Wohin mit dem Atommüll ?

Bernhard

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Hallo zusammen,

angeregt durch ein Thema im Nachbarforum: http://www.quantenforum.de/viewtopic.php?f=6&t=636 möchte ich hier die Idee des sogenannten Laufwellen-Reaktors (Wikipedia) vorstellen. Für mich persönlich ist dieses Reaktorkonzept noch relativ neu, aber ich sehe darin auch ein gewisses Potential, um die Frage nach der Beseitigung des vorhandenen Atommülls zu beantworten.

Um sich einen Überblick über diese Thematik zu verschaffen, empfehle ich den Wikipedia-Link und auch einen Blick auf die Homepage der Firma TerraPower: http://terrapower.com/people/john-gilleland

Seht Ihr hier auch reelle Möglichkeiten, um den Atommüll wenigstens teilweise wieder loszuwerden, bzw. sinnvoll (d.h. zum Wohle der Menschheit) zu nutzen?
 

oldphys

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Hallo Bernhard,

... Für mich persönlich ist dieses Reaktorkonzept noch relativ neu, aber ich sehe darin auch ein gewisses
Potential, um die Frage nach der Beseitigung des vorhandenen Atommülls zu beantworten...
komisch, ich dachte auch von Dir schon vor Jahren Beiträge im Thread "Brauchen wir die Kernenergie"
gelesen zu haben und dort wird doch schon seit längerem von derartigen Reaktoren berichtet, oder
irre ich mich da? - wieso ist das dann neu für Dich?

Gruß oldphys

P.S.: Sorry, eigentliche Antwort beinahe vergessen - natürlich sehe auch ich hier eine reelle Chance,
aber mit den derzeit in D regierenden Spitzenkräften wird sich da wohl eher nichts tun. Mich
wundert es sogar, dass für Fusionsforschung noch Geld zur Verfügung gestellt wird. Wahrscheinlich
hat den verantwortlichen Politikern noch keiner klargemacht, dass auch am Lebensende eines
Fusionsreaktors 'ne ganze Menge verstrahlter Müll übrig bleibt!
 
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Bernhard

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komisch, ich dachte auch von Dir schon vor Jahren Beiträge im Thread "Brauchen wir die Kernenergie"
gelesen zu haben und dort wird doch schon seit längerem von derartigen Reaktoren berichtet, oder
irre ich mich da? - wieso ist das dann neu für Dich?
Hallo oldphys,

ich hatte vor Erstellung dieses Thema zumindest nach dem Stichwort "Laufwellenreaktor" gesucht und dazu nichts gefunden. Gut möglich, dass ich damals die Möglichkeiten dieser Reaktoren auch nicht gut genug erkannt habe. Wie auch immer, wollte ich dieses Konzept in ein neues Thema packen, so dass etwas spezialisierter darüber diskutiert werden kann.
 

Dgoe

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Hi,

und was bleibt dann als Müll übrig? Ausserdem auch ein Kernreaktor, dann auch mit gleichen Risiken? Also mal unabhängig von dem separaten Natriumkreislauf...

Ich sehe die Grenzen zwischen (unverantwortlichen Größen-)Wahnsinn und Innovation eher fließend, in diesem gesamten Technologiebereich.

Gruß,
Dgoe
 

Bernhard

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Dgoe

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Das im LWR entstehende waffenfähige Plutonium ist tatsächlich ein Problem.
Uuups, vielleicht ein Grund, dass man jede Entwicklung bis zur schlüsselfertigen Technologie tunlichst vermieden hat? Könnte ja sonstwer...

Der LWR kann bauartbedingt nicht überkritisch werden. Er entspricht in dieser Hinsicht dem Naturreaktor Oklo (Wikipedia).
Schon besser...

Vielleicht sollte man ja den bestehenden Atommüll "einfach" in ausgebeuteten oder bestehenden Uran-Minen endlagern?
Dort will man aber gerade eventuell noch mehr finden. Minen sind ja so eine Sache. Das passt dann wie ein Propfen drauf, für immer dicht. Dort wird es also wahrscheinlich noch am Wenigsten je geschehen.

