Was ist das Higgs-Boson?

Dgoe

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Sehr interessant auch, wie es "ohne" wäre.

Davon ab, hier verstehe ich etwas nicht:
Bei weiterer Abkühlung des Urplasmas konnten sich dann die zusammengesetzten Teilchen bilden und es enstand Masse durch Bindungsenergie E=mc².
Damit ist das Higgsfeld auch noch "verantwortlich", daß Atome usw. enstehen konnten.
Die Bindungsenergie ist aber ein negativer Beitrag zum Atom(kern), siehe Massendefekt. Das Atom (genauer der Kern) ist leichter, als seine einzelnen Bestandteile (die Nukleonen) in der Summe. Die Bindungsenergie wird frei bei der Vereinigung und muss aufgebracht werden bei der Trennung. (ergänzt: nur bei schweren Kernen ist die Spaltung vorteilhaft, aber auch nur weil es sich zu 2 Kernen günstiger vereinigt unter Energieabgabe)



Gruß,
Dgoe
 
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TomS

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Die Bindungsenergie ist aber ein negativer Beitrag zum Atom(kern), siehe Massendefekt. Das Atom (genauer der Kern) ist leichter, als seine einzelnen Bestandteile (die Nukleonen) in der Summe.
Im Bereich der Kernphysik ist dies zutreffend, im Bereich der QCD / Elementarteilchenphysik jedoch nicht. Die leichten Quarks haben eine Masse im Bereich von 5 bis 10 MeV, typische Hadronen im Bereich weniger 100 MeV (Mesonen) bis ca. 1000 MeV (z.B. Nukleonen). Die Massen der gebundenen Zustände resultieren zum überwiegenden Anteil aus der kinetischen Energie der Konstituenten, d.h. Quarks und Gluonen.
 

Dgoe

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Die Massen der gebundenen Zustände resultieren zum überwiegenden Anteil aus der kinetischen Energie der Konstituenten, d.h. Quarks und Gluonen.
Hm,

ok, das sind für mich noch sieben Dörfer. Aber wahnsinnig interessant alles.

Wir hatten schon einmal über die Trägheit gesprochen, für meine Begriffe ein Schlüsselthema. Kann man das Higgs-Boson dafür verantwortlich machen, oder in welcher Relation steht es dazu?

Ich meine, dass Masse, die Gravitation verursacht und gerne dort bleibt, wo sie ist, ist beides vielleicht intuitiv logisch, aber wie kann man dafür ein "Ding" für verantwortlich machen, ein Boson?

Gruß,
Dgoe
 

TomS

Registriertes Mitglied
Wir hatten schon einmal über die Trägheit gesprochen, für meine Begriffe ein Schlüsselthema. Kann man das Higgs-Boson dafür verantwortlich machen, oder in welcher Relation steht es dazu?

Ich meine, dass Masse, die Gravitation verursacht und gerne dort bleibt, wo sie ist, ist beides vielleicht intuitiv logisch, aber wie kann man dafür ein "Ding" für verantwortlich machen, ein Boson?
Das passt nicht wirklich.

Zum ersten sollte aus den obigen Erklärungen hervorgehen, dass nicht das Higgsboson sondern das Higgsfeld für die Masse einiger Elementarteilchen verantwortlich ist; zum zweiten, dass das Higgsfeld für die Massen nicht-elementarer Teilchen nicht bzw. nur zu einem geringen Teil verantwortlich ist.

Dann ist es für die Trägheit gemäß der ART offensichtlich egal, woher die Maase eines Teilchens stammt, wie groß sie ist (Stichwort Äquivalenzprinzip) und ob das Teilchen überhaupt Masse hat (auch Photonen sind träge, d.h. behalten ohne äußere Kräfte ihren Bewegungszustand bei.
 

RPE

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Dgoe, wenn auch mit unterschiedlichem Ergebnis, so hängt die Bindung zw. den Nukleonen (Protonen und Neutronen) im Kern doch mit der Bindung der Quarks innerhalb eines solchen Nukleons über den Wirkmechanismus der starken WW zusammen. Den Artikel hier fand ich dabei ganz informativ
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Nuclear_force
 

Dgoe

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Hallo,

vielen Dank. Ja, das Feld, nicht das Boson, sorry. Das alles verstehen zu wollen, endet leider schnell in Resignation. Das mit dem Erhalt der mathematischen Konsistenz klang jedenfalls einleuchtend.

