Challenger-Unglück vor 30 Jahren: Gedenken an schwarzen Tag der Raumfahrt

astronews.com Redaktion

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Der 28. Januar 1986 ist ein schwarzer Tag für die amerikanische Raumfahrt: Unter den Augen der Weltöffentlichkeit explodierte die Raumfähre Challenger 73 Sekunden nach dem Start über Florida. Alle sieben Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Das Unglück hatte weitreichende Folgen und erschütterte den Glauben an die damals noch relativ neuen Space Shuttle. (28. Januar 2016)

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FrankSpecht

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Moin,
ich war damals Angestellter bei der Bundeswehr und bekannt für meine Affinität zu Raumfahrt und Astronomie.
Das wusste auch mein vorgesetzter StUffz. Und der kam freudestrahlend mit den Worten (sinngemäß) "Das muss ich dem Specht erzählen" zu mir, kurz nachdem das Unglück in den TV-Nachrichten übermittelt wurde.
Der StUffz hatte Glück, dass ich mich in dem Moment nicht selbst zur Waffe machte :mad:

Aber, wie vielleicht einigen von euch auch aufgefallen ist: Am 27. Januar 1967 verbrannten drei Astronauten bei einer Übung von Apollo-1.
Interessanterweise ist das Ereignis wohl schon weitgehend im Laufe der Geschichte untergegangen. Oder der Jahrestag wird im kommenden Jahr richtig groß zelebriert, wären dann 50 Jahre.
Mann, was haben wir es nur mit den Jahrestagen modulo(5) oder modulo(10)?
 
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pane

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Hallo,
das war 1967? Das habe ich damals absolut nicht mitbekommen, obwohl ich mich damals, als Schüler natürlich, auch schon für Astronomie interessiert habe. Erst später, nach Apollo 8 oder Apollo 11 oder noch später habe ich erst mitbekommen, dass da auch mal was schief gegangen ist.

Mit freundlichen Grüßen
pane
 

ralfkannenberg

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Aber, wie vielleicht einigen von euch auch aufgefallen ist: Am 27. Januar 1967 verbrannten drei Astronauten bei einer Übung von Apollo-1.
Interessanterweise ist das Ereignis wohl schon weitgehend im Laufe der Geschichte untergegangen. Oder der Jahrestag wird im kommenden Jahr richtig groß zelebriert, wären dann 50 Jahre.
Mann, was haben wir es nur mit den Jahrestagen modulo(5) oder modulo(10)?
Hallo Frank,

als ich klein war war es noch das Thema. Ich vermute aber, dass dieses Unglück nicht in das Bewusstsein der Menschheit als "Raumfahrt-Unglück" gelangte, weil das Unglück auf der Erde und nicht im All passierte. "Apollo 1" - diesen Namen bekam sie ja erst später, war ja kein "Raumflug", sondern eine - selbstverständlich sehr wichtige - Übung auf der Erde mit Teilen der künftigen Ausrüstung.

Im Übrigen gab es damals leider immer wieder Todesopfer bei Raumflügen; Sojus 11 ist mir da noch in trauriger Erinnerung geblieben, ein Unglück, bei dem zu aller Überraschung und dann natürlich Entsetzen die 3 Kosmonauten nach der Landung leblos in ihrer Kapsel in ihren Sitzen aufgefunden wurden.

Ich denke, das Challenger-Unglück hat sich vor allem deswegen ins Gedächtnis eingeprägt, weil man höchste Sicherheitsanforderungen gestellt hatte, die Starts dutzende Male wegen minimaler Problemchen verschoben wurden und jedermann überzeugt war, dass die maximale Sicherheit gewährleistet sei und sowas nicht passieren könne.