Gruß,
Dgoe
 
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Bernhard

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Es gibt ein kleines Update im quantenforum. Jens behauptet jetzt, dass man im LWR den Atommüll so weit bearbeiten kann, dass die verbleibenden Isotope nur noch eine Halbwertszeit von 300 Jahren haben. Das wäre ein interessantes Ziel. Die Frage ist nur, ob das auch stimmt und zu welchem Preis dieses Ziel zu erreichen ist.

Dort will man aber gerade eventuell noch mehr finden.
Mal sehen.

EDIT: Zu Pfingsten gab es kurzfristig die Meldung, dass in D von den Erneuerbaren angeblich kurzfristig mindestens genauso viel Strom erzeugt, wie auch verbraucht wurde. Obwohl sich das als Ente entpuppte, so würde es mich nicht wundern, wenn sich die Erneuerbaren langfristig auch weltweit durchsetzen würden. Die Argumente dafür sind einfach zu offensichtlich. So wünschenswert das auch ist, es bleibt das Problem des bestehenden Atommülls, den eigentlich niemand haben will.
 
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Dgoe

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Die Argumente dafür [Erneuerbare] sind einfach zu offensichtlich.
Schön, das von einem Physiker zu hören! :)

Gruß,
Dgoe

P.S.: Wollte sagen (zu weiter oben): "Gerade dort will man eventuell noch mehr finden." Also nicht unbedingt zur Zeit.
 
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oldphys

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Hallo Bernhard,

...Zu Pfingsten gab es kurzfristig die Meldung, dass in D von den Erneuerbaren angeblich kurzfristig
mindestens genauso viel Strom erzeugt, wie auch verbraucht wurde. Obwohl sich das
als Ente entpuppte, so würde es mich nicht wundern, wenn sich die
Erneuerbaren langfristig auch weltweit durchsetzen würden. Die Argumente dafür sind
einfach zu offensichtlich...

also ich lese aus dem verlinkten Beitrag eher etwas anderes heraus! Ich zitiere dazu mal eine der mir wesentlichsten
Feststellungen:

"Die "neuen Erneuerbaren" Windkraft und Fotovoltaik trugen im vergangenen Jahr trotz milliardenschwerer Förderung
lediglich 3,7 Prozent zur Deckung des deutschen Primärenergiebedarfs bei.
."

Das bedeutet automatisch, dass die fehlenden 96,3% Primärenergie weiterhin hauptsächlich durch "konventionelle" Kraftwerke
auf Basis der Verbrennung fossiler Energieträger bzw. Atomkraftwerke bereitgestellt werden muss. Das wiederum heißt, dass
ein weiterer Ausbau der "sog. erneuerbaren Energien" solange unsinnig ist, solange keine effektiven Speicherelemente für diesen
Energiesektor gleichzeitig mit deren Ausbau zur Verfügung stehen, denn nachts bei Windstille is' nix mit "Erneuerbarer" und
mindestens solange müssen auch alle "Konventionellen" in Betrieb bleiben, da die zur Absicherung der Grundlast erforderlich sind;
bei schnellem Ausbau der E-Mobilität müssten wir sogar "konventionell" Aufstocken!

Damit wären wir bei alternativen "Aufstockungs- oder Ersatzmöglichkeiten", die ich auch in den LWR- bzw. besser gesagt in den
TypIV-Modellen neuer Kernkraftwerke insgesamt sehe (vor allem, da dort weit über das Plutonium hinaus energiegewinnend
"abgebaut" werden kann).

Wie ich bereits erwähnte, sehe ich allerdings hier kurzfristig keine Möglichkeiten für Deutschland und wir werden wohl wertvolles
Grundlagenwissen darüber zukünftig von anderen Nationen, die heute schon daran arbeiten, teuer erkaufen müssen.

Irgendwie ist der momentan nicht zu gebrauchende Atommüll viel zu schade zum "Verbuddeln", wenn man dessen Energiegehalt
auch mit entsprechendem Willen ohne mögliche "GAUs" in preiswerten Strom verwandeln könnte - und wenn es keiner macht,
haben wir das Problem ewig an der Backe.

