Zu den angestrebten Genauigkeiten von Gaia empfielt es sich auch den dt.wiki Artikel zu lesen.
Mit den folgenden DRs werden die Daten noch besser.

Vielen Dank für die anspruchsvollen vorigen Beiträge!
 

ralfkannenberg

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sind bis zum April 2018 Unsicherheiten von mehr als 50% völlig normal gewesen.
Hallo UMa,

vielen Dank für Deine sehr schöne Zusammenfassung :)

April 2018 - das war vor einem halben Jahr !!


Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war die Entfernung nahezu aller Sterne nur sehr ungenau bekannt, da man auf indirekte Methoden, z.B. photometrische angewiesen war. Eine Unsicherheit in Entfernung und damit auch des Radius der Sterne von einem Faktor 2 oder mehr war völlig normal. Man musste sich damit abfinden. Nur für wenige tausend Sterne gab es Parallaxenmessungen die aufwendig über Jahrzehnte gewonnen wurden und für vielleicht ein paar hundert oder tausend nahe, hellere Sterne, weniger als 40-80 Lichtjahre entfernt, waren diese relativ genau.
Ich will das drastischer formulieren: zum Abschluss meines Studiums (1988) waren Entfernungsbestimmungen bis 5 Parsec genau möglich, das sind rund 16 Lichtjahre. Wenn ich in meinen Beiträgen von "sonnennahen Sternen" schreibe, dann sind das genau diese und mein Wunsch ist es, dass man systematisch alle Exoplaneten in bis in diese Entfernung kennt.

In diesem sonnennahen Bereich ist der Sirius der hellste Stern, es gibt dort 5 Weisse Zwerge und insgesamt nur 10 von blossem Auge sichtbare Sterne, von denen 5 die 1.Grösse erreichen, wobei einer allerdings von seinem Hauptstern überstrahlt wird und somit de facto nicht von blossem Auge sichtbar ist, das ist alpha Centauri B.


Dann kamen in den 1990er Jahren die Ergebnisse des Hipparcos Satelliten und man kannte auf einen Schlag die Entfernung zu vielen Tausenden Sternen im Umkreis von bis zu 300 Lichtjahren ziemlich genau. D.h. die Genauigkeit für einen etwa 300 Lichtjahre entfernten Stern war etwa 30 Lichtjahre (1 sigma, einfache Standardabweichung) und das Intervall in dem mit 95% Wahrscheinlichkeit die wahre Entfernung liegen musste lag bei 250 bis 375 Lichtjahren. Was für ein Fortschritt, diese bis dahin unerreichte Genauigkeit. Aber ob ein Stern 1000 oder 2000 Lichtjahre, entfernt ist, konnte man bis vor kurzem kaum sagen.
Leider wurde damals schon suggeriert, dass man Sterne bis zu einem Abstand von 3000 Lichtjahren vermessen könne, was aber leider nicht der Fall war, wie ich allerdings erst letztes Jahr festgestellt habe, als bei der Entfernungsanagbe der Sterne im Orionnebel (ca. 1400 Lichtjahre) höchst seltsame Ergebnisse zum Vorschein kamen und auch negative Parallaxen vorkamen.

Ich hatte mich schon nach der Veröffentlichung der ersten HIPPARCOS-Daten Mitte der 1990iger Jahre gewundert, dass es mehrere Publikationen zur Abweichung der Bestimmung des Abstandes der Plejadensterne gab, die mit rund 400 Lichtjahren noch vergleichsweise nahe liegen.

Was mir damals bei den HIPPARCOS-Messungen aber auch auffiel: die Messungen der Sterne in doppelter Sonnenähe, also bis 10 Parsec (32 Lichtjahre), das sind u.a. die Wega und die Fomalhaut, waren schon mit den herkömmlichen Methoden recht genau, d.h. die Nachmessung ergab da keine anderen Abstände.

Bedeutsam bei den HIPPARCOS-Messungen war noch die Bestimmung des Abstandes des veränderlichen Sternes delta Cephei, weil sein Abstand für die Kalibrierung der Cepheiden-Sterne benötigt wurde, wobei hier die HIPPARCOS-Messungen die ursprünglichen Schätzungen durchaus bestätigt hatten.


Für Kepler-1625 ist die von GAIA gemessene Parallaxe 0.4065+-0.0358 Millibogensekunden! Was für eine Sensation!
Das war das Wort, welches mir gestern spontan in den Sinn kam, als ich diese Zahl im SIMBAD-Katalog gesehen hatte. Ich wollte meinen emotionalen Ausbruch aber nicht im Forum schreiben.


Man kann die Entfernung eines Sterns in 8000 Lichtjahren Entfernung auf 10% (1 sigma) genau messen!
Wie gesagt. das sind nicht 15 Lichtjahre oder 300 Lichtjahre - das sind 8000 Lichtjahre !!!


Freundliche Grüsse, Ralf
 

UMa

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Hallo Ralf, hallo die anderen,

hier ist der Katalog der 1995 state of the art war, bevor Hipparcos kam:
I/238A Yale Trigonometric Parallaxes, Fourth Edition (van Altena+ 1995)
http://cdsarc.u-strasbg.fr/viz-bin/cat/I/238A
knapp über 8000 Sterne, aber nur von 969 brauchbare Parallaxen und damit Entfernungen mit einem Fehler von weniger als 10%. Der Median der Fehler der Parallaxen ist bei 10.1 Millibogensekunden.

Deswegen musste man sich damals einiges Einfallen lassen. Spektroskopisch die Gravitation bestimmen, um wenigstens nahe Hauptreihensterne von Riesen zu unterscheiden.
Oder Sternstromparallaxen, siehe
http://scienceblogs.de/alpha-cephei...-eine-supernova-und-die-sache-mit-dem-vertex/

Grüße UMa
 
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