Wahlsysteme

Dgoe

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Diese Wissenschaftszweige beschäftigen sich mit Wahlsystemen:

  • Statistik
  • Politikwissenschaft (früher meist Politische Wissenschaft, Wissenschaft von der Politik, Wissenschaftliche Politik oder auch Politologie) bzw. Politwissenschaften
  • Angrenzend noch Publizistik, Soziologie, Psychologie, Philosophie, ...

Aus aktuellem Anlass ein Blick auf das Wahlsystem der USA. Hierzu gute Links:


Im Endeffekt wählt das Wahlmännerkollegium (welches seinerseits bei der entsprechend indirekten "Präsidentschaftswahl" gewählt wurde) am Montag nach dem zweiten Mittwoch im Dezember (19.12.2016) den Präsidenten. Das Ergebnis wird am folgenden 3. Januar ausgezählt, kann jedoch unentschieden ausfallen, woraufhin in diesem Fall das Repräsentantenhaus so oft eine absolute Mehrheit versucht zu wählen (keine Obergrenze an Wahlrunden), bis die Entscheidung steht. Dies kann sich auch über den geplanten Amtsantritt am 20. Januar hinauszögern, woraufhin in diesem Fall der Vizepräsident (und falls dieser auch noch nicht feststeht der Sprecher des Repräsentantenhauses) solange die Amtsgeschäfte übernimmt, bis eine Wahl erfolgreich war.

Soviel zusammengefasst zum Ablauf. Das aktuell Interessante daran ist, dass die Wahlmänner trotz allem wählen dürfen, wen sie wollen (auch wenn in einigen Staaten eine kl. Geldstrafe droht bei "Untreue") und das in der gerade erfolgten Wahl die Popular-Vote (Wählerstimmen) Hillary gewonnen hat und Trump nur mehr Wahlmänner gewonnen hat, was allerding zählt, wenn sie ihn anschließend ohne Abweichler wählen, wenn!

Obelix schrieb:
Die spinnen die Römer.


Gruß,
Dgoe
 
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Dgoe

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Hier noch weitere Links zum aktuellen Teil des Themas:

http://www.zeit.de/politik/ausland/...tschaftswahl-usa-hillary-clinton-donald-trump
https://welt.de/amp/politik/ausland...-Ergebnis-nur-jeder-Vierte-waehlte-Trump.html
https://www.change.org/p/electoral-...make-hillary-clinton-president-on-december-19


Einige Details zur Übersicht noch:

Der US-Kongress besteht aus dem Senat und dem Repräsentantenhaus (letzteres auch Unterhaus genannt).

  • 435 Repräsentanten/innen bzw. Abgeordnete gibt es insgesamt. Siehe:
    Wikipedia_Electoral-College schrieb:
    Die Verteilung der Abgeordneten auf die Staaten wird durch das Hill-Huntington-Verfahren nach den Bevölkerungszahlen bestimmt, die alle 10 Jahre in der Volkszählung, dem United States Census, erhoben werden.
  • 100 Senatoren/innen gibt es derzeit. Weil jeder Staat (derzeit 50 St.) jeweils 2 Senatoren/innen stellen darf, unabhängig seiner Größe.
  • Kongress = 435 + 100 = 535


535 +3 = 538 Wahlmänner gibt es, weil jeder Staat, soviele Wahlmänner/-frauen (übrigens manchmal Wahlmännerinnen genannt:) stellen darf, wie er Senator/innen (also 2) plus Abgeordnete hat.
Mit andere Worten alle Senatoren/innen + Abgeordnete (entsprechend dem Kongress) +3 ergibt die Anzahl an WahlmännerInnen.
Plus 3 deswegen, weil der Bundesdistrikt (bestehend aus der Stadt Washington) wie ein kleiner Staat mitgezählt wird, also wie 2 Senatoren/innen + 1 Abgeordnete(r). Dies gilt nur für die Wahlmänner..., ansonsten zählt er nicht als Staat, stellt keine Senatoren... etc.

Die 538 Wahlmänner... stellen das 'Electoral College' (Wahlmännerkollegium oder Wahlkollegium) dar. Geteilt durch 2 = 269, demnach besteht eine absolute Mehrheit aus min. 270 Stimmen. Daher die oft zitierte Zahl 270.

