Mathematik: Erfindung oder Entdeckung?

Herr Senf

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... Ich war auch zuerst sehr skeptisch auf den ersten Blick. ...

P.S.: @Tom: hoffe das korrekt wiedergegeben zu haben.

Hi Dgoe,

mich würde auch interessieren, was TomS zu den Multiversen insbesondere zu *III* meint:
Level-I-Multiversen sind weit entfernte Inseln im Universum, daß nach dem Urknall kein Kontakt untereinander bestehen kann
Level-II-Multiversen wurden durch die Inflation getrennt und können unterschiedliche physikalische Gesetze realisieren
Level-III-Multiversen ergeben sich als getrennte Zweige aus der Everettschen Interpretation der Quantenmechanik
Gleich drei nicht prüfbare Thesen ... zwar Mathematik, aber überflüssige Beschäftigung.

Also ich möchte keinem im multikulti Love-III-Universum zumuten, mich vielfach zu ertragen :(
Grüße Senf
 

TomS

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... mich würde auch interessieren, was TomS zu den Multiversen insbesondere zu *III* meint.
ich halte die Nennung für (I) und (II) zusammen mit (III) für wenig geschickt, denn dies suggeriert eine Verwandtschaft, die nicht besteht.

I) entspricht der trivialen Tatsache, dass es jenseits eines Horizontes weitergeht

II) ist eine Hypothese, die zwar viele Beobachtungsdaten erklären kann (großräumige Strukturen, Multipole der Hintergrundstrahlung), der zunächst jedoch noch eine elementare Zutat fehlt, nämlich die Identifizierung des Inflatonfeldes.

III) ist eine mathematisch zwingende, wenn auch bizarre Schlussfolgerung aus der QM. Nun kann man entweder diese Schlussfolgerung akzeptieren, oder durch Zusatzforderungen wegdiskutieren. Ich bin der Meinung, dass Zusatzforderungen und Alternativen wie Kollaps-Interpretation bzw. nicht-ontische Interpretationen inakzeptabel sind und akzeptiere das Level-III-Multiversum (das ich jedoch anders nennen würde). Insbs. muss man darauf hinweisen, dass hier eben gerade keine Zusatzforderungen notwendig sind, d.h. dass die verschiedenen Zweige nicht postuliert, sondern deren mathematisch beweisbare Existenz lediglich akzeptiert wird.
 
Zuletzt bearbeitet:

ralfkannenberg

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III) ist eine mathematisch zwingende, wenn auch bizarre Schlussfolgerung aus der QM. Nun kann man entweder diese Schlussfolgerung akzeptieren, oder durch Zusatzforderungen wegdiskutieren. Ich bin der Meinung, dass Zusatzforderungen und Alternativen wie Kollaps-Interpretation bzw. nicht-ontische Interpretationen inakzeptabel sind
Hallo Tom,

warum ist das für Dich inakzeptabel ? Natürlich wird man versuchen, mit einem minimalen Set von Annahmen ("Forderungen") auszukommen, aber doch nicht zum Preis, dass das Resultat absurd wird ! Ich erinnere mich an die LHC-Diskussionen, bei denen einige Antis die Befürchtung geäussert haben, dass man eine Lösung übersehen habe, die sich ergeben würde, wenn man zusätzliche Möglichkeiten nicht von vornherein ausschliessen würde. Dass dann gewisse Verallgemeinerungen auch zur Folge haben, dass die Kollision zweier Schnellzüge ebenfalls so ein gefährliches Schwarzes Loch erzeugen könnte, wollten diese Leute natürlich nicht sehen und fühlten sich dann veralbert. Eine Verallgemeinerung war also nur "gut", wenn sie ihre These, dass am LHC ein Schwarzes Loch entstehen kann, bestärkt hat, aber sie war furchtbar schlecht, wenn sie ein bizarres Ergebnis erhalten hat.

Nehmen wir doch einfach nur den Hilbertraum, der ein Vektorraum über den reellen oder komplexen Zahlen mit Zusatzeigenschaften ist. Aber warum denn über einem Körper ? Man könnte das doch zu einem Schiefkörper verallgemeinern: da kann man auch sehr schön addieren und multiplizieren, subtrahieren und dividieren, lediglich die Multiplikation ist dort im Allgemeinen nicht kommutativ. So what, könnte man denken !

Aber man will auf das Kommutativgesetz der Multiplikation nicht verzichten, weil man dort eben nicht auf den Hauptsatz der Algebra verzichten will. Weil es eben zu unangenehm ist, wenn die Lösung einer quadratischen Gleichung mehr als 2 Lösungen zulässt.