Gruß oldphs
 

Dgoe

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Ich zitiere (...): "Die "neuen Erneuerbaren" Windkraft und Fotovoltaik trugen im vergangenen Jahr trotz milliardenschwerer Förderung
lediglich 3,7 Prozent zur Deckung des deutschen Primärenergiebedarfs bei.."
Hallo oldphys,

ich weiß nicht welche Quelle da bemüht wurde, denn laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hatten die erneuerbaren Energien des Stromsektors (davon 74% von Windkraft, Sonnenenergie und Wasserkraft) einen Anteil von 2015: 32,6% und 2014: 27,4% und 2011 ca. 20% (mein letzter Stand) und erst 1990 bei 3,4%.

Das bedeutet automatisch, dass die fehlenden 96,3% Primärenergie weiterhin hauptsächlich durch "konventionelle" Kraftwerke auf Basis der Verbrennung fossiler Energieträger bzw. Atomkraftwerke bereitgestellt werden muss.
Oder das bedeutet automatisch, dass die fehlenden 96,3% (heute 67,4%) Primärenergie weiterhin hauptsächlich durch den Ausbau der Erneuerbaren angegangen werden sollte. :)

Muss man halt eine Menge Schwungrad-Speicherkraftwerke bauen, wie gesagt. Gibt schlimmeres.

Gruß,
Dgoe

P.S.: Was ist dann der Sekundärenergiebedarf? Dieselgeneratoren :confused:
 
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Bernhard

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Hallo oldphys,

Wie ich bereits erwähnte, sehe ich allerdings hier kurzfristig keine Möglichkeiten für Deutschland und wir werden wohl wertvolles
Grundlagenwissen darüber zukünftig von anderen Nationen, die heute schon daran arbeiten, teuer erkaufen müssen.
so düster sehe ich das nicht, denn man kann den deutschen Atommüll dann ja auch verkaufen. Ich möchte dann aber zumindest wissen, was damit so alles angestellt wird.
 

oldphys

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Hi Dgoe,

...ich weiß nicht welche Quelle da bemüht wurde, denn laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hatten die
erneuerbaren Energien...

das Zitat sollte nur verdeutlichen, dass ich aus den dort genannten Werten die Schlussfolgerungen Bernhards,
dass "die Argumente für die Erneuerbaren zu offensichtlich seien", nicht nachvollziehen kann, sondern
es eher genau andersherum sehe.
Den Wahrheitsgehalt der Zahlen hatte ich dabei nicht in Betracht gezogen, zumal ja von dem Primärenergiebedarf
ausgegangen wurde, von dem Strom gemäß des Berichts nur einen Anteil von 21% hat.

Deine Einschätzung, die fehlende Energie sofort durch "Erneuerbare" zu ersetzen, ist deswegen falsch, weil wir
eben jetzt noch keine Schwungrad-Speicherkraftwerke (und auch keine anderen!) zur Verfügung haben, aber
aus Gründen der Grundlastsicherung (Dunkelheit und Windstille) die vorhandenen "Konventionellen" sowieso immer
am Laufen halten müssen und schön blöd wären, wenn wir dann noch zusätzliche "Erneuerbare" ohne hocheffektive
Zwischenspeicher in die Gegend bauen würden; es wird nach meinem Wissen jetzt schon überschüssiger Strom zu
Negativpreisen verschleudert!

Gruß oldhys

P.S.: Der Strompreis der "Erneuerbaren" mit Zwischenspeicher wird ein Traum werden; wahrscheinlich ein Alptraum!
 
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oldphys

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Hallo Berhard,

... man kann den deutschen Atommüll dann ja auch verkaufen. Ich möchte dann aber zumindest wissen, was damit
so alles angestellt wird.

der Handel mit Atommüll sollte aus meiner Sicht sowieso verboten werden (wenn er es nicht schon aufgrund
internationaler Abmachungen zur Verhinderung der Entstehung neuer Atommächte ist) eben weil niemand
überwachen kann, was nach dem Verkauf damit angestellt wird; und dann ist wieder Grundlagenwissen gefragt!

Gruß oldphys
 

Dgoe

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Hi oldphys,

Den Wahrheitsgehalt der Zahlen hatte ich dabei nicht in Betracht gezogen, ...
kein Problem, der Author (Daniel Wetzel) des Artikels der 'DIE WELT' hat keine Quellen für seine Darstellung der prozentualen Werte angegeben.

