@Lina-Inverse: Es gab schon Zweifel an der grundsätzlichen Machbarkeit der Landung. So wurde das auch noch nie versucht - die Landung der ersten Stufe lässt sich kaum mit der Landung einer DC-X vergleichen.
SpaceX hat - auch ohne Wiederverwendung - bereits heute die niedrigsten Startkosten auf dem amerikanisch/europäischen Markt. Gemäss Präsident Shotwell sollen die Preise für Starts mit wiederverwendeten Stufen um ca. 10% gegenüber dem "normalen" Preis sinken. Stärkere Senkungen sind erst auf lange Sicht möglich (ein Grund liegt wohl auch darin, dass SpaceX wegen den Entwicklungskosten neuer Technologie - Raptor, Mars-Programm, etc. - auch weiterhin einen enormen Geldbedarf hat). Ich denke, die Falcon 9 ist vor allem ein Testvehikel, das die grundsätzliche Machbarkeit nicht nur der Landung, sondern auch der Wiederverwendung von Stufen im Experiment und dann auch in der Praxis demonstriert. Sie soll zeigen, dass man Raketenstufen dutzende Male wiederverwenden kann. Das muss noch nicht der Durchbruch sein, der zu den erhofften, sehr viel tieferen Startkosten führt. Die wirkliche Entwicklung beginnt erst, wenn auch dem hintersten und letzten klar ist, dass das die Zukunft ist. Die Falcon 9 ist quasi die DC-3 der Raumfahrt - und noch keine B707 oder gar eine A380.
Einfache Rechnung: Was darf der Flug kosten wenn 100 Personen $140.000 zahlen? Gibt 14 Millionen. Für den Preis will Musk eine >6000t Rakete bauen + Raumschiff + Treibstoff + Versorgungsgüter für 100 Personen... klingt das realistisch für dich?
Für das Geld wir die Rakete nicht gebaut - sie wird nur teil-abgeschrieben! Zur Erinnerung: sie ist (nach Plan) tausendfach wiederverwendbar (zumindest der teuerste Teil, der Booster).
Ich messe SpaceX lieber daran was sie tatsächlich erreicht haben.
Für eine Firma, die 2002 gegründet wurde, haben sie in 14 Jahren bereits viel erreicht:
- Erste Firma, die eine komplett privat entwickelte Rakete in die Umlaufbahn beförderte
- Erste Firma, die eine selbst entwickelte (und von der NASA mitfinanzierte) Raumkapsel ins Weltall und zurück brachte
- Erste Firma, die eine Raumkapsel zur ISS geschickt hat
- Erste Firma, die eine erste Stufe einer orbitalen Rakete gelandet hat
- Erste Firma, die erfolgreich ein "full-flow" Methan-Triebwerk getestet hat
Es gibt staatliche Raumfahrtagenturen, die haben in Jahrzehnten und mit weitaus mehr Geld nicht annähernd so viel erreicht.
Ich würde SpaceX nicht unterschätzen. Es dauert alles immer länger, als Elon Musk ankündigt (und einige angekündigte Dinge dauern sehr viel länger als andere), aber am Ende machen sie es dann (meistens) doch. Wenn Musk einen Weg findet, seine Marsraketen-Vision zu finanzieren (und auch da hat er sich bisher sehr kreativ erwiesen), wäre ich nicht sehr erstaunt, wenn der erste Mensch auf dem Mars aus einer SpaceX Rakete treten würde.
@Herr Senf:
2/3 der Versprechungen wurden nicht gehalten, dafür tröstende Worte und nicht erfüllbare Visionen, man lebt vom NASA-Geld.
Welche 2/3? Kannst du mal eine Aufstellung machen?
SpaceX lebt definitiv nicht vom NASA-Geld. Etwa ein Drittel der Finanzierung kommt von der NASA, der Rest von kommerziellen Kunden. Zudem: was ist so schlimm daran, wenn eine private Firma öffentliche Kunden hat? ULA etwa würde es ohne die NASA und das DOD gar nicht erst geben.
@Dgoe:
Es ist schon ziemlich verwegen und unpassend einen solch utopischen Plan vorzulegen, kurz nach der explosiven letzten Panne des aktuellen Highlights, besten Produkts. Eine sicherlich geplante Präsentation, ohne sich beirren zu lassen durch diese Megapanne, trotzdem durchgezogen - recht unflexibel.
Klar, das Timing war ungünstig - aber der Mars-Plan ist ein langfristiges Projekt - daran ändert sich grundsätzlich nichts, egal ob jetzt hier und da mal eine Rakete verloren geht (zur Erinnerung: SpaceX hat über 70 künftige Missionen im Portfolio). Der Plan dient, nicht zuletzt, zur Motivation der Mitarbeiter.
Musk hat ja auch klar gemacht, dass sich nur ein sehr kleiner Teil der Firma - etwa 5% - mit dem Mars-Projekt beschäftigt.
Auf Musks Konto geht auch ein Todesfall, nicht zu vergessen. Und da hört der Spaß endgültig auf!
Du weisst schon dass jedes Jahr hunderttausende von Menschen weltweit bei Autounfällen sterben...? Auf wessen Konto gehen die? Die Frage ist, wie sieht es bei den relativen Todesfällen aus, also Tote pro gefahrene Kilometer. Und da schneidet Tesla sehr viel besser ab als der Durchschnitt. Man müsste also wenn schon sagen, dass Musk bereits vielen Menschen das Leben gerettet hat (das wäre aber genauso überzogen wie die Behauptung, dass dieser eine Unfalltod "auf sein Konto" gehe).
Wie gesagt: das grösste Problem bei Musk's Mars-Vision ist die Finanzierung. Selbst wenn es bei den 10 Milliarden Entwicklungskosten bleiben sollte, das ist keine Summe, die man von heute auf morgen auftreibt. Damit steht und fällt - wie schon übrigens bei MarsOne - das ganze Projekt. Denkbar, dass Musk den Weg über suborbitale Punkt-zu-Punkt-Flüge gehen wird (diese Möglichkeit hatte er für das "Raumschiff" angesprochen - es ist fast gross genug, um es aus eigenem Antrieb in den Orbit zu schaffen), um Geld für die Entwicklung des Boosters zu verdienen. Wir werden sehen. Jetzt gilt es erst mal, die F9 wieder in die Luft zu bekommen, eine wiederverwendete Stufe erfolgreich für den Start eines Satelliten einzusetzen, die Falcon Heavy endlich zu starten und die ersten Astronauten zur ISS zu befördern.