Braune Zwerge: Weitaus mehr Braune Zwerge in Sonnennähe?

astronews.com Redaktion

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Wie viele Braune Zwerge gibt es in der näheren Umgebung der Sonne? Bislang hatten Astronomen angenommen, dass sie den größten Teil dieser Objekte zwischen Stern und Planet zu kennen. Eine neue Analyse der vorhandenen Daten ergab nun aber einen vollkommen anderes Bild: Offenbar hat man viele Braune Zwerge noch nicht entdeckt. (8. April 2016)

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Merlin74

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Hallo!

"...das Verhältnis von 4 Sternen zu einem Braunen Zwerg..."
Wie kommt man eigentlich zu der Annahme dass es mehr Sterne als Braune Zwerge geben muss?
Es erscheint mir genauso möglich dass es 100 Braune Zwerge auf einen Stern gibt... oder kann dies ausgeschlossen werden? Wenn etwas die weitere Akkreditierung von Material verhindert hat, etwa die Gravitation anderer Objekte oder der einsetzende Strahlungswind eines benachbarten Sternes, etc., dann ist die Stern-Entstehung fehlgeschlagen. Das diese Entwicklung mindestens genau so oft, eher noch viel öfter, passiert ist wie das ungestörte Entstehen einer Sonne, erscheint mir denkbar. Mittlerweile ist ja bekannt, dass Mehrfachsysteme eher die Regel sind. Kann man dann nicht auch annehmen dass hier nicht auch viel mehr Braune Zwerge entstanden sind?

LG
Max
 

ralfkannenberg

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Wie kommt man eigentlich zu der Annahme dass es mehr Sterne als Braune Zwerge geben muss?
Hallo Max,

hier ist ein "Klassiker" zu Braunen Zwergen:

The Initial Mass Function of Low-Mass Stars and Brown Dwarfs in Young Clusters (Luhman, G.Rieke, Young, Cotera, Chen, M.Rieke, Schneider, Thompson)

Bei leichteren braunen Zwergen wird diese Massenfunktion aber unzutreffend sein, da ja weitere Entstehungsprozesse vorliegen; zudem ist nicht viel über die Mindestmassen der Objekte bekannt ist, die bei Sternentstehungsprozessen entstehen können. Siehe auch den zugehörigen Wikipedia-Artikel und diese Arbeit, die wie die obige ebenfalls bei der Wikipedia genannt ist:

A discontinuity in the low-mass initial mass function (Thies, Kroupa)


Freundliche Grüsse, Ralf
 

pane

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was macht eigentlich Gaia? Die sollte doch unter anderem solche braunen Zwerge finden. Gibt es da noch keinerlei Zwischenergebnisse?

Mit freundlichen Grüßen
pane
 

SFF-TWRiker

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In dem Text zur Grafik wird übrigens von 136 Sternen und 26 Braunen Zwergen geschrieben, das macht 5,23:1 und nicht 4 : 1.
Ich frage mich, ob eine Kugel mit einem Volumen von 38792 Ly³ bei einem Radius von 21 Lichtjahren überhaupt representativ ist.
In wiki finden sich 971 Systeme bei einem Radius von 49,046 Lichtjahren oder 494.196 Ly³
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_nächsten_extrasolaren_Systeme.

GAIA durchmustert den Himmel mehrfach und die Daten müssen miteinander verglichen werden, um so extrem geringe Bewegungen feststellen zu können.
Da muss man sich wohl leider lange gedulden müssen, bis der mega-enzyklopädische Datensatz ausgewertet ist.
 

ralfkannenberg

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Ich frage mich, ob eine Kugel mit einem Volumen von 38792 Ly³ bei einem Radius von 21 Lichtjahren überhaupt representativ ist.
Hallo SFF-TWRiker,

man sollte sich hüten, zu grosse Kugeln zu wählen, da die leuchtschwachen Sterne - seien es jetzt späte Rote Zwergsonnen oder Braune Zwerge - nicht nur leuchtschwach sind, sondern sehr leuchtschwach sind. Früher galt mal die 5 pc-Kugel (16 Lichtjahre) als repräsentativ, weil man nur innerhalb von ihr zuverlässige Parallaxen bestimmen konnte, nun scheint man qualitativ gute Daten bis 21 Lichtjahre zu haben. Die beiden einzigen nicht-repräsentativen Sterne in diesem Bereich sind eigentlich nur die Fomalhaut und die Wega, die kommen erst 4 Lichtjahre später. Aber um die geht es nicht, die kann man problemlos von blossem Auge sehen, es geht um die, die man aufgrund ihrer schwachen Helligkeit schlecht sehen kann.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

SFF-TWRiker

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Hallo Ralf,
der von mir verlinkte Wiki-Artikel beruhte früher auf der 5 pc-Kugel. Ich war heute selber über die Veränderung erstaunt.
Ich wollte eigentlich ausdrücken, dass wohl erst nach Auswertung der GAIA-Daten klare Aussagen gemacht werden können.
Bei der 5 pc-Kugel wäre das Ergebnis Nord (für andere User: linker Teil der Grafik im Eröffnungsbeitrag) zu Süd sogar 1 : 14 gewesen, statt 5 : 21. Der Vergleich der Quadranten von rechts oben im Uhrzeigersinn nach links oben: 7: 10 / 7 : 11 / 0 : 2 und 1 : 3.

Man sollte auch nicht vernachlässigen wie sehr das Ergebnis aufgrund der Wahl des "Ursprungs" schwanken kann:
Nimmt man einen Punkt in der Nähe von Proxima und Alpha Centauri AB, ca 3 Ly von der Sonne entfernt, dann wäre das wohl in etwa das Baryzentrum dieser 5 oder auch 6 pc-Kugel.
Eine repräsentive Darstellung müsste sich ja auch eher nach den roten Zwergsternen (M-Typ), mit ca 70% den häufigsten Sternen richten und nicht nach der Sonne, einem schon eher größeren G2V-Stern.
Wenn diese gleichmäßiger verteilt sind, dann sollte man auch von einer gleichmäßigeren Verteilung der Braunen Zwerge (kleinere M-Objekte, L-, T- und Y-Typ) ausgehen können.
Nochmal: Für letztere Aussage ist mir die statistische Basis, wohl bis zur Auswertung der GAIA-Daten zu klein.
 
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