Wie weiter unten aufgeführt, passt manches gut zu den Jahren 2011/2012 (Stand 2013; 2012 als vorläufig deklariert), wovon manches heute noch zutreffen mag. Eine andere neuere Statistik hat wohl etwas nach oben korrigiert, verschiebt es also weiter zurück, während einem rasanten Anstieg der Erneuerbaren die letzten Jahre.

...zumal ja von dem Primärenergiebedarf
ausgegangen wurde, von dem Strom gemäß des Berichts nur einen Anteil von 21% hat.
Das ist von Dir aber falsch wiedergegeben. Endenergieverbrauch, nicht Primärenergiebedarf:

Artikel:
Denn Strom macht lediglich 21 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs aus


Siehe die dritte Tabelle unter Endenergie:

Bedeutendster Endenergieträger sind die Mineralölprodukte, gefolgt von Gasen und elektrischem Strom. Anders als beim Primärenergieverbrauch spielen Kohlen keine große Rolle beim Endenergieverbrauch. Eine wachsende Bedeutung haben die erneuerbaren Energieträger und darunter insbesondere die Biomasse.

Endenergieverbrauch nach Energieträgern 2011
[bzw. Endenergieträger; Quelle: Auswertungstabellen zur Energiebilanz für die Bundesrepublik Deutschland 1990 bis 2012, Stand Juli 2013 (PDF)]

Energieträgerabsolut in PJrelativ
Kohlen4815,4 %
Mineralölprodukte3.23936,5 %
Gase2.20824,9 %
Sonstige Nichterneuerbare1011,1 %
Biomasse und andere Erneuerbare5576,3 %
Elektrischer Strom1.87621,1 %
Fernwärme4204,7 %
Insgesamt8.881100,0 %

.
(Die 21,1 % hervorgehoben; Hinweis und Quelle [3] eingefügt.)
Es fällt weiterhin auf, dass der Wert in der Quelle (Tabelle 4) die ganzen Jahre um 21% herumdümpelt, also möglicherweise bis heute aktuell ist.

Hinweis: Endenergie ist das, was verbraucht wird an Energie, also Primärenergie, inkl. zu Sekundärenergie umgewandelte (Beispiel: Kraftstoff Benzin), abzüglich Übertragungsverluste und alleine Umwandlungsverluste (35%). Zum Primärenergiebedarf kommt noch die Gewinnung dazu (die nötige Energie dafür; Umwandlung und Verteilung war ja vorhin schon erwähnt), was man ziemlich weitreichend definieren könnte, man rechnet jedoch mit Faktoren nach DIN usw.

Siehe dazu auch:
Energieverbrauch

Der Verbrauch von Primärenergie in Deutschland im Jahr 2011 von insgesamt 13.500 Petajoule (PJ) entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von rd. 40.000 kWh pro Einwohner (82 Mio. Einwohner, s. Deutschland). Dazu wurden 2011 pro Kopf der Bevölkerung 1.134 kg Erdöl, 1.365 kg Kohle (Stein- und Braunkohle) sowie 1.451 m3 Erdgas eingesetzt. Hinzu kommen aus erneuerbaren Energiequellen 5.038 kWh und aus Kernenergie 3.994 kWh pro Kopf.[9]
(bold by me; nur mal nebenher)


Weiter mit dem nächsten Zitat aus der DIE WELT:

Die "neuen Erneuerbaren" Windkraft und Fotovoltaik trugen im vergangenen Jahr trotz milliardenschwerer Förderung lediglich 3,7 Prozent zur Deckung des deutschen Primärenergiebedarfs bei.

Wenn man sich die "Tabelle 5" obiger PDF-Quelle ansieht, dann kann man den Anteil der dort aufgeführten Erneuerbaren an der Stromerzeugung ausrechnen, indem man bei 2012 die 15% (Biomasse und erneuerbare Abfälle) und die 2,6% (Wasser, Wind, PV u. a. Anlagen) addiert = 17,6%.

17,6% von 21 sind zufällig auch 3,7%, allerdings ja inkl. Wasser, Biomasse, u. a.