Was ich sagen will: wenn (III) eine bizarre Schlussfolgerung aus der QM ergibt, so kann es durchaus Sinn machen, mithilfe eines minimalen Sets von Zusatzforderungen diese Bizarrität wieder loszuwerden.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

TomS

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... wenn (III) eine bizarre Schlussfolgerung aus der QM ergibt, so kann es durchaus Sinn machen, mithilfe eines minimalen Sets von Zusatzforderungen diese Bizarrität wieder loszuwerden.
Niemand kann dir das verbieten, aber es ist aus mehreren Gründen für mich nicht akzeptabel:

1) Warum sollte ich ein Resultat einer bisher perfekt funktionierenden Theorie wegdiskutieren wollen, nur weil es mir nicht gefällt?
2) Warum soll ich Zusatzforderungen akzeptieren, die dem Messvorgang eine Sonderstellung zuweisen, ohne erklären zu können, was denn nun das Besondere am Messvorgang ist?
 

FrankSpecht

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Moin Ralf,
du schriebst vor kurzem in einem anderen Thread:
Und ja: vergiss nicht, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich alle Menschen bislang geirrt haben und 2+3 nicht 5 ergibt, liegt bei rund 10^(-27). Hier hat man also auch keine 100%-ige Sicherheit.
Ich muss mal blöd nachfragen, da ich wohl irgendetwas nicht gelesen habe:
Wie kommt man auf diese Wahrscheinlichkeit von 10[SUP]-27[/SUP], dass das Ergebnis nicht 5 ist, bei einer algebraischen Addition von 2 und 3?
 

zabki

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Moin Ralf,
du schriebst vor kurzem in einem anderen Thread:

Ich muss mal blöd nachfragen, da ich wohl irgendetwas nicht gelesen habe:
Wie kommt man auf diese Wahrscheinlichkeit von 10[SUP]-27[/SUP], dass das Ergebnis nicht 5 ist, bei einer algebraischen Addition von 2 und 3?

da scheinen sich mir einige Fragen zu stellen, z.B. ob die Berechnung der Wahrscheinlichkeit, mit der die Rechnung 2+3=5 falsch ist, nicht womöglich mit größerer Wahrscheinlichkeit falsch ist, als es die Wahrscheinlichkeit dafür ist, daß die Rechnung 2+3=5 falsch ist.
 

ralfkannenberg

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Wie kommt man auf diese Wahrscheinlichkeit von 10[SUP]-27[/SUP], dass das Ergebnis nicht 5 ist, bei einer algebraischen Addition von 2 und 3?
Hallo Frank,

ich habe es ganz banal ausgerechnet. Die Anzahl Menschen, die je auf der Erde gelebt haben, ist endlich, ihre Lebensdauer ist endlich und die Zahl der Gedanken, die diese haben, ist somit ebenfalls endlich. Jeder Gedanke hat eine kleine Irrtumswahrscheinlichkeit, wobei ich bei meiner Rechnung der Einfachheit halber angenommen habe, dass sich alle Menschen ihr Leben lang nur mit dieser Frage beschäftigt haben. Dann muss man noch ein bisschen multiplizieren und dann erhält man das Ergebnis.

Vergiss nicht, dass O(-27) eine riesige Zahl ist: die Zahl der Sekunden seit dem Urknall hat nur 17 Nullen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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da scheinen sich mir einige Fragen zu stellen, z.B. ob die Berechnung der Wahrscheinlichkeit, mit der die Rechnung 2+3=5 falsch ist, nicht womöglich mit größerer Wahrscheinlichkeit falsch ist, als es die Wahrscheinlichkeit dafür ist, daß die Rechnung 2+3=5 falsch ist.
Hallo zabki,

darum geht es nicht. Es geht um Technologie-Antis, die mit Verweis auf eine potentielle Zerstörung der Erde eine 100%ige Sicherheit fordern und zum Teil deswegen vor Gericht ziehen, um eine neue technologische Errungenschaft zu stoppen.

