A 2017 U1: Besuch von jenseits des Sonnensystems

FrankSpecht

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eine neue Studie stützt die Annahme, dass "Oumuamua" ein Sonnensegel (künstlichen Ursprungs) war.
Ich denke nicht, dass man das so pauschal sagen kann, obwohl die meisten Medien darauf anschlagen.

Zunächst tauchen die propagierten Begriffe „light-sail“ und „artificial origin“ nur ein einziges Mal im Zusammenhang mit der erwähnten Arbeit von Shmuel Bialy und Abraham Loeb auf.
Bialy & Loeb (2018) proposed instead that the 1I anomalous acceleration was due to solar radiation pressure, which functionally fits the observed acceleration signature. This solution, however, requires a mass-to-area ratio, β, of 0.93 ± 0.03 kg m[SUP]−2[/SUP], much lower than the β for any known asteroid, and comparable to the area density of a light-sail, leading to speculation that 1I could be of artificial origin. Moro-Martín (2019) showed that similarly low area densities could also be obtained from a porous icy aggregate formed outside the snowline of a protoplanetary disk
Dann ist in dem neuen Paper „nur“ die Rede von einem geringen Masse-zu-Oberfläche-Verhältnis (low mass-to-area ratio). Gut, aus dieser betrachteten Herangehensweise kann man auch spekulative Schlüsse ziehen.

Und schließlich wird erklärt, wie ein solches Verhältnis die Flugbahn eines interstellaren Objekts (ISO) durch die Gas- und Staubwolken der galaktischen Molekülwolken beeinflusst werden kann.
If 1I truly is a low-β object, there therefore must be two populations of ISOs in the 100 m size range, one with area densities similar to solar system asteroids and negligible drag even in the densest molecular clouds, and the other, possibly more numerous, being 1I-type objects sensitive to ISM drag.

Interessant ist aber eigentlich die Zusammenfassung am Schluss des Artikels:
Small objects in interstellar space are probes of the dynamics of the Galaxy. A low-β ISO, once ejected from its source system, should orbit the Galaxy until it reaches a turbulent region with high gas density, whereupon it would be likely to stop and join the bulk motion of the gas, and thereafter (if it was not trapped or destroyed in a new stellar system) be released as part of a dynamical stream. This appears to be 1I's likely nomadic history. This hypothesis could be directly tested by sending a mission to 1I (Hein et al. 2017) or by sending a future mission to other ISOs as they pass through the solar system (Seligman & Laughlin 2018).

Wer es deutlicher und in Deutsch möchte (von Andreas Müller):
Neues vom interstellaren Besucher 'Oumuamua

Werden wir je erfahren, was genau 'Oumuamua war? Er bleibt mysteriös. Aktuell bewegt er sich von der Sonne weg und befindet sich bereits jenseits der Neptunbahn. Auf Grund der hohen Geschwindigkeit wird er dem Sonnensystem entkommen, und es scheint aussichtslos, ihm eine Sonde hinterherzuschicken, um seine Gestalt und Größe aufzuklären.

Eubanks schlägt vor, gezielt nach ähnlichen interstellaren Objekten in den galaktischen Strömen zu suchen, zum Beispiel in den nah beieinanderliegenden Strömen der Plejaden und aus dem Sternbild Herkules. Falls sie rechtzeitig während des Anflugs entdeckt werden, könnten die Astronomen viele der hier dargestellten Hypothesen überprüfen. Vielleicht finden sie dabei heraus, wie sich andere neue 'Oumuamuas beim Flug durch unser Sonnensystem verhalten.
 
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UMa

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Hallo Protuberanz,

das könnte das zweite interstellare Objekt nach 'Oumuamua sein. Zumindest wenn die Exzentrizität mit etwa 3 stimmt. Mal sehen, wie sich die Bahnkurve in den nächsten Tagen entwickelt. Zumindest scheint dies mehr den Erwartungen für interstellare Objekte zu entsprechen als 'Oumuamua.

Danke Protuberanz!

Grüße UMa
 

SFF-TWRiker

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Auch von mir herzlichen Dank für den link. Beeindruckend, dass dieser Körper schon Monate vor dem Perihel entdeckt wurde und damit intensiv beobachtet werden kann.
 

Wolverine79

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Wenn es sich bestätigen sollte, dass es sich dabei um ein interstellares Objekt handelt, hätte man innerhalb kurzer Zeit zwei verschiedene solcher Objekte entdeckt. Was ist der Unterschied zu den Jahren zuvor? Wieso hat man sowas nicht schon vor 10 Jahren etc. entdeckt? Hat sich in den letzten Jahren die Beobachtungstechnik dermaßen verbessert, dass so etwas früher einfach nicht möglich gewesen wäre?
 

UMa

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Hallo Wolverine79,

ja, die Beobachtungsmöglichkeiten haben sich verbessert. Trotzdem ist das ungewöhnlich.

Inzwischen ist das Objekt als hyperbolischer Komet C/2019 Q4 (Borisov) benannt.
Die Exzentrizität liegt bei 3,5+-0,2 für die nominale Bahn.

Siehe auch:
https://www.skyandtelescope.com/astronomy-news/possible-interstellar-comet-headed-our-way/

Die Alternative zu einem interstellaren Komet wäre ein näheres Objekt mit gerade Fluchtgeschwindigkeit also e=1. Dann müsste es aber eine sehr große nichtgravitative Beschleunigung durch die Ausgasung haben. Zu groß, als dass es plausible wäre, hundert mal größer als die größten nicht gravitativen Beschleunigungen, die man bisher beobachtet hat, wenn ich mich nicht verrechnet habe.

