A 2017 U1: Besuch von jenseits des Sonnensystems

ralfkannenberg

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Besteht dann aber nicht die Gefahr, dass die Erde irgendwann einmal von solch einem interstellaren Objekt getroffen wird, ohne dass es genügend Vorwarnzeit gibt, da wir dessen Bahn erst errechnen können wenn es für Gegenmaßnahmen zu spät ist?
Hallo Ionit,

das ist doch nicht anders bei Kometen, die sich in unserem Sonnensystem befinden und ebenso nur eine kurze Vorwarnzeit haben. Der grosse Komet Hyakutake im Jahre 1996 wurde gerade mal 3 Monate vor seiner grössten Erdannäherung entdeckt und der war immerhin ~ 2 km gross.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Protuberanz

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Im Preprint wird ja vermutet, dass interstellare Objekte, die ins Sonnensystem kommen, viel häufiger auftreten könnten.

Besteht dann aber nicht die Gefahr, dass die Erde irgendwann einmal von solch einem interstellaren Objekt getroffen wird, ohne dass es genügend Vorwarnzeit gibt, da wir dessen Bahn erst errechnen können wenn es für Gegenmaßnahmen zu spät ist?

Oder sehe ich das falsch?
Das solche Objekte nicht wirklichen Seltenheitswert haben, vermutete ich ja bereits in meinem Initialpost.
Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, das ein Körper unseres Systems durch einen anfliegenden Körper eines anderen Systems getroffen wird nicht sehr hoch.
In unseren beiden Beispielfällen kommen die extrasolaren Objekte nahezu senkrecht zu unserer Bahnebene geflogen. Der Vergleich mit Dart sei in diesem Fall einmal gestattet. Jetzt kannst Du aber keine handelsübliche Dartscheibe dazu aufrufen. Unsere Beispieldartscheibe hat nur sehr sehr schmale Ringe und die Punktesektoren rotieren ständig, sind also nicht immer aktiv. Die Wahrscheinlichkeit, das Du einen dieser Sektoren mit Deinem Dartpfeil triffst ist extrem gering. Und das würde sogar noch die Absicht voraussetzen, überhaupt treffen zu wollen. In unserem Fall, haben wir ja bloß achtlos weggeworfene Dartpfeile. Also niemand hat gezielt. Ich würde sagen, es ist wesentlich wahrscheinlicher, das Du morgens aus Deiner Haustür trittst und von einem Dachziegel Deines eigenen Hausdaches erschlagen wirst, als das so ein extrasolarer Körper mit einen solaren Körper kollidiert. Unmöglich ist es jedoch sicher nicht.
 

Protuberanz

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Hier findest Du noch eine sehr schöne animierte Darstellung, von dem was ich weiter oben versucht habe auszudrücken. Wenn man sich jetzt die Orginal-Dimensionen dieser Animation vor dem inneren geistigen Auge aufruft, wird ganz schnell deutlich, das es mit einer Kollision alles andere als einfach ist. Deutlich größer sind die Chancen für einen Kollision, wenn das Objekt auf unserer Planetenbahnebene einfliegt. Aber selbst da, ist immer noch eine ganze Menge "Luft".
 

Protuberanz

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Hallo Protuberanz,

an so etwas in der Art hatte ich gedacht. Dass unser Sonnensystem gerade eine Art interstellare Trümmerwolke durchschreitet.
Insgeheim hoffe ich aber immer noch, dass Oumuamua ein Sonnensegel war, das außerhalb unseres Sonnensystems ein Raumschiff zurückgelassen hat und das jetzt mit seinem Antrieb in unser System hineinfliegt. Immerhin sieht man ja eine Art Schweif bei diesem neuen Objekt (vielleicht sind das ja die Triebwerke ;)). Bisschen träumen muss erlaubt sein :)