Schon seltsam genug, schaut man sich daraufhin "Tabelle 6" an, dann steht dort, dass der Anteil der Erneuerbaren am Primärenergieverbrauch 11,6% beträgt, was schon deutlich mehr ist (warum auch immer), aber davon abgesehen ja auch Primärenergieverbrauch und nicht Primärenergiebedarf darstellt (hihi, wohl egal) und nicht nur den Anteil der Photovoltaikanlagen und Windkraft mit zusammen 1,8 (2011) bzw. 2% (2012).
Passt bis heute also möglicherweise.

Meine favorisierte PV eine ganz kleine Leuchte, seufz. :( Da geht mehr.

Und siehe da, man muss gar nichts weiter tun, als eine andere Statistik (Stand Feb. 2016) zu bemühen, um die Stimmung zu heben. :)

Andere Arbeitsgemeinschaft, andere Zahlen. :D
Auch 2011 schneidet im Quervergleich hier besser ab.




...die fehlende Energie sofort durch "Erneuerbare" zu ersetzen, ...

Nun ja, definiere "sofort"?!? Das geht ja nicht à la 'Tischlein deck dich', sondern brauch' seine Zeit, die sich durch Vernachlässigung dehnen oder durch intensiven Ausbau verkürzen lässt. In der Zeit hat man genug Gelegenheit, die nötigen Schwungrad-Speicherkraftwerke (o. ä) aufzubauen. Wo (k)ein Wille ist, ist auch (k)ein Weg.

Der Strompreis der "Erneuerbaren" mit Zwischenspeicher wird ein Traum werden; ...

Jaaa! :)

...wahrscheinlich ein Alptraum!
Argh.
Den sehe ich eher bei Fukushima und Tschernobyl schon gegeben. :( Und aus dieser Richtung weitere zu befürchten...
(ich weiß, Du meintest den Preis)

Gruß,
Dgoe
 
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oldphys

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Hi Dgoe,

...Das ist von Dir aber falsch wiedergegeben. Endenergieverbrauch, nicht Primärenergiebedarf...

jepp, da hast Du Recht. Da habe ich aus Versehen das falsche Wort benuzt.

Den Rest Deiner Ausführungen hast Du schön und aufwändig zusammengestellt, aber nach etwas
intensiverer Beschäftigung mit der Materie "Energieerzeugung" bekomme ich zunehmend die Gewissheit,
dass hier ausschließlich jeder (je nach Lobby) an den statistischen Werten solange herummogelt, bis
sein eigenes Konzept möglichst optimal dasteht - erinnert mich an meinen Hausarzt, der immer sagt:
Wenn du zu zehn Ärzten gehst, musst du dich nicht wundern, dass du evtl. zehn verschiedene Diagnosen
bekommst!
Deshalb ist für mich jede weitere Diskussion zu den sog. erneuerbaren Energien zum derzeitigen Zeitpunkt
gestorben, wobei ich aber betonen möchte, dass auch ich die Sonnenenergie in (weiter) Zukunft als die
"unproblematischste" Energieform ansehe.
Allerdings sollte man hier nie vergessen, dass so eine "Monokultur" auch verheerende Auswirkungen haben
kann ("solarer Winter" nach großen Vulkanaktivitäten, die ja offensichtlich schon mehrfach auftraten, o.ä.).
Ich würde hier eher für einen Energiemix plädieren.

Im übrigen sind wir aber inzwischen reichlich vom Threadtitel abgekommen und ich bin immer noch für die
Forschung und Erprobung von TypIV-Kernkraftwerken, denn sinnvoller und effektiver werden wir zumindest
den größten Teil dieser Altlasten nie beseitigen können!

Gruß oldphys
 

Bynaus

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Seht Ihr hier auch reelle Möglichkeiten, um den Atommüll wenigstens teilweise wieder loszuwerden, bzw. sinnvoll (d.h. zum Wohle der Menschheit) zu nutzen?

