Galaxien/Milchstraße (Entstehung und Rotationskurve)

flxmyr

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Hallo liebe Community,

ich muss in Kürze in der Schule einen Vortrag zum Thema Milchstraße halten. Dabei sind mir allerdings einige Fragen eingefallen, zu denen ich im Internet nach ausgiebiger keine zufriedenstellende Antwort finden konnte. Einerseits habe ich zur Entstehung verschiedene Websites mit verschiedenen Theorien gefunden (Halos, Massekollaps, usw.), teilweise auch schon etwas älter, und konnte mich nun nicht entscheiden welche ich denn nehmen sollte, beziehungsweise welche die tatsächlich richtige ist. Es wäre total nett wenn jemand die Entstehung nochmal ausführlich mit dem aktuellen Wissensstand erklären könnte. :)

Andererseits hat mein Lehrer mich gebeten nochmal einen kurzen Exkurs zur Rotationskurve der Milchstraße zu machen, in dem ich zeigen soll, dass die Sterne auf den äußeren Umlaufbahnen viel zu schnell sind, um allein durch das galaktische Zentrum in ihrer Bahn gehalten zu werden. Ich soll das rechnerisch beweisen, stehe jetzt allerdings mit der Rechnung auf dem Schlauch und komme nicht weiter. Wie kann man also die Rotationskurve der äußeren Sterne berechnen, mit Rücksichtnahme auf Masseverteilung, usw.? Mir fehlen außerdem wichtige Zahlen wie die Gravitationskraft des galaktischen Zentrums, die Masse der Sterne und andere. Wenn jemand die Rechnung hier nochmal mit allen wichtigen Zahlen erklären könnte, wäre das echt top, ansonsten komme ich nämlich nicht weiter. :eek:

Ich bedanke mich im Voraus für eure Antworten und hoffe, diese möglichst gut verwerten zu können. :)
Felix.

P.S.: Wenn ihr irgendwelche Links habt, die mir weiterhelfen könnten seid ihr herzlichst dazu eingeladen, sie mir zu geben :p
 

Bernhard

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Hallo flxmyr,

ich habe vor langer Zeit mal bei diesem Thema hier: http://relativ-kritisch.net/forum/viewtopic.php?t=1488 mitgewirkt. Das Thema ist etwas chaotisch und theorielastig, aber vielleicht findest Du darin ja ein paar Anregungen. Auf der letzten Seite findest Du eine (von mir) berechnete Rotationskurve für die Milchstraße gemäß Newton. Mit ihr kann man die Diskrepanz zum Experiment grafisch sehr deutlich darstellen. Dir Form der Kurve habe ich auch schon in wissenschaftlichen Veröffentlichungen gefunden. Die sollte also stimmen.
MfG
 
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Dgoe

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ich muss in Kürze in der Schule einen Vortrag zum Thema Milchstraße (...) die Entstehung ...
...halten.

Hi Felix,

nimm Wikipedia und/oder Andreas Müller

Als Schmankerl könntest Du noch erwähnen, dass sich die Rotationsachse (wohlgemerkt senkrecht zur Ebene) von Galaxien - wie auch die Milchstraße eine ist - tendentiell parallel zu den Oberflächen der Voids (den intergalaktischen leeren Räumen) ausrichtet. Ist taufrisch erst vor kurzem erkannt worden.

Zur Entstehung weiß ich nur, dass es mit den primordialen Quatenfluktuationen als Keimzelle zu tun hat. Komplexes Thema.

Sag Deinem Leher, Du bräuchtest für das Thema noch 3 bis 42(0) Monate länger, um es adäquat zu behandeln.

Gruß,
Dgoe (interessierter Laie)
 
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Bernhard

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Mir fehlen außerdem wichtige Zahlen wie die Gravitationskraft des galaktischen Zentrums, die Masse der Sterne und andere. Wenn jemand die Rechnung hier nochmal mit allen wichtigen Zahlen erklären könnte, wäre das echt top, ansonsten komme ich nämlich nicht weiter. :eek:
Hallo Felix,

hier mal eine Kurzbeschreibung, wie Du die Geschwindigkeit eines Sterns im äußeren Bereich der Milchstraße nach Newton ausrechnen kannst:

Es gilt prinzipiell:

newtonsche Gravitationskraft auf den Stern = Zentrifugalkraft auf den Stern

in Formeln:

G * M_Zentrum * m_Stern / d² = m_Stern * v_Stern² / d

d: Abstand Stern zum Schwerpunkt/Mittelpunkt des Zentrums der Milchstraße
M_Zentrum: Masse des Zentrums (ca. 2 Millionen Sonnenmassen), wenn man da mal nur das zentrale Schwarze Loch hernimmt. Oder suche nach einem passenden Wert im Wikipedia-Artikel zur Milchstraße

Rechne dann v_Stern in Abhängigkeit von d aus und zwar für d > 50.000 Lichtjahre, also außerhalb der Milchstraße. Die Milchstraße hat etwa einen Durchmesser von 100.000 Lichtjahren. Und ja, es gibt da draußen ein paar "vagabundierende" Sterne an denen man solche Geschwindigkeiten auch messen kann.