Viele Grüße
Jens
Na ja, Trümmerwolke, oder zumindest Kollisionstrümmer, wäre noch halbwegs realistisch. Allerdings wären sie dann wohl recht unterschiedlichen Positionen entsprungen. Zumindest gaste bei 'Oumuamua nix aus. Der war dann wohl mehr aus dem "inneren Bereich". Aber wie auch immer, auf jeden Fall haben sie eine unterschiedliche Konsistenz.
Das der Schweif eine Triebwerksemmision sein könnte, kannst Du ja mal selbst mit folgendem Gedankengang überprüfen. Bei einem deutlich sichtbaren Schweif, handelt es sich doch wahrscheinlicherweise um einen Materieausstoß, also einen eher chemischen Antrieb. Wenn der Schweif von der Bewegungsrichtung wegzeigt, müßte es sich also um einen Beschleunigungsversuch handeln. Oder hättest Du da eine andere Erklärung?
Warum sollte jedoch ein interstellares Raumschiff ausgerechnet dann seine Vorwärtsbewegung beschleunigen, wenn es in ein stellares System eintritt? Der Vorrat chemischen Treibstoffs ist überaus begrenzt und mit seinen interstellar doch eher lahmen zirka 42km/s is dat Dingens gerade mal ein wenig mehr als doppelt so schnell, wie unsere Voyagersonden. Die nächste Frage, die sich dann stellt, wer oder was steuert dieses Raumschiff? Mit der gerade angesprochenen Geschwindigkeit, kommen biologische Steuerkommandeure wohl eher weniger in Frage. Also dann wohl doch eher Steuerelektronik? Nein, mit den uns heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, können wir keine Elektronik herstellen, die tausende von Jahren funktionieren würde. Erst recht nicht, wenn sie in diesem Zeitraum energielos und ohne Heizung zwischen den Sternen unterwegs ist. Warum sollte das irgendwer sonst im Universum können? Die Grundlagen sind überall gleich.
Wenn jedoch eine unbekannte Energiequelle dafür verantwortlich zeichnet, dann stellt sich immer noch die Frage, warum dieses Raumschiff gerade jetzt mit einem vorsintflutlichen chemischen Antrieben zu beschleunigen versucht. Ich weiß nicht, wie Du das siehst, aber mir erscheint das wenig logisch zu sein.
Die gleiche Frage stellt sich für die Solarsegeltheorie. Warum sollte an einem interstellaren Raumschiff ein Solarsegel installiert werden? Selbst wenn man so etwas wie BTL-Initiative anstreben würde, was IMHO sowieso völlig sinnfrei ist, solltest Du Dir die Frage stellen, wie groß müßte ein Solarsegel sein, damit es ein Objekt wie den gerade einfliegenden Kometen in seinem Initialsystem beschleunigen könnte?
Abschließend sei noch angemerkt, das beide postulierten Antriebsvarianten, sowohl das Solarsegel, als auch der chemische Antrieb im interstellaren Raum, eher fragwürdig erscheinen.
Solltest Du Deine Träume umbauen, das sie ein klein wenig näher an der Realität sind, laß es mich wissen. Dann träume ich vielleicht mit. :D
 

Bynaus

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'Oumuamua war der Scout, der hat gemeldet, alles klar, die Erdlinge werden keinen nennenswerten Widerstand leisten. Borisov ist jetzt die Invasionsflotte...

Scherz beiseite, holy molly, schon wieder einer. Und dann noch ein recht grosser - man schätzt den Durchmesser (in Abhängigkeit der Albedo des Kerns) auf ca. 10 km. Damit hätten wir einen dritten Datenpunkt im Grösse-vs-Häufigkeit-Diagramm. Und Borisov wird gut ein Jahr lang beobachtbar bleiben - das wird ein spannendes Jahr!
 
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UMa

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Hallo Bynaus,

C/2019 Q4 (Borisov) wird vermutlich deutlich kleiner als 10 km sein, ist ja kein Asteroid, die Helligkeit kommt vermutlich hauptsächlich aus der Koma, daher kann der Kern viel kleiner sein.
Wieso drei Datenpunkte? Ich habe nur 2, 'Oumuamua und C/2019 Q4 (Borisov).
Der Bolide vom 8. Januar 2014 ist höchstwahrscheinlich nicht interstellaren Ursprungs, da nur etwa 2 sigma über Fluchtgeschwindigkeit. Siehe hier, auch die Kommentare:
http://scienceblogs.de/alpha-cephei...erstellare-meteore-sternenstaub-auf-die-erde/

Hier noch was über den Kometen und seinen Entdecker:
http://www.cometchaser.de/discoverystories/Comet-discoverers.html#2019Q4

Grüße UMa

Nachtrag: Durch Vergleich mit anderen Kometen analog hier
https://www.astronews.com/forum/sho...Kollisionskurs-mit-dem-Mars&p=93221#post93221
könnte der Durchmesser des Kerns von C/2019 Q4 (Borisov) zwischen 500 m und 9 km sein, je nach Vergleichskomet, und falls das Verhältnis von Gesamthelligkeit zur Kernhelligkeit ähnlich wie im Sonnensystem ist, was ja nicht sein muss.
 