Designs für Reaktoren mit schnellem Neutronenspektrum gibt es viele. Der TerraPower Laufwellen-Reaktor ist nur eines von vielen möglichen Konzepten. In der Anfangszeit der Kernenergie war das auch immer die Idee: dass künftige Generationen von Kraftwerken nicht nur einen kleinen Bruchteil der in einem Uran-Brennstab enthaltenen Energie nutzen würden - sondern alles. Das vielleicht am weitesten fortgeschrittene Konzept eines Reaktors mit einem schnellen Neutronenspektrum ist der IFR (Integral Fast Reactor), der auf politischen Druck in den frühen 90er Jahren ein paar Jahre vor der Kommerzialisierung aufgegeben wurde. Es gibt einige Reaktorkonzepte, die auf dem IFR basieren, etwa der PRISM von Hitachi. Solche Reaktoren zur Marktreife zu bringen wäre das beste, was der Menschheit im Moment geschehen könnte: wir wären den "Atommüll" los und hätten saubere, CO2-freie Bandenergie in grossen Mengen. Aber man hat ja stattdessen lieber Angst und bleibt dafür auf dem "Atommüll" sitzen.

Das im LWR entstehende waffenfähige Plutonium ist tatsächlich ein Problem.

Ehm - es entsteht zwar, aber es wird auch kontinuierlich wieder gespalten. Am Ende bleibt nur wenig davon übrig (der Rest sind Spaltprodukte, von denen die allermeisten nach ca. 300 Jahren auf Hintergrundniveau zerfallen sind). Du kannst das Plutonium auch nicht wirklich extrahieren, weil es im gesamten Reaktor verteilt ist. Du müsstest also den Reaktor öffnen, die Reaktion stoppen und dann die Pu-Atome chemisch isolieren. Nicht anders als bei einem Brennstab aus einem Leichtwasser-Reaktor.

EDIT: Zu Pfingsten gab es kurzfristig die Meldung, dass in D von den Erneuerbaren angeblich kurzfristig mindestens genauso viel Strom erzeugt, wie auch verbraucht wurde.

Selbst wenn es keine Ente wäre, das ist ja durchaus irgendwann zu erwarten, wenn man nur genügend Anlagen aufbaut und lange genug wartet, bis sich eine günstige Situation (viel Sonne und viel Wind) ergibt. Das Problem ist aber gerade diese Flatterhaftigkeit, denn dann, wenn die Situation eben nicht "günstig" ist (also eigentlich immer ausser, sagen wir, Pfingsten) muss der Rest des Stroms aus Erdgas und Kohle hergestellt werden. Wie soll so eine vollständig erneuerbare Energieversorgung (oder auch nur Stromversorgung) möglich werden? Das ginge nur, wenn entsprechend Speicherkapazitäten gebaut würden. Gerade diese leiden jedoch unter der gegenwärtigen Situation: die Schweizer Wasserkraftwerke schreiben Verluste, weil der übersubventionierte deutsche Strom aus den Erneuerbaren immer wieder mal den Preis in den Keller zieht. Erneuerbare ohne entsprechende Speicherkapazitäten zu bauen ist nicht nur unsinnig, sondern auch verantwortungslos, weil es den Zielen der "Energiewende" direkt das Wasser abgräbt.

Ich habe nichts gegen erneuerbare Energiequellen, aber sie müssen so eingesetzt werden, dass die Fluktuationen ausgegelichen werden können, und zwar ohne Gas / Kohle. Eine Bandenergie durch eine neue Generation Kernkraftwerke der vierten Generation, betrieben mit "Atommüll" wäre eine sinnvolle Ergänzung (zumindest in Ländern mit unsteten Sonnen- und Windverhältnissen und begrenzten natürlichen Speicherkapazitäten - eben z.B. Deutschland). Zumal niemand das Land zu dem Ausmass mit Solarzellen und Windrädern zukleistern will, wie es nötig wäre, um 100% Deckung zu erreichen (selbst wenn das Speicherproblem gelöst wäre).

So wünschenswert das auch ist, es bleibt das Problem des bestehenden Atommülls, den eigentlich niemand haben will.

Ein Problem, das wir längst zu unserem Gewinn gelöst hätten, wenn wir mehr in die Reaktoren der vierten Generation investieren würden.

ich weiß nicht welche Quelle da bemüht wurde, denn laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hatten die erneuerbaren Energien des Stromsektors (davon 74% von Windkraft, Sonnenenergie und Wasserkraft) einen Anteil von 2015: 32,6% und 2014: 27,4% und 2011 ca. 20% (mein letzter Stand) und erst 1990 bei 3,4%.