Man kann dann nicht mit Zahlen operieren, weil man sich diese nicht vorstellen kann. Ich persönlich bevorzuge dann einen Ansatz, indem ich sage: das ist so wahrscheinlich wie ein Ereignis xx, also beispielsweise dass sich bislang alle Menschen bei der Frage nach der Summe aus 2+3 geirrt hätten, denn auch ein Technologie-Anti wird das Restrisiko, dass 2+3 von 5 verschieden ist, als genügend klein erachten. Mathematische Restrisiken liegen also im bereich O(-25) bis O(-30), physikalische Restrisiken dürften deutlich höher sein, wenngleich trotzdem niemand auf die Idee käme, diese anzuzweifeln.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

mac

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Hallo Ralf,

ich habe es ganz banal ausgerechnet. Die Anzahl Menschen, die je auf der Erde gelebt haben, ist endlich, ihre Lebensdauer ist endlich und die Zahl der Gedanken, die diese haben, ist somit ebenfalls endlich. Jeder Gedanke hat eine kleine Irrtumswahrscheinlichkeit, wobei ich bei meiner Rechnung der Einfachheit halber angenommen habe, dass sich alle Menschen ihr Leben lang nur mit dieser Frage beschäftigt haben. Dann muss man noch ein bisschen multiplizieren und dann erhält man das Ergebnis.
Hervorhebungen durch mich.

Interessante Fundamente für Grundfesten der ?Mathematik? ;)

Herzliche Grüße

MAC
 

zabki

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Hallo zabki,

darum geht es nicht. Es geht um Technologie-Antis, die mit Verweis auf eine potentielle Zerstörung der Erde eine 100%ige Sicherheit fordern und zum Teil deswegen vor Gericht ziehen, um eine neue technologische Errungenschaft zu stoppen.

Man kann dann nicht mit Zahlen operieren, weil man sich diese nicht vorstellen kann. Ich persönlich bevorzuge dann einen Ansatz, indem ich sage: das ist so wahrscheinlich wie ein Ereignis xx, also beispielsweise dass sich bislang alle Menschen bei der Frage nach der Summe aus 2+3 geirrt hätten, denn auch ein Technologie-Anti wird das Restrisiko, dass 2+3 von 5 verschieden ist, als genügend klein erachten. Mathematische Restrisiken liegen also im bereich O(-25) bis O(-30), physikalische Restrisiken dürften deutlich höher sein, wenngleich trotzdem niemand auf die Idee käme, diese anzuzweifeln.


Freundliche Grüsse, Ralf

ich will gar nicht gegen Absicht und Ergebnis deiner Rechnung etwas sagen. Nur die "Logik" deiner Rechnung wirft bei mir Fragen auf.

Du hast also jedenfall gerechnet, um eine Wahrscheinlichkeit zu ermitteln. Dabei hast du ja wohl die Richtigkeit von 2+3=5 vorausgesetzt. Wenn 2+3 nicht = 5, hättest du nicht rechnen können. Deine Rechnung scheint mir also von der Wahrscheinlichkeit ihre eigenen Unrichtigkeit zu handeln. Ein neuer Gödel? :)
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
ich will gar nicht gegen Absicht und Ergebnis deiner Rechnung etwas sagen. Nur die "Logik" deiner Rechnung wirft bei mir Fragen auf.

Du hast also jedenfall gerechnet, um eine Wahrscheinlichkeit zu ermitteln. Dabei hast du ja wohl die Richtigkeit von 2+3=5 vorausgesetzt. Wenn 2+3 nicht = 5, hättest du nicht rechnen können. Deine Rechnung scheint mir also von der Wahrscheinlichkeit ihre eigenen Unrichtigkeit zu handeln. Ein neuer Gödel? :)
Hallo zabki,

nein, ich gehe nicht davon aus, dass 2+3 mit einer 100%-igen Wahrscheinlichkeit falsch ist, sondern ich gehe davon aus, dass sie mit nur einer sehr kleinen Wahrscheinlichkeit falsch ist. Also kann man da das Fehlerfortpflanzungsgesetz anwenden.

Allerdings halte ich das für wenig ratsam, weil ich der Einfachheit halber ohnehin wo möglich zur sicheren Seite hin abgeschätzt habe. Es steht Dir aber frei, in diesem Fall mal das Fehlerfortpflanzungsgesetz anzuwenden und zu schauen, wie falsch meine Abschätzung aufgrund dessen ist.

Dein ad hoc-Ansatz, dass das Ergebnis per definitionem falsch sein muss, ist aber falsch, weil Du nicht berücksichtigt hast, dass das Restrisiko sehr klein ist. Dein Ansatz wäre korrekt, wenn das Restrisiko sehr gross wäre.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Sky Darmos

Registriertes Mitglied
Tegmark vertritt auch die Meinung, daß wir die einzigen intelligenten Lebewesen im All sind :mad:

Obschon Tegmark zum "feindlichen Lager" gehört (Viele-Welten Theorie, Künstliche Intelligenz), stimme ich hier mit ihm überein. Bestimmt kommt er aber natürlich aus ganz anderen Gründen zu diesem Schlüss .. würde mich interessieren welche ..