Gerade frage ich mich - bestimmt ein Klassiker der Laienfragen - wieso das massenlose Photon überhaupt von der Schwerkraft abgelenkt werden kann...
:confused:
Weil alle Energie von der Gravitation beeinflusst wird?
Womit ich wohl schon wieder bei Null anfange, schon rein gefühlsmäßig.
Vertiefe mich trotzdem mal in dem Link, lese gerne Englisch. Herr Senfs Literaturempfehlung werde ich auch mal nachgehen, bestellen.

Gruß,
Dgoe
 

Infinity

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Gerade frage ich mich - bestimmt ein Klassiker der Laienfragen - wieso das massenlose Photon überhaupt von der Schwerkraft abgelenkt werden kann...
Das Photon hat eine Ruhemasse von null. Dies folgt aus dem relativistischen Energiesatz. Als Welle, die sich mit c ausbreitet, besitzt es jedoch eine Energie E = h * ny > 0 und wegen E = m * c² auch eine Masse m > 0.
 

Herr Senf

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... - wieso das massenlose Photon überhaupt von der Schwerkraft abgelenkt werden kann... :confused:
... Herr Senfs Literaturempfehlung werde ich auch mal nachgehen, bestellen.

Hi Dgoe,

wenn du über das Masseäquivalent des Photons die Ablenkung des Lichts klassisch nach Newton (Gravitation) berechnest, kommt was falsches raus.
Masse/Energie/Impuls verformen die Raumzeit ("krümmen"), Testteilchen wie Photonen folgen dieser Krümmung, fliegen "gerade" auf der Krumme :cool:
Wir haben also in der Raumzeit eine "beeinflußte" Geometrie, die als Gravitationslinseneffekt auch am Sonnenrand meßbar ist wie durch Lichtablenkung.

Zur Literaturempfehlung, naja ich werde es wohl weniger lesen wollen, es bekommt eher einen Stammplatz im Bücherregal, warum?
- Bücher mit 527 S sind kein leichtes Flugreisegepäck, lassen sich im Stück nur aufwändig lesen, eher was zum Nachschlagen
- inhaltlich ist es ganz ok, bietet Rundumwissen, guter Schulabschluß macht es allgemeinverständlich, aber
- es ist auf dünnem glänzenden Papier schön kleingedruckt, entspannendes Lesen sieht anders aus, besonders ü50-60-> mit krummen Augen
- an Formeln nur das notwendigste und schulmäßig nachvollziehbar, aber noch kleiner als die Schrift, also Mathematik zum Raten
- die Grafiken sind schön kunterbunt designt, sowieso schön klein, vom (falschen) Kontrast her häufig Suchbilder - wer findet was

Also vom Inhalt her eine gute 2, vom Layout her mpMn eine mäßige 4.
Die Google-Buchvorschau ist dagegen einwandfrei zu entziffern, vlt auf e-Book-Variante orientieren.

Grüße Senf
 

Dgoe

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Danke, das tat gut.

- an Formeln nur das notwendigste und schulmäßig nachvollziehbar
da schlägt das Laienherz sofort höher... ;-)
Apropos,

schau Dir doch mal die letzten 70 Seiten an, Herr Senf, vor den Anhängen. Da scheint was ganz interessantes drin zu stehen:
...
Es verbleiben dann am Ende noch 70 Seiten, die dem Thema des Buchtitels im engeren Sinne gewidmet sind. Die Besonderheit dieser Restseiten besteht darin, dass der Verlag (!) schon vor dem Inhaltsverzeichnis des Buches darauf aufmerksam macht, dass "einige Schlussfolgerungen des Autors in Kap. 13 bisher nicht in Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind und somit noch keinen Peer-Review Prozess durchlaufen haben".
In der so angekündigten Schlusssequenz setzt sich Pauldrach mit der Frage auseinander, was Dunkle Materie und Dunkle Energie eigentlich sind. Dunkle Materie -und hierin liegt die erste Spekulation, vor der der Verlag aus Vorsichtsgründen warnt- sind nach Auffassung Pauldrachs "Anti-Higgs-Boson-Mumien", also nicht annihilierte Antiteilchen des Higgs-Bosons, jenes Teilchens, das Materie an das Higgsfeld koppelt und ihnen Masse verleiht. Diese "steile Hypothese" leitet rasch über zu der nicht weniger spekulativen Aussage, dass die "Dunkle Energie" nicht anderes sei "als mangelnde Dezimierung des stets vorhandenen negativen Drucks des Vakuums, wobei die Dezimierung auf der Annihilation von den negativen Druck verursachenden Higgs-Bosonen mit verwaisten Anti-Higgs-Bosonen beruht.." Und diese mangelnde Dezimierung erscheine uns als Dunkle Energie, umso mehr, je stärker die Expansion des Universums voranschreitet. Das ist spannend und man darf gespannt sein, was die Fachwelt dazu sagt. Ungewöhnlich ist zumindest der Weg der Publikation über ein populärwissenschaftliches Buch.
...
Quelle (aus einer Rezension von Dr. Udo Siepmann, 17.08.2015, Hervorhebung von mir)