Der Unterschied liegt darin, dass der Stromverbrauch nur einen Bruchteil des gesamten Energieverbrauchs beträgt. Auch Autofahren braucht Energie, die direkt aus dem Erdöl kommt, nicht aus der Strombuchse (ausser bei einem Elektrofahrzeug, natürlich). Oldphys' Zahl bezog sich auf den Primärenergieverbrauch. Das ist die Energiemenge, die insgesamt freigesetzt wird (bei Verbrennungen v.a. Wärme), nicht die, die effektiv zur Verrichtung von Arbeit genutzt wird. Ein Elektrofahrzeug geht sparsamer mit Energie um: praktisch alle Energie in der Batterie wird nützliche Arbeit umgesetzt, nur ein kleiner davon direkt in Wärme (am Ende ist aber natürlich alles Wärme).
 

Bernhard

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Ein Problem, das wir längst zu unserem Gewinn gelöst hätten, wenn wir mehr in die Reaktoren der vierten Generation investieren würden.
Reaktoren der vierten Generation wurden im Nachbarthema ja schon oftmals erwähnt. Ein guter Literaturtipp für einen Überblick scheint mir hier zu finden zu sein: https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_IV_International_Forum .

Erst neulich wurde im TV festgestellt, dass nach derzeitiger Rechtslage der deutsche Atommüll praktisch nirgends aufbewahrt werden darf. Hallo? Welcher klar denkende Mensch gibt sich denn bitte mit solchen "Lösungen" zufrieden?
 

Dgoe

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Reaktoren der vierten Generation
Aus deinem Link:
Die ersten könnten ab dem Jahr 2030 einsatzfähig sein.
Wenn man die dann noch braucht. Aber gut, vielleicht ja? Vielleicht auch nicht.

@Bynaus: Danke für soviele Aspekte, ...habe zu einigen Fragen und Kommentare - nächster Beitrag...

@oldphys: Das ist extra mit so vielen Begriffen so verwirrend gestaltet, damit man einfach aufgibt durchblicken zu wollen und dadurch freie Hand bleibt... *scherz*
Tatsächlich gibt es ja echt viele Unterscheidungsmerkmale, allerdings auch Synonyme und Homonyme. Beispiel Synonym: Primärenergiebedarf und Primärenergieverbrauch; und Beispiel Homonym: Energieträger (einmal Endenergieträger, oder wenn nicht = Primärenergieträger), alles etwas verwirrend. Beispielsweise Strom ist ein Endenergieträger, wird nur nie so bezeichnet, ist immer ein Energieträger - was er ja auch ist. Er sprudelt nur nicht aus der Steckdose als natürliche Quelle, also ein ausschließlicher Endenergieträger, kein nur Energieträger tout court, und hopp, doch, ein Homonym draus gemacht: Energieträger ist mal dies mal das.

Gruß,
Dgoe
 
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Dgoe

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+
das geht ewig weiter, da ist nichts klar und eindeutig. Alleine schon Erneuerbare. Da gibt es die einen und die anderen, dann wieder davon getrennte und noch zusätzliche. Mal mit Biomasse, mal ohne und noch vielfältiger obendrein noch.

Oder Endenergieträger nochmal. Ist ja Sekundärenergie auch. Nennt man aber nicht Sekundärenergieträger, was sinnstiftend wäre. Warum? Tja, Endenergie wird am Verbrauer abgelesen, Sekundärenergie kann man ja lagern noch. Nur wieso soll man nicht auch vom Begriff her Endenergie einfach trotzdem lagern können bis dies dann den Verbrauer ereicht, als Erlösung? Wieso ist Sekundärenergie nicht das, was den Verbraucher erreicht, abzüglich noch zurückgehaltener Sekundärenergie?

Das kann man sicherlich etwas vereinheitlichen.

Noch sowas:

Kohle zu Strom zu Verbraucher =
Energieträger zu Energieträger zu Endenergie! Oder baugleich:
Primärenergieträger zu Endenergieträger zu Endenergie (letzteres nix -träger), oder:

oder ... Öl zu Benzin zu Verbraucher:
Primärenergieträger zu Sekundärenergieträger zu Endenergie (letzteres nix -träger)

Wieder sind Endenergieträger und Sekundärenergieträger Synonyme!


ausbaubar (mag ich irren).

Gruß,
Dgoe
 
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