Gruß,
Dgoe


Edit:
Während man hier nur Zaungast ist, ließe sich dennoch diskutieren beispielsweise, inwiefern eine solche Konstellation einem gerechten (Wahl-)System entspricht, oder nicht.
 
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galileo2609

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Hallo Dgoe,

Edit:
Während man hier nur Zaungast ist, ließe sich dennoch diskutieren beispielsweise, inwiefern eine solche Konstellation einem gerechten (Wahl-)System entspricht, oder nicht.
das Wahlsystem der USA zu diskutieren, weil das Ergebnis den eigenen Vorstellungen nicht gerecht wird, ist nicht unbedingt prioritär. Es hat über viele Jahrzehnte gute Arbeit geleistet. Möglicherweise bessere als in anderen Staaten. Ich empfehle den „Zaungästen“, erst einmal etwas Ruhe einkehren zu lassen. Es wird zuviel spekuliert, und das auf Basis unvollständiger Informationen.

Das zugrundeliegende Problem dieses Wahlentscheids liegt viel tiefer als formale institutionelle Regelungen. Und ist auch keine Überraschung. Weder in den USA noch in Europa.

Grüsse galileo2609
 

Yukterez

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Der strahlende Gewinner

Hier noch weitere Links zum aktuellen Teil des Themas
Um zu verstehen warum die Polls Hillary favorisiert haben empfiehlt sich dieser Link:

Wikipedia schrieb:
A bandwagon effect, as a significant number of people may decide to vote for the party which is in the lead in the pre-election opinion polls, regardless of its politics.
Man kann aber auch davon profitieren da die meisten Wettbüros mit den Quoten die CNN vom DNC übernommen hat arbeiten, was dazu geführt hat dass jene die so wie ich auf Trump gesetzt haben ihr Geld verfünffachen konnten.

Zufrieden,

Yukterez
 

Dgoe

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@Yukterez:
Yukterez schrieb:
Woher willst du das wissen wenn Michigan noch nicht einmal ausgezählt ist?
Oops, Danke für den Hinweis!

@galileo:
galileo2609 schrieb:
das Wahlsystem der USA zu diskutieren, weil das Ergebnis den eigenen Vorstellungen nicht gerecht wird, ist nicht unbedingt prioritär.
Ich finde insbesondere die eigenen Vorstellungen des Ergebnisses hier nicht prioritär, um nicht zu sagen uninteressant (das wird woanders schon behandelt). Nur diskutiert wird dieses Wahlsystem sowieso und dies nicht zum ersten Mal. Mich persönlich würde schon eher interessieren, wie Akademiker oder wissenschaftlich Interessierte, die vielleicht auch mit Statistik [hat(te) mit Staat zu tun] bewandert sind, über so ein eher rationales Konstrukt denken - daher auch meine Mühe es nochmal kurz darzustellen - oder überhaupt. Muss aber nicht, ist ja freiwillig, wenn. Ich selber schaue mir das Hill-Huntington-Verfahren als nächstes an...


Grüße,
Dgoe


P.S.: Glückwunsch @Yukterez.
 
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Yukterez

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Fair & Square

Mich persönlich würde schon eher interessieren, wie Akademiker oder wissenschaftlich Interessierte, die vielleicht auch mit Statistik [hat(te) mit Staat zu tun] bewandert sind, über so ein eher rationales Konstrukt denken - daher auch meine Mühe es nochmal kurz darzustellen - oder überhaupt.
Man kann nach verschiedenen Spielregeln spielen, aber wenn man kein schlechter Verlierer sein will gelten auch am Ende des Spiels immer noch die auf die man sich am Anfang geeinigt hat - selbst wenn das manchen anscheinend schwer fällt weil sie aufgrund dessen dass sie viel zu hoch gepokert haben auch sehr viel zu verlieren haben.

Hart, aber gerecht,

Yukterez
 
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Dgoe

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Hallo Yukterez,

natürlich, selbstverständlich. Eine reine direkte Popular-Vote als Ziel, würde ganz andere Kampagnen verursachen.
Schade, dass ich schon besichtigte Maps nicht wiederfinde, aber daraus geht hervor, dass in nur einem relativ kleinen Teil der USA, nämlich den Swing-States überhaupt Kampagnen waren und auch dort die Funds, Geld für Werbung usw.