Ach ja: wäre das Apollo 13-Unglück bei Apollo 8 passiert, hätten das die Astronauten nicht überlebt, weil die Mondfähre noch nicht fertiggestellt war und man nur eine gleich schwere Attrappe mitgenommen hatte. Das bedeutet dass die Besatzung von Apollo 8 nicht wie diejenige von Apollo 13 in die Mondfähre hätte umsteigen können.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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Ich denke, das Challenger-Unglück hat sich vor allem deswegen ins Gedächtnis eingeprägt, weil man höchste Sicherheitsanforderungen gestellt hatte, die Starts dutzende Male wegen minimaler Problemchen verschoben wurden und jedermann überzeugt war, dass die maximale Sicherheit gewährleistet sei und sowas nicht passieren könne.
Ich habe im TV mal eine spätere und auch ganz schön schockierende Aufarbeitung dieses Vorfalls gesehen, wonach es damals vor Ort zumindest einen Techniker vor Ort gab, der die Katastrophe praktisch vorhergesehen hatte, aber vom damaligen Management überstimmt wurde. So entsteht für mich eher der Eindruck, dass die Verantwortlichen damals voll in die tragische "Wird schon gut gehen"-Falle getappt sind. Man hat eben die Sicherheit des Gesamtsystems (sträflich) vernachlässigt.
 

astrofreund

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Im Übrigen gab es damals leider immer wieder Todesopfer bei Raumflügen; Sojus 11 ist mir da noch in trauriger Erinnerung geblieben, ein Unglück, bei dem zu aller Überraschung und dann natürlich Entsetzen die 3 Kosmonauten nach der Landung leblos in ihrer Kapsel in ihren Sitzen aufgefunden wurden.

Der erste bemannte Flug mit Sojus 1 endete am 27.4.1967 bekanntlich tötlich für Komarov, da sich die Fallschirme nicht öffneten. Bereits bei zwei unbemannten Testflügen der neuen Sojus kam es zu Fehlfunktionen. Beim ersten bemannten Einsatz entfalteten sich die beiden Solarzellenflächen nur unvollständig. Der Sonnensensor, der eine dauerhafte Ausrichtung der Sonnenzellen gewährleisten sollte, versagte seinen Dienst. Es sollte ursprünglich der zweite Raumflug von Gagarin sein, der lange Jahre darauf gedrängt hatte. Aber das wurde wenigstens auf Grund der vorhergehenden Testergebnisse untersagt und Gagarin durfte noch ein knappes Jahr länger leben. Sein Absturz mit einer Mig15 ist bis heute nicht endgültig geklärt bzw. ist der Bitte von Gagarins Tochter an Gorbatschow zur Einsicht in Geheimdokumente nicht entsprochen worden.

Sicher wurde aus den Fehlern und Fehlentscheidungen gelernt und die Sojus ist in der heutigen Version ein robustes und recht sicheres System. Doch bleibt die Raumfahrt hochgefährlich. Auch Schlampereien bei der Produktion (siehe Fehlstart vor einigen Monaten) können zu Unfällen führen. Zum Glück haben die Sicherheitssysteme sehr gut funktioniert. Das alles muss bei aller Bewunderung SpaceX noch nachweisen.

Gruß, Astrofreund
 
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Alex74

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@Bernhard:
Japp, der Untersuchungsausschuss zum Challenger-Unglück war extrem peinlich für die NASA und die Firma, die die Booster herstellte.
Eingesetzter Chef der Untersuchung war Richard Feynman, und dem standen damals wohl die Haare zu Berge bei der Art und Weise wie bei der NASA gearbeitet wurde.
Das beste war der Kommentar aus der Sitzung der Raketenfirma, als ein Ingenieur keine Startfreigabe geben wollte da die Temperaturen zu niedrig waren; da sagte einer der Verantwortlichen, der Ingenieur solle "mal seine Ingenieursscheuklappen abnehmen und mehr wie ein Manager denken."
Und es waren wohl ganz ähnliche Mechanismen am Werk beim Columbia-Unglück; "Ja, dies und das ist kritisch, aber es wird schon nix passieren, es ist bisher ja auch noch nix damit passiert".