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Bynaus

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@UMa, ja, ich meinte den Boliden. Aber ja, der ist kontovers.

Was die Grösse angeht, keine Ahnung, ob die Koma berücksichtigt wurde. Ich gehe nur davon aus, das beobachtende Astronomen schon wissen, warum sie diese Grössenangabe machen.

Siehe z.B. hier: https://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?feature=7498 Grösse Nukleus zw. 2 und 16 km.
 
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Protuberanz

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Na ja, aber auch wenn man den unteren Wert von "nur" 2km annimmt, ist er immer noch ein gutes Stück größer, als 'Oumuamua.
Aber beeindruckender als die Größe finde ich die Geschwindigkeit. Der Bursche muß schon ein ordentliches Swingby gehabt haben, um so viel Dampf zu bekommen. Er überschreitet ja deutlich das zulässige Tempolimit in unserem Sonnensystem. Ich habe ihn mal vorsorglich dem Verkehrsüberwachungsverein gemeldet. Die können ihn dann blitzdingsen. Die Frage ist nur, wohin mit dem Strafzettel? :p
 

UMa

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Hallo Bynaus,

wenn ich die Tabelle für Asteroiden nehme, komme ich für H=13 bis 13.5 auf 4 bis 15 km Durchmesser. Ich vermute die Durchmesserangaben könnten ähnlich entstanden sein, ohne Berücksichtigung der Koma.
https://minorplanetcenter.net/iau/lists/Sizes.html

Zur Häufigkeit:
Die Statistik ist natürlich dünn und es ist mir unklar wie genau sich die Beobachtungsmöglichkeiten verbesserte haben. Wenn man aber annimmt, dass etwa alle 40 Jahre ein solche interstellarer Komet der Sonne so nahe kommt wie C/2019 Q4 (Borisov) jetzt, dann hat man etwa 1e13 solche interstellare Kometen pro Stern. Die Zahl der Kometen in der Oortschen Wolke schätzt man auf 1e11 bis 1e12. Die interstellaren Kometen sind also in der Überzahl. Dafür sind die Kometen der Oortschen Wolke viel langsamer und werden daher stärker in Richtung Sonne angezogen, wodurch sie im inneren Sonnensystem viele häufiger vorkommen als interstellare Kometen. Bei einem mittleren Durchmesser von 2 km (Dichte 0,5) wären es mindesten 4 Erdmassen an interstellaren Kometen pro Stern, mehr wenn die Hauptmasse in großen Brocken steckt, wie bei den Asteroiden des Sonnensystems. Im Mittel dürfte sich in einem Würfel von 19x19x19 AE ein interstellarer Komet im Raum zwischen den Sternen finden. Dort ist es aber viel zu dunkel und man kann sie nicht sehen. Insgesamt etwa 1e24 interstellare Kometen in der Milchstraße, falls die Sonnenumgebung repräsentativ ist. Offenbar werden in der Frühzeit der Sonnensysteme typischerweise 90% bis 99% der Kometen aus dem Sonnensystem katapultiert, nur 1% bis 10% sind so langsam, dass sie es nicht schaffen und in einer Art Oortschen Wolke verbleiben.
Im Mittel sollten sich so jeder Zeit 17 interstellare Kometen innerhalb der Neptunbahn befinden.
Kleine Objekte wie 'Oumuamua sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Grüße UMa

PS: Update der Geschwindigkeit im Unendlichen: 34 km/s
 
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Protuberanz

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Ich weiß nicht so recht, was Ihr unter verbesserten Beobachtungsmöglichkeiten versteht. Wenn Ihr die ständige qualitative Verbesserung der Teleskope und damit deren Auflösungsvermögen meint, dann sollte man aber auch dazu sagen, das dieses Objekt von einem Amateur entdeckt wurde, der zwar für einen Amateur ein beeindruckendes Instrumentarium sein Eigen nennen darf, aber ganz sicher nicht mit den Profiequipemt der Berufsastronomen konkurieren kann. Eher ist es in diesem Fall wohl der quantitativen Verbesserung geschuldet, das der neue Besucher gefunden wurde. Immer wieder werden von Amateueren teils erstaunliche Beobachtungen gemacht. Natürlich ist oft auch eine Portion glücklicher Zufall dabei, wie zum Beispiel bei dem argentinischen Glückspilz, der 2016 die Geburt einer SN im Bild festhalten konnte. Was Herrn Borisov inspieriert hat, gerade diese Himmelsregion unter die Lupe zu nehmen, wissen wir nicht. Er ist aber auf jeden Fall kein unbeschriebenes Blatt in Sachen Kometenfinden. So hat er zum Beispiel bereits 2013 auch den C / 2013 N4 (Borisov) entdeckt.

