Deine Reaktion ist verständlich, denn nach bisheriger Erfahrung ist Weltraumfahrt sehr teuer und alle bekannten "Orte" im Weltraum sind nicht wirklich lebensfreundlich, zumindest im Vergleich mit der Erde. Warum sollte es da draussen also je "Kolonien" (ich bevorzuge das Wort "Siedlungen") geben?
Die Antwort ist, meiner Meinung nach: Wenn der Zugang zum Weltraum sehr viel günstiger geworden ist, werden sich die Rahmenbedingungen schnell ändern. Das Bauchgefühl einer früheren Generation wird nichts mehr wert sein.
Natürlich ändert der günstige Zugang zum Weltraum nichts an den Bedingungen auf der Marsoberfläche selbst. Aber was ist denn genau das vermeintlich unüberwindbare Problem, das eine Siedlung auf dem Mars verhindern würde? Kälte? Muss man halt etwas dämmen und heizen, später wird das Terraforming für höhere Temperaturen sorgen. Strahlung? Lebt man halt eine Zeit lang unter dem Boden oder unter Kuppeln mit Wassermänteln, bis die Atmosphäre dick genug ist. Keine atembare Luft? Muss man eben draussen einen Raumanzug tragen, drinnen eh kein Ding. Rohstoffe, Energie, menschliche Kreativität - sobald das erste Starship landet ist alles nötige auf dem Mars vorhanden und muss nur noch richtig kombiniert werden. Es gibt nichts, was grundsätzlich gegen Siedlungen auf anderen Planeten (Zwergplaneten, Monden...) spricht. Menschen haben sich immer mit Technologie ihrer Umgebung angepasst (sonst hätten wir den Globus nicht besiedelt) und werden das auch weiterhin tun. Auf der Erde, dem Mars, auf Ceres, Kallisto oder Titan... Jep, nicht mit Steinzeit-Technologie - aber mit Technologie aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Wenn viele Menschen plötzlich die (finanzielle) Möglichkeit haben, zu gehen, werden einige von ihnen gehen (im Gegensatz zu heute, wo es den kollektiven Willen einer ganzen Nation - oder vielleicht sogar einer Allianz von Nationen - braucht, damit auch nur ein paar wenige zum Mars gehen können). So bald Siedlungen auf anderen Welten möglich werden, werden sie sehr attraktiv sein: es werden die einzigen Orte sein, an denen die Menschheit noch wachsen kann (auf der Erde hingegen ist Mässigung und Stagnation angesagt, damit die Koexistenz mit der Biosphäre langfristig garantiert werden kann). Jeder, der mit seinem Geld weiterhin Erträge erwirtschaften will, wird es an solchen Orten investieren wollen.
Eine Siedlung muss aber keinen Profit abwerfen, um gangbar zu sein (nur das Unternehmen, das die Siedler zum Mars bringt, muss seine Kosten decken. Aber wenn diese so tief sind, dass sie die Siedler aus der eigenen Tasche bezahlen können, ist das kein grundsätzliches Problem). Alles, was die Siedlung in ihrer Anfangszeit braucht, ist ein steter Fluss von Siedlern, die bereit sind, ihre Arbeitskraft dort statt auf der Erde einzusetzen. Damit sie nicht mit leeren Händen beginnen müssen, werden die Siedler nach Möglichkeit vor ihrem Transfer auf der Erde Dinge kaufen, die auf dem Mars dringend benötigt werden, und diese auf dem Mars in lokaler Währung wieder verkaufen. Das "Einkommen" der Siedlung sind damit die ankommenden Siedler selbst, zusammen mit deren Arbeitskraft.
"One-way" ist nur unter dem alten Wegwerf-Paradigma günstiger. Wenn alles wiederverwendet wird, muss das Raumschiff, das dich zum Mars gebracht hat, auch irgendwann wieder zurück zur Erde. Ob da jetzt noch ein Mensch mehr oder weniger an Bord ist, spielt bei den Dimensionen des "Starships" keine Rolle.