Oder der Komet bricht gerade auseinander und die hellsten Punkte sind nicht das gleiche Objekt und täuschen so eine Beschleunigung vor. Alles nicht besonders plausibel.

Grüße UMa
 

Wolverine79

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Hallo UMa,

kommt das neue Objekt eigentlich aus einer ähnlichen Richtung wie zuvor Oumuamua? Der kam ja wohl aus der Richtung Sternbild Leier.

Grüße
Jens
 

Protuberanz

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Der Neue kommt aus ähnlicher Richtung. Aus Richtung Kassiopeia. Klar ist da eine Distanz. Aber wenn Du berücksichtigst, das die Bahn von 'Oumuamua ja nur rückgerechnet wurde, könnte da erstens ein kleiner Rechenfehler drin sein, der sich bei der Länge der Reise auch gut an leicht anderer Position abbilden liese und zweitens könnte einer der Beiden, oder auch Beide, auf ihrer langen Reise ja schon anderswo abgelenkt worden sein. Zielt Deine Frage darauf, das Du denkst, unsere beiden Besucher könnten Trümmerstücke von Melmack sein? ;):rolleyes:
 
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UMa

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Hallo Jens,

'Oumuamua kam, relativ zur Sonne, aus der Richtung RA 18h37m54s DE +33°51'34" mit 26,42 km/s im Sternbild Leier, wobei die Bewegung der Sonne den Hauptanteil an der Richtung hatte. Exzentrizität e=1,20113, Periheldistanz q=0,25591 AE.
https://arxiv.org/abs/1907.01910

Der interstellare Komet C/2019 Q4 (Borisov) kam aus der Richtung RA 02h06m DE +59°54' mit 31 km/s im Sternbild Kassiopeia. Exzentrizität etwa e=3,5, Periheldistanz etwa q=2 AE.
https://groups.yahoo.com/neo/groups/mpml/conversations/messages/35237

Grüße UMa
 

Wolverine79

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Hallo Protuberanz,

an so etwas in der Art hatte ich gedacht. Dass unser Sonnensystem gerade eine Art interstellare Trümmerwolke durchschreitet.
Insgeheim hoffe ich aber immer noch, dass Oumuamua ein Sonnensegel war, das außerhalb unseres Sonnensystems ein Raumschiff zurückgelassen hat und das jetzt mit seinem Antrieb in unser System hineinfliegt. Immerhin sieht man ja eine Art Schweif bei diesem neuen Objekt (vielleicht sind das ja die Triebwerke ;)). Bisschen träumen muss erlaubt sein :)

Viele Grüße
Jens
 

Ionit

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Hallo Protuberanz,
Insgeheim hoffe ich aber immer noch, dass Oumuamua ein Sonnensegel war, das außerhalb unseres Sonnensystems ein Raumschiff zurückgelassen hat und das jetzt mit seinem Antrieb in unser System hineinfliegt. Immerhin sieht man ja eine Art Schweif bei diesem neuen Objekt (vielleicht sind das ja die Triebwerke ;)). Bisschen träumen muss erlaubt sein :)

Solche Gedanken hatte ich auch (und ich liebe so etwas).

Allerdings muss man dazu erwähnen, dass das dann auch ganz schnell böse enden könnte (für uns). Dass mögliche Aliens solch eine aufwendige/lange/teure Reise (zu uns) machen weil sie "gute Absichten verfolgen", muss ja nicht unbedingt sein.

Dass zwei interstellare Objekte in solch kurzer Zeit in unser Sonnensystem einfliegen, ist jedenfalls ungewöhnlich.
 

SFF-TWRiker

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Dass zwei interstellare Objekte in solch kurzer Zeit in unser Sonnensystem einfliegen, ist jedenfalls ungewöhnlich.

Vielleicht ist das nur eine Folge selektiver Wahrnehmungsmöglichkeiten.
Man müsste evtl. mal durchforsten, wie viele nichtperiodische Kometen bisher beobachtet wurden. 'Oumuamua und 2I/... sind mit wenigen hundert Metern und 2 bis 16 km ja keine Riesen und ohne das Minor Planet Programm wären viele dieser Körper in den letzten ca 20 Jahren auch nicht entdeckt worden.
 

Ionit

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Vielleicht ist das nur eine Folge selektiver Wahrnehmungsmöglichkeiten.
Man müsste evtl. mal durchforsten, wie viele nichtperiodische Kometen bisher beobachtet wurden. 'Oumuamua und 2I/... sind mit wenigen hundert Metern und 2 bis 16 km ja keine Riesen und ohne das Minor Planet Programm wären viele dieser Körper in den letzten ca 20 Jahren auch nicht entdeckt worden.

Da hast Du natürlich recht. Dass bei einem interresierten Laien, wie ich einer bin, die Gefahr der selektiven Wahrnehmung besteht, ist richtig.
 

Ionit

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Im Preprint wird ja vermutet, dass interstellare Objekte, die ins Sonnensystem kommen, viel häufiger auftreten könnten.

Besteht dann aber nicht die Gefahr, dass die Erde irgendwann einmal von solch einem interstellaren Objekt getroffen wird, ohne dass es genügend Vorwarnzeit gibt, da wir dessen Bahn erst errechnen können wenn es für Gegenmaßnahmen zu spät ist?

Oder sehe ich das falsch?
 
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