@UMa, kannst Du bitte was zur Quelle Deiner statistischen Daten sagen?
 

ralfkannenberg

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Wenn man aber annimmt, dass etwa alle 40 Jahre ein solche interstellarer Komet der Sonne so nahe kommt wie C/2019 Q4 (Borisov) jetzt
Hallo UMa,

wie begründest Du diese 40 Jahre ? - Ich hätte jetzt instinktiv eine höhere Zahl angesetzt, weil der Komet "klassisch" entdeckt wurde.

Andererseits hätte ich eine viel höhere Zahl angesetzt, weil die meisten `Oumuamua's nicht auffindbar sind und überdies `Oumuamua meiner Erinnerung nach ein Zufallsfund war, also nicht systematisch gesucht wurde wie die Kometen von den Kometenjägern.

Vielleicht könnte man versuchen, zwei verschiedene "Beobachtungsklassen" abzuschätzen, also nicht aufgrund ihrer Zusammensetzung, sondern aufgrund ihrer Entdeckungsumstände.

Die erste Klasse würde ich dann deutlich höher als 40 Jahre ansetzen, die zweite indes deutlich tiefer, vielleicht einer pro Jahr, beide Klassen mit der Einschränkung, dass man sie von der Erde aus sehen können muss.


dann hat man etwa 1e13 solche interstellare Kometen pro Stern. Die Zahl der Kometen in der Oortschen Wolke schätzt man auf 1e11 bis 1e12. Die interstellaren Kometen sind also in der Überzahl.
Da wäre ich nun vorsichtig; so verschieden sind die beiden Zahlen nicht - sie weichen nur um einen Faktor 10-100 ab.


Dafür sind die Kometen der Oortschen Wolke viel langsamer und werden daher stärker in Richtung Sonne angezogen, wodurch sie im inneren Sonnensystem viele häufiger vorkommen als interstellare Kometen.
Einverstanden.

Bei einem mittleren Durchmesser von 2 km (Dichte 0,5)
Auch hier wäre ich vorsichtig, ich denke, diese 2 km sind eher überschätzt.

Andererseits: solche 2 km tauchen überall auf: die kleinsten bekannten irregulären Jupitermonde - immerhin rund die Hälfte aller bekannten Jupitermonde, liegen in dieser Grössenordnung, die grössten Bruchstücke des damals auf den Jupiter abgestürzten Kometen Shoemaker-Levi 9 lagen in dieser Grössenordnung und der grosse Komet des Jahres 1996 Hyakutake lag ebenfalls in dieser Grössenordnung. Es gibt also durchaus Gründe, diesen Wert als allererste Näherung zu nehmen.

wären es mindesten 4 Erdmassen an interstellaren Kometen pro Stern, mehr wenn die Hauptmasse in großen Brocken steckt, wie bei den Asteroiden des Sonnensystems. Im Mittel dürfte sich in einem Würfel von 19x19x19 AE ein interstellarer Komet im Raum zwischen den Sternen finden. Dort ist es aber viel zu dunkel und man kann sie nicht sehen. Insgesamt etwa 1e24 interstellare Kometen in der Milchstraße, falls die Sonnenumgebung repräsentativ ist. Offenbar werden in der Frühzeit der Sonnensysteme typischerweise 90% bis 99% der Kometen aus dem Sonnensystem katapultiert, nur 1% bis 10% sind so langsam, dass sie es nicht schaffen und in einer Art Oortschen Wolke verbleiben.
Im Mittel sollten sich so jeder Zeit 17 interstellare Kometen innerhalb der Neptunbahn befinden.
Das habe ich nun nicht nachgerechnet, gefühlsmässig hätte ich eher mehr erwartet.

Wollen wir einmal ganz ganz grob über Entdeckungen abschätzen, eine Liste finden wir hier, betrachten wir der Einfacheit halber nur die Entdeckungen der vergangenen 3 Jahre, jeweils Gesamtzahl / Entdeckungen durch Menschen

2016: 17 / 4
2017: 22 / 5
2018: 19 / 8
2019: 10 / 5 -> hochgerechnet auf das ganze Jahr: 13 / 8


Ich schätze nur grob und ich will einfache Zahlen, also nehmen wir an pro Jahr 20 Entdeckungen, davon 8 durch Menschen.

