Die Wichtigkeit der Masse, die aus dem Higgsmechanismus resultiert wird ja oftmals (stark) relativiert, dass sie nur ein paar Prozent der Gesamtmasse (eines Atoms z. B.) ausmacht, und der Löwenanteil aus Der Bindungsenergie (starke WW) stammt.
Ist es bei dieser Sichtweise jetzt so, dass man den Higgsmechanismus im Grunde auch weglassen könnte, und die Gesamtmasse im Universum "nur" um eben diese paar Prozent absinken würde, oder steht und fällt jegliche Masse mit dem Mechanismus und alle Masse wäre komplett 0?
Wenn man kein Higgsfeld hätte, dann wäre die im Rahmen der QCD resultierende Masse der Nukleonen und Atomkerne tatsächlich zunächst mal nur um diese paar Prozent falsch (Masse Proton knapp 1000 MeV; Masse u- und und d-Quark ein paar MeV), die der Atome nochmal um weitere Bruchteile aufgrund der Elektronenmasse (511 keV).
Aber natürlich hätte dies weitere beobachtbare Konsequenzen.
1) Zunächst mal wären alle Baryonen (Proton, Neutron, weitere) und Mesonen (Pion, weitere) entartet, d.h. hätten alle identisch die selbe Masse. Als nächstes wäre alle pseudoskalaren Mesonen (Meson-Oktett) als Goldstone-Bosonen der sponaten Brechung der chiralen Symmetrie exakt masselos, d.h. sie würden durch die QCD keine Masse erhalten; bei diesen Mesonen ist der Beitrag der Quarkmassen also nicht vernachlässigbar klein wie bei allen anderen Hadronen, sondern groß. Als direkt Folge ware die Dynamik gebundener Zustände durchaus qualitativ anders, insbs. würde m.E. die (bei tiefen Energien sehr gute) Näherung des Yukawa-Potentials und dessen Reichweite über die Pionenmasse nicht mehr funktionieren; ich denke, dass Nukleon-Formfaktoren, -Streuphasen u.a. durchaus anders aussähen.
2) Die Symmerie der elektro-schwachen Wechselwirkung ware nicht gebrochen, d.h. W- und Z-Bosonen wären masselos, die entsprechenden Reaktionen wären nicht unterdrückt. Insbs. würde m.E. der Beta-Zerfall deutlich höhere Amplituden auweisen, die Lebensdauern radioaktiver Kerne (unter beta-Zerfall) wären kürzer. Das Z-Boson würde die Rolle eines zweiten, elektrisch neutralen Photons spielen, d.h., weitere Prozesse, die heute erst im GeV-Bereich merklich beitragen, wären bereits in der Atomphysik sichtbar! Z.B. gäbe es eine Art zusätzliches Coulomb-Potential.
3) Und nicht zuletzt würden wir natürlich die direkten und indirekten Nachweise der Higgsbosonen selbst nicht mehr sehen. D.h. bestimmte Reaktionen wie wir sie heute am LHC nachweisen wären nicht existent.
Ich bin kein Experte in Phänomenologie, aber ich denke, die Welt, so wie wir sie kennen, ware ohne Higgs so nicht existent.