Gruß,
Dgoe
 
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Herr Senf

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Hi Dgoe,

mir war schon immer klar, daß "unser" Universum nur aus Resten besteht, hab nur verpaßt, ein Buch zu schreiben :rolleyes:
Das Universum ist ideale Ordnung, bis der Urknall wo was kaputt macht, das Kaputte wird zusammengepusselt.
Und wir denken dann, daß sich da was entwickelt, es wird nur saubergemacht, schön langsam, damits keiner merkt.
Warum ist das wohl Kap. 13, wenn da nicht was dahinter steckt.

Grüße Senf
 

ralfkannenberg

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Das ist spannend und man darf gespannt sein, was die Fachwelt dazu sagt. Ungewöhnlich ist zumindest der Weg der Publikation über ein populärwissenschaftliches Buch.
Hallo Dgoe,

übersetz das doch mal auf normal-deutsch, ohne die Worte "Unsinn" und "Schrott" zu verwenden. Dann kommt vermutlich ein ganz ähnlicher Satz heraus.

Den Schlüssel dazu findest Du übrigens hier:

Die Besonderheit dieser Restseiten besteht darin, dass der Verlag (!) schon vor dem Inhaltsverzeichnis des Buches darauf aufmerksam macht, dass "einige Schlussfolgerungen des Autors in Kap. 13 bisher nicht in Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind und somit noch keinen Peer-Review Prozess durchlaufen haben".

Freundliche Grüsse, Ralf
 

Dgoe

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übersetz das doch mal auf normal-deutsch, ohne die Worte "Unsinn" und "Schrott" zu verwenden. Dann kommt vermutlich ein ganz ähnlicher Satz heraus.

Den Schlüssel dazu findest Du übrigens hier: ...
Hallo Ralf,

diese Wörter kommen in dem Zitat doch gar nicht vor, auch ich hatte sie nicht verwendet. Ich weiß nicht, was Du meinst.
:confused:

Gruß,
Dgoe
 

Herr Senf

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Hallo Dgoe, mir ging's genauso:

hab erst mal die vorherigen Seiten durchsucht, ohne diese Worte zu finden, es hat bis zur Deutung dann gedauert.
Ralf wollte nur, daß du den zitierten Satz mit eigenen Worten ganz höflich versuchst, ohne daß böse Wörter drin sind.
Ist wie die Geheimsprache beim Arbeitszeugnisdeutsch, zwar höflich geschrieben, aber zwischen den Zeilen ...

Grüße Senf

PS: solche "Ideen" in die Welt setzen, nennt sich "prior art", verhindert zB spätere Patente und macht Urheberjura
 
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Dgoe

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Hallo Herr Senf,

verstehe. Tatsächlich ist die komplette Rezension, aus der das Zitat stammt, eher ein Verriss. Das Zitat, die interessante Stelle, jedoch noch recht wertfrei. Erwähnenswert noch, dass ein anderer Dr. Prof. (wenn auch für Softwareentwicklung, soweit ich sehe) das Buch rundweg gelobt hat - so bisher 3 von insgesamt 4 Rezensionen.

Ich denke mal, dass dem Autor, Herrn Prof. Dr. A. W. A. Pauldrach, die üblichen Publikationskanäle durchaus bekannt sind. Steht ihm doch frei, wie auch immer er es macht.

Es handelt sich ja um keinen Laien, der über ein Buch seine Thesen publiziert, sondern um jemandem vom Fach, der Physik studiert hat, in Astronomie habilitiert hat und zur Zeit Professor für Astrophysik ist, an der Fakultät für Physik der Ludwig-Maximilians-Universität München forscht und lehrt.

Hier der Link (Google Books) zu großen Auszügen aus dem Buch, die auch das Kapitel 13 (ab Seite 393) umfassen - natürlich fehlen vereinzelt einige Seiten.

Lese noch...

Gruß,
Dgoe
 
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