Nehmen wir wieder den Kometen Hyakutake als Basis, dieser war bei seiner Entdeckung 2 AU von der Sonne entfernt. Seien wir grosszügig, was auch das Rechnen vereinfacht, und nehmen wir an, dass solche Kometen in etwa in einem Abstand von 3 AU von der Sonne entdeckt werden. Bis zum Neptun sind es 30 AU, also 10x mehr, also 1000x mehr Volumen. Zudem verweilt so ein Komet auch eine gewisse Zeit in diesem Bereich, der Neptun hat eine Umlaufzeit von 165 Jahren.

Also haben wir Sonnensystem-Kometen, die von Menschen entdeckt wurden: 8 pro Jahr * 1000 (Volumen bis zum Neptun) * 160 (Verweildauer in Jahren) = 2^3 * 1000 * 2^4 * 10 = 2^7 * 10000 = 12'800'000 Kometen in diesem Volumen. Bei zehnmal mehr interstellaren Kometen würde man also ~ 100 Millionen solche Kometen in diesem Bereich erwarten.

Wie gesagt: diese 40 Jahre sind m.E. etwas zu tief gegriffen.


Kleine Objekte wie 'Oumuamua sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Natürlich ist meine Abschätzung gegen solche Objekte völlig gebiased, da die Entdeckungswahrscheinlichkeit wesentlich von der Nähe zur Erde abhängt.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Herr Senf

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C/2019 Q4 (Borisov) soll demnächst von der IAU umbenannt werden: es "entwickelt" sich gerade ein neues Beobachtungsfenster
der Entdeckername bleibt, aber die Ziffernfolge davor soll als extrasolare Kategorie angepaßt werden :cool:
 

UMa

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Hallo Ralf,

wie häufig 'Oumuamua ähnliche Objekte sind ist unklar, meine Berechnung bezieht sich nur auf Kometen wie C/2019 Q4 (Borisov).

Zu den 40 Jahren: Ich hatte ursprünglich 20 Jahre angesetzt, keine Entdeckungsmöglichkeit bis vor 40 Jahren, danach linear ansteigende Rate bis heute auf 100%. Allerdings mit großer Unsicherheit. Nach dem Ende der Berechnungen kam ich auf 2e13 interstellare Kometen pro 8 pc³, also Stern, aufgrund der Unsicherheit auf volle Zehnerpotenz gerundet als 1e13 und entsprechend die 20 Jahre auf 40 Jahre angepasst.

Es kommt auf die Helligkeit an. C/2019 Q4 (Borisov) hatte bei der Entdeckung etwa 18 mag. Hätte man so etwas dunkles vor 40 Jahren wirklich entdecken können, oder vor 80 Jahren?
Ich denke mehr als 400 Jahre können wir definitiv ausschließen (Teleskop). Weniger als 4 Jahre ist auch nicht plausibel wegen PanSTARRS u.s.w.

Was nützlich wäre, wäre eine Tabelle aller Kometen (keine Asteroiden) der letzten 200 Jahre mit der jeweiligen Helligkeit zum Zeitpunkt der Entdeckung(und dem Entdeckerjahr natürlich). Dann könnte man die Entdeckerhelligkeit über die Jahre plotten und hätte eine gute Übersicht über die typischen Helligkeiten mit denen Kometen zu jener Zeit entdeckt wurden. Vielleicht gibt es so etwas schon im Netz?

Edit1:Alternative Berechnung: Gesamtzahl aller jemals entdeckten Kometen durch die Anzahl aller in den letzten 365 Tagen entdeckten Kometen, sollte eine grobe Schätzung für die Häufigkeit von interstellaren Kometen wie C/2019 Q4 (Borisov) sein. Insbesondere, wenn die Anzahl nicht stark von Jahr zu Jahr schwankt sondern sich stetig verändert.

Edit2:Auf die Schnelle: Anzahl der numerierten periodischen Kometen auf der engl. Wikipedia
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_numbered_comets
Heute 380 vor einem Jahr 367 also 13, also ca. 380/13=29 Jahre. Gut, eigentlich will man keine periodischen Kometen (P) sondern nichtperiodische (C), aber für den Anfang. 40 ist vermutlich nicht zu hoch, zumindest nicht viel. Zwei Jahre vor aktueller Version ergibt 337, also 380/43*2=18 Jahre, noch weniger.

