sind bis zum April 2018 Unsicherheiten von mehr als 50% völlig normal gewesen.
Hallo UMa,
vielen Dank für Deine sehr schöne Zusammenfassung
April 2018 - das war vor einem
halben Jahr !!
Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war die Entfernung nahezu aller Sterne nur sehr ungenau bekannt, da man auf indirekte Methoden, z.B. photometrische angewiesen war. Eine Unsicherheit in Entfernung und damit auch des Radius der Sterne von einem Faktor 2 oder mehr war völlig normal. Man musste sich damit abfinden. Nur für wenige tausend Sterne gab es Parallaxenmessungen die aufwendig über Jahrzehnte gewonnen wurden und für vielleicht ein paar hundert oder tausend nahe, hellere Sterne, weniger als 40-80 Lichtjahre entfernt, waren diese relativ genau.
Ich will das drastischer formulieren: zum Abschluss meines Studiums (1988) waren Entfernungsbestimmungen bis 5 Parsec genau möglich, das sind rund 16 Lichtjahre. Wenn ich in meinen Beiträgen von "sonnennahen Sternen" schreibe, dann sind das genau diese und mein Wunsch ist es, dass man systematisch alle Exoplaneten in bis in diese Entfernung kennt.
In diesem sonnennahen Bereich ist der Sirius der hellste Stern, es gibt dort 5 Weisse Zwerge und insgesamt nur 10 von blossem Auge sichtbare Sterne, von denen 5 die 1.Grösse erreichen, wobei einer allerdings von seinem Hauptstern überstrahlt wird und somit de facto nicht von blossem Auge sichtbar ist, das ist alpha Centauri B.
Dann kamen in den 1990er Jahren die Ergebnisse des Hipparcos Satelliten und man kannte auf einen Schlag die Entfernung zu vielen Tausenden Sternen im Umkreis von bis zu 300 Lichtjahren ziemlich genau. D.h. die Genauigkeit für einen etwa 300 Lichtjahre entfernten Stern war etwa 30 Lichtjahre (1 sigma, einfache Standardabweichung) und das Intervall in dem mit 95% Wahrscheinlichkeit die wahre Entfernung liegen musste lag bei 250 bis 375 Lichtjahren. Was für ein Fortschritt, diese bis dahin unerreichte Genauigkeit. Aber ob ein Stern 1000 oder 2000 Lichtjahre, entfernt ist, konnte man bis vor kurzem kaum sagen.
Leider wurde damals schon suggeriert, dass man Sterne bis zu einem Abstand von 3000 Lichtjahren vermessen könne, was aber leider nicht der Fall war, wie ich allerdings erst letztes Jahr festgestellt habe, als bei der Entfernungsanagbe der Sterne im Orionnebel (ca. 1400 Lichtjahre) höchst seltsame Ergebnisse zum Vorschein kamen und auch negative Parallaxen vorkamen.
Ich hatte mich schon nach der Veröffentlichung der ersten HIPPARCOS-Daten Mitte der 1990iger Jahre gewundert, dass es mehrere Publikationen zur Abweichung der Bestimmung des Abstandes der Plejadensterne gab, die mit rund 400 Lichtjahren noch vergleichsweise nahe liegen.
Was mir damals bei den HIPPARCOS-Messungen aber auch auffiel: die Messungen der Sterne in doppelter Sonnenähe, also bis 10 Parsec (32 Lichtjahre), das sind u.a. die Wega und die Fomalhaut, waren schon mit den herkömmlichen Methoden recht genau, d.h. die Nachmessung ergab da keine anderen Abstände.
Bedeutsam bei den HIPPARCOS-Messungen war noch die Bestimmung des Abstandes des veränderlichen Sternes delta Cephei, weil sein Abstand für die Kalibrierung der Cepheiden-Sterne benötigt wurde, wobei hier die HIPPARCOS-Messungen die ursprünglichen Schätzungen durchaus bestätigt hatten.
Für Kepler-1625 ist die von GAIA gemessene Parallaxe 0.4065+-0.0358 Millibogensekunden! Was für eine Sensation!
Das war das Wort, welches mir gestern spontan in den Sinn kam, als ich diese Zahl im SIMBAD-Katalog gesehen hatte. Ich wollte meinen emotionalen Ausbruch aber nicht im Forum schreiben.
Man kann die Entfernung eines Sterns in 8000 Lichtjahren Entfernung auf 10% (1 sigma) genau messen!
Wie gesagt. das sind nicht 15 Lichtjahre oder 300 Lichtjahre - das sind 8000 Lichtjahre !!!
Freundliche Grüsse, Ralf