Hier ist die "Sekunden vor dem Unglück" Doku dazu, es gibt aber einige andere:
https://www.youtube.com/watch?v=FPd3dkQvwYI
 
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Bernhard

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Das beste war der Kommentar aus der Sitzung der Raketenfirma, als ein Ingenieur keine Startfreigabe geben wollte da die Temperaturen zu niedrig waren; da sagte einer der Verantwortlichen, der Ingenieur solle "mal seine Ingenieursscheuklappen abnehmen und mehr wie ein Manager denken."
Und es waren wohl ganz ähnliche Mechanismen am Werk beim Columbia-Unglück; "Ja, dies und das ist kritisch, aber es wird schon nix passieren, es ist bisher ja auch noch nix damit passiert".
Genau das ist der grausige Punkt und ein ausreichender Grund der NASA über viele Jahre keine Astronauten mehr anzuvertrauen. Hoff'mer mal, dass es zusammen mit SpaceX zukünftig besser läuft. Das Rettungssystem der Dragon 2 ist mMn eine äußerst vielversprechende Verbesserung.
 

zabki

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@Bernhard:

Hier ist die "Sekunden vor dem Unglück" Doku dazu, es gibt aber einige andere:
https://www.youtube.com/watch?v=FPd3dkQvwYI

ist diese Doku eigentlich für seriös zu nehmen, und die aufgestellte hypothetische Ursachenkette (Undichtigkeit wg. temperaturbedingt zu steifer Dichtungsringe - vorübergehender Verschluß der Undichtigkeit durch Schlacke - Wiederöffung der Undichtigkeit durch plötzlichen starken Seitenwind) halbwegs zwingend?
 

FrankSpecht

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Moin zabki,
ist diese Doku eigentlich für seriös zu nehmen [...]?
Die Doku entspricht den Erkenntnissen, die ich in den Jahren nach dem Unglück erfahren habe.
Bei Wiki kannst du den Ablauf im Detail noch genauer nachvollziehen: STS-51-L

Zum Challenger-Unglück fällt mir gerade noch etwas trauriges ein.
Mit an Bord war der Astronaut Ron(ald) McNair, ein begnadeter Saxophonist und Freund des Elektromusik-Pioniers Jean-Michel Jarre (JMJ).

Geplant war zum Zeitpunkt des Aufenthalts der Mission im All eine Live-Saxophon-Einspielung zu einem Konzert von JMJ, dass dieser gleichzeitig in Houston durchführen wollte.
Der Track ist auf JMJs 1986er Album "Rendezvous" als letzter Track "Last Rendezvous" zu hören und wurde nachträglich mit "Ron's Piece" im Namen ergänzt - eine Widmung an Ron McNair.
 
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Alex74

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@Frank: ja, das Stück finde ich auf der "Rendez-Vous" auch das beste. Ist das aber auch genau das, was er hätte von der Chakllenger aus spielen sollen? Diese Traurigkeit in der Melodie ist ironischerweise halt einfach sehr passend...
 

ralfkannenberg

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Geplant war zum Zeitpunkt des Aufenthalts der Mission im All eine Live-Saxophon-Einspielung zu einem Konzert von JMJ, dass dieser gleichzeitig in Houston durchführen wollte.
Der Track ist auf JMJs 1986er Album "Rendezvous" als letzter Track "Last Rendezvous" zu hören und wurde nachträglich mit "Ron's Piece" im Namen ergänzt - eine Widmung an Ron McNair.
Hallo Frank,

mir ist vor allem die geplante Unterrichtsstunde der Lehrerin Christa McAuliffe aus dem All in Erinnerung geblieben.

Man wollte damals eben zeigen, wie alltäglich und normal Aktivitäten im Weltraum sind, ein an sich guter Ansatz. Immerhin gab diese Lehrerin damals dann Anlass für ebenso zynische wie geschmacklose und schlechte Witze.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

pauli

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Moin zabki,

Die Doku entspricht den Erkenntnissen, die ich in den Jahren nach dem Unglück erfahren habe.
Bei Wiki kannst du den Ablauf im Detail noch genauer nachvollziehen: STS-51-L
Dabei trat ein Teil der Flammen im Inneren der Rakete nicht bestimmungsgemäß durch die große Düse am Heck, sondern an der Seite der Feststoffrakete aus, ...
Das muss ein Beamter gewesen sein
 
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