Edit3: In Simulationen zu Entstehung des Sonnensystems sollen 99% der Kometen herausgeworfen werden, nur 1% landen in der Oortschen Wolke. Die 2km bezieht sich auf C/2019 Q4 (Borisov), nicht auf den Durchschnittlichen Druchmesser aller interstellaren Kometen.


Grüße UMa

@Protuberanz: Quelle ist : Eigene Berechnungen.
 
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ralfkannenberg

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und nehmen wir an, dass solche Kometen in etwa in einem Abstand von 3 AU von der Sonne entdeckt werden.

Zudem verweilt so ein Komet auch eine gewisse Zeit in diesem Bereich, der Neptun hat eine Umlaufzeit von 165 Jahren.
Corrigenda

Hallo zusammen,

der Faktor 165 ist falsch. Es ist nur die Verweildauer in der 3 AU-Kugel zu berücksichtigen, nicht die Verweildauer in der 30 AU-Kugel, sonst zählt man gewisse Kometen mehrfach.

Die Verweildauer in der 3 AU-Kugel beträgt etwa 5.5 Jahre.


Also haben wir Sonnensystem-Kometen, die von Menschen entdeckt wurden: 8 pro Jahr * 1000 (Volumen bis zum Neptun) * 160 (Verweildauer in Jahren) = 2^3 * 1000 * 2^4 * 10 = 2^7 * 10000 = 12'800'000 Kometen in diesem Volumen. Bei zehnmal mehr interstellaren Kometen würde man also ~ 100 Millionen solche Kometen in diesem Bereich erwarten.
Das korrigiert sich somit zu 8 pro Jahr * 1000 (Volumen bis zum Neptun) * 5.5 (Verweildauer in Jahren) = 44 * 1000 = 44'000 Kometen in diesem Volumen. Bei zehnmal mehr interstellaren Kometen würde man also ~ 440'000 solche Kometen in diesem Bereich erwarten.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Es kommt auf die Helligkeit an. C/2019 Q4 (Borisov) hatte bei der Entdeckung etwa 18 mag. Hätte man so etwas dunkles vor 40 Jahren wirklich entdecken können, oder vor 80 Jahren?
Hallo UMa,

sehr guter Punkt; die beiden hellen Kometen Ende vergangenen Jahrhunderts hatten 10.5 mag (Hale-Bopp) und 11 mag (Hyakutake) bei ihrer Entdeckung.


Was nützlich wäre, wäre eine Tabelle aller Kometen (keine Asteroiden) der letzten 200 Jahre mit der jeweiligen Helligkeit zum Zeitpunkt der Entdeckung(und dem Entdeckerjahr natürlich). Dann könnte man die Entdeckerhelligkeit über die Jahre plotten und hätte eine gute Übersicht über die typischen Helligkeiten mit denen Kometen zu jener Zeit entdeckt wurden. Vielleicht gibt es so etwas schon im Netz?
Etwa die Hälfte der Zeit meines gestrigen Beitrages habe ich damit verbracht, eine solche Tabelle (einschliesslich Planetoiden) zu suchen, allerdings völlig ohne Erfolg.

Die Tatsache, dass man nun innerhalb von 2 Jahren gleich zwei extra-solare Objekte entdeckt hat, ist übrigens auch eine Aussage, aus der man eine Abschätzung tätigen kann, eine Abschätzung, die den "konservativen Wert" nach oben korrigieren dürfte.

Eine Frage, die zur Abschätzung noch nützlich ware, ist auch die, bis zu welcher Grenzhelligkeit die automatisierten Suchprogrammen Kometen und Planetoiden aufspüren können.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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2 Forscher der Universität Beijing wollen die Eigenheiten von 1I/ʻOumuamua geklärt haben.
Nachzulesen bei Spektrum.
Hallo Protuberanz,

ich will jetzt kein Cross-Posting betreiben; über dieses Thema haben wir uns auch im Nachbarforum, im "Abenteuer Universum", unterhalten:

Thread: Oumuamua = A/2017 U1 als Objekt mit hyperbolischer Bahn,
ab diesem Beitrag: Beitrag von Frank, 14. Apr 2020, 20:25 Uhr

Kurz zusammengefasst: Artikel im Spektrum.de verbesserungswürdig, zugrundeliegender Artikel im Nature sehr fundiert, deckt verschiedene Varianten ab


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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