Ich hab nochmal kurz über ihn recershiert .. seine "ultimate ensemble theory" (beschrieben in "our mathematical universe") hat eine sehr interessante Philosophie, die sich im Grunde mit meiner deckt -- im Grunde ein radikaler Platonismus .. ich hatte auch einmal Bekanntschaft mit einem Franzosen gemacht, der, vermutlich unabhängig, die gleiche Sichtweise vertreten hat ...
Ironischerweise führt diese Denkweise mich, und besagten Franzosen zur Kopenhagener Deutung, wärend Tegmark die Viele-Welten Deutung vertritt.
Letztlich ist in beiden Interpretationen Bewusstsein und Verschränkung notwendig.
 

Dgoe

Gesperrt
Ich wusste gar nicht, dass Tegmark VW fährt.

Aber ich sehe das alles alles eh anders. Nämlich keiner von Euch hat eine Ahnung, ihr wisst nix. Gar nix. Beweist doch mal das Gegenteil!
 

FrankSpecht

Registriertes Mitglied
Moin Dgoe,
Ich wusste gar nicht, dass Tegmark VW fährt.

Aber ich sehe das alles alles eh anders. Nämlich keiner von Euch hat eine Ahnung, ihr wisst nix. Gar nix. Beweist doch mal das Gegenteil!
Dieser Beitrag stört die Diskussion, daher habe ich ihn gemeldet!
Auch wenn ich Mitleid habe mit deinem privaten Verlust, heißt das nicht, dass du deine (neuerdings) Abneigung gegen sämtliche wissenschaftlichen Richtungen hier veröffentlichen musst.
Wir sind nicht deine Trauerberater und haben selbst auch schon private(!) Verluste hinnehmen müssen, ohne diese in der Öffentlichkeit breitzutreten.
 

Webmaster

Administrator
Teammitglied
Ich wusste gar nicht, dass Tegmark VW fährt.

Aber ich sehe das alles alles eh anders. Nämlich keiner von Euch hat eine Ahnung, ihr wisst nix. Gar nix. Beweist doch mal das Gegenteil!

Ich bin auch etwas verwundert, was ein solcher Beitrag hier zu suchen hat. Mit einer konstruktiven Diskussion scheint mit das nichts zu tun zu haben.

S. D.
 
Zuletzt bearbeitet:

Dgoe

Gesperrt
Ähm, ja,

ich hätte schreiben sollen "wir" nicht "Ihr", nur da ich eh keine Ahnung habe...
Oder besser formuliert, ich gewinne ein Ahnung dessen, dass niemand genaueres weiß, und von daher sehe ich es anders, als manche konkrete Formulierung eines Sachverhalts einem glauben machen könnte, nämlich noch offen, alles unklar.

Das ist vielleicht nicht besonders konstruktiv dargelegt gewesen, dafür einfach meine Meinung - ganz plump, hier mal mittendrin. Die eines Laien, der sich gerne informiert hier und da. Und in dem Fall der VWI und paar anderen Dingen zu dem Schluss kommt, dass eben keiner etwas weiß, synonym zu "nix".

Natürlich gehe ich davon aus, dass Fachleute sich dessen bewusst sind, dennoch anhand von Hinweisen, Indizien und manchen Experimenten/Messungen das eine oder andere favorisieren. Unterm Strich jedoch, ist es doch offen oder nicht? Es gibt keine Beweise!

@Frank: kein Problem, es ging nicht um die Tatsache meines Trauerfalls, sondern um die Umstände, die dazu führten. Und da gibt es Berührungspunkte dazu, wie man Laien etwas verkauft, ob als Mediziner oder anders Gelehrter. Ich fände mehr Demut und letztlich Eingeständnis der Grenzen des Wissens einfach angesagter, als Mainstream und Überzeugungen von irgendwas - womit ich niemanden persönlich meine, ganz generell.
Bei Medizinern auch, dass irgendwas als der Stand der Dinge verkauft wird, obwohl der Stand der Dinge schon längst viel weiter ist, ganz offiziell oder zumindest offenkundig... - nicht ganz das Gleiche, aber mich nervt der Hochmut, die Selbstsicherheit und vielleicht auch noch der Lobbyismus ungemein mittlerweile.

Gruß,
Dgoe
 
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