Ändert man die Spielregeln vorher, würden andere Kampagnen viel weiter gefasst stattfinden, natürlich.
Man kann nicht sagen, wie ungerecht ist das denn, da so gemünzt wurde. Man kann sich aber über diesen Umstand Gedanken machen, nicht verboten.

Gruß,
Dgoe
 
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Yukterez

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popular vote vs electoral college

Man kann nicht sagen, wie ungerecht ist das denn, da so gemünzt wurde.
Erzähl das mal der Never Trump Crowd!

Man kann sich aber über diesen Umstand Gedanken machen, nicht verboten.
Der Hauptgrund ist der dass jeder Staat mindestens 3 Wahlmänner haben muss. Alles darüber wird nach der Anzahl der Einwohner berechnet. Hier wird genau erklärt warum das so ist: klick, und weshalb es für so ein großes Land die beste Regel ist: klack.

Informierend,

Yukterez
 
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TomS

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Das System der Wahlmänner ist ein Relikt aus den Zeiten, als diese noch per Pferd nach Washington geschickt wurden, um dort ihre Stimmen abzugeben. Heute ist das unnötig, aber auch nicht unbedingt schädlich, wenn die Bürger sich einig sind.

Es war in der Vergangenheit so, dass ein einmal gewählter und zuvor wenig akzeptierter Präsident (~ 50% Zustimmung) nach einiger Zeit deutlich höhere Zustimmungswerte (60 - 70%) hatte - einfach weil der Präsident war.

Spätestens seit Obama und wohl erst recht jetzt bei Trump erreicht dieser keine Einigkeit mehr, sondern vielmehr polarisiert er viel stärker. Obama hat z.B. nie diese Zustimmungswerte erreicht. Wenn dieser Trend anhält, dann steht dieses System vor ernsthaften Schwierigkeiten, weil man - um gewinnen zu können - so stark polarisieren muss, dass man später nicht mehr einen kann. Das ist aber ein Kerngedanke des Präsidialsystems der USA.
 

zabki

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Das System der Wahlmänner ist ein Relikt aus den Zeiten, als diese noch per Pferd nach Washington geschickt wurden, um dort ihre Stimmen abzugeben. Heute ist das unnötig, aber auch nicht unbedingt schädlich, wenn die Bürger sich einig sind.

das leuchtet mir auf Anhieb nicht so unbedingt ein. Wenn die Wahlmänner nach Washington reiten konnten, hätten sie doch sicher auch gut dokumentierte Ergebnisse von Stimmauszählungen mitbringen können, die man dann einfach hätte addieren können.
 
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TomS

Registriertes Mitglied
das leuchtet mir auf Anhieb nicht so unbedingt ein. Wenn die Wahlmänner nach Washington reiten konnten, hätten sie doch sicher auch gut dokumentierte Ergebnisse von Stimmauszählungen mitbringen können, die man dann einfach hätte addieren können.
Und wie hätte man in einem Einwanderungsland, das großflächig und wenig kontrolliert besiedelt wurde, ein verlässliches und zentral prüfbares Wählerverzeichnis aufstellen sollen?

Jefferson hat den mittleren Westen der USA von den Franzosen gekauft, und dann erstmal eine Expedition ausgesandt, um zu erkunden, was genau er da gekauft hat. Bis mindestens Mitte des 19. Jh. gab es praktisch Null zentrale Verwaltung.
 

Dgoe

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Man kann nicht sagen, wie ungerecht ist das denn, da so gemünzt wurde

Erzähl das mal der Never Trump Crowd!


... gelten auch am Ende des Spiels immer noch die [Spielregeln] auf die man sich am Anfang geeinigt hat

Und zu diesen Spielregeln gehört, das bisher noch kein Präsident gewählt wurde. Die 538 Wahlmänner könnten theoretisch auch alle einen Dritten wählen, wenn sie wollten. Bis zum 19. Dez. ist noch Zeit hin und dann ist Pause, bis am 3. Jan. die Fortsetzung folgt.

Gruß,
Dgoe
 

Dgoe

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Kanada hat doch Amerikanern politisches Asyl angeboten. Allerdings ist die Einwanderungswebsite vor lauter Anfragen zuletzt zusammengebrochen. Wer weiß, wann sie wieder dicht machen.

Gruß,
Dgoe
 

Dgoe

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Gut, dass Du kein Politiker geworden bist. :)

Außerdem hast Du mir einen Link in das Zitat von mir untergemogelt. :mad:

Dgoe
 

Charly

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