Damit ist dann die Aufgabe grob umrissen. Um die Zahlenwerte und die physikalischen Einheiten solltest Du Dich erst mal selbst kümmern. Bei Problemen kannst ja hier nachfragen.
Viel Erfolg.
 
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Bernhard

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Zur Entstehung weiß ich nur, dass es mit den primordialen Quatenfluktuationen als Keimzelle zu tun hat. Komplexes Thema.
@Felix: Such mal nach Sternentstehung im www. Das gibt Dir als Einstieg einen ersten Eindruck davon, wie Sterne entstehen. Die Entstehung der großräumigen Strukturen, wie Galaxien und voids verläuft in gewisser Weise dann ähnlich dazu.
 

ralfkannenberg

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Hallo liebe Community,

ich muss in Kürze in der Schule einen Vortrag zum Thema Milchstraße halten.
Hallo flxmyr,

was ist denn das für eine Schule ? Was ist der Wissenstand der Zuhörer und vom Lehrer ? Es macht keinen Sinn, einen Vortrag vorzubereiten, wenn man nicht weiss, auf welchem Niveau der stattfinden soll.

Was die Berechnung der Rotationskurve und der DM anbelangt, so würde ich das mindestens auf Niveau Gymnasium, Leistungskurs Physik ansiedeln. Auf einer Berufsschule wäre es hingegen völlig genügend, auf die Kepler'schen Gesetze zu verweisen und vielleicht das 3.Kepler'sche Gesetz auch an die Tafel zu schreiben, aber bloss nicht mit Berechnungen und womöglich Integralen um sich zu werden - ein dortiges Auditorium will wissen, um was es geht und nicht, wie man die besten Methoden herleitet, es zu berechnen.

Oft ist auch ein historischer Zusammenhang wertvoll, also was war der Wissensstand im Altertum, im Mittelalter, seit Newton, seit Einstein, seit Hubble, seit dem Urknall-Modell, seit der Inflationstheorie und der Theorie der Dunklen Materie (die Dunkle Energie benötigt grössere Skalen als die Milchstrasse).


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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ich muss in Kürze in der Schule einen Vortrag zum Thema Milchstraße halten.
Hallo flxmyr,

zum Thema Milchstrasse gehören sicherlich auch weitere qualitative Aspekte wie Kugelsternhaufen, Begleitgalaxien (Grosse und Kleine Magellansche Wolke), Zwerggalaxien, die von der Milchstrasse einverleibt werden sowie Kugelsternhaufen, die von solchen Einverleibungen übriggeblieben sind wie omega Centauri oder Mayall II im Halo des Andromedanebels (genauer: der Andromedagalaxie), dann aber auch die Lokale Gruppe, hier sind neben vorgenannten Galaxien natürlich auch noch der Dreiecknebel M33 sowie die beiden Begleitgalaxien des Andromedanebels zu nennen und noch ein Beispiel der nächsten wirklich grösseren Galaxie, M87.

Du kannst ja historisch vorgehen und von der "Astronomie der Wandelsterne" - also Sonne, Mond und sichtbare Planeten, welchen die Bildung unserer Wochentag zugrundeliegt, Wochentag nota bene, an die sich sogar unser allmächtiger Schöpfergott der Bibel gehalten hat, dann eine "Astronomie der Fixsterne", also des während eines Lebensalters statisch scheinenden Kosmos sowie eine meist nicht genannte "Astronomie der Nebelchen" - tatsächlich war lange Zeit nicht bekannt, ob es sich bei den Nebelchen um intragalaktische oder um extragalaktische Systeme handelt. Heute weiss man, dass die Kugelsternhaufen intragalaktisch sind - "galaktisch" kommt aus dem griechischen und bedeutet im wesentlichen "Milchstrasse", dass die beiden Magellanschen Wolken eigenständige Milchstrassen sind, die unsere Milchstrasse begleiten und dass der Andromedanebel, der Dreiecknebel M33 oder M87 eigenständige Galaxien sind.

Sicherlich auch erwähnenswert ist, dass man die Abstandsmessung mit Cepheiden-Sternen bei der Beoabchtung von solchen Sternen in der Kleinen Magellanschen Wolken entdeckt hat, weil diese Sterne von uns aus gesehen alle ungefähr gleichweit entfernt sind, d.h. man konnte einfach bemerken, dass die Pulsation und die Helligkeit korelliert sind.

Kurz und gut, ich würde einen Vortrag also so aufbauen.

Und nicht vergessen, dass die Sonne eher am Rande der Milchstrasse liegt und dass man die Form der Milchstrasse mithilfe der Verteilung der Kugelsternhaufen und keineswegs mithilfe der Verteilung der Sterne herausgefunden hat.

Und vielleicht noch, dass die Zwerggalaxien, die gerade einverleibt werden (Sagittarius-Zwerggalaxie, Canis-Major-Zwerggalaxie) so nahe stehen, dass man zwar ihre Kugelsternhaufen und Sterne gut kennt, aber ihren Galaxiencharakter erst vor kurzer Zeit erkennen konnte.

Als sehr hilfreichen Link würde ich neben dem Wikipedia-Artikel auch den Wikipedia-Artikel über Kugelsternhaufen nutzen, denn da steht sehr viel wissenswertes über Galaxien drin. Lesenswert natürlich auch die Wikipedia-Artikel über die Magellanschen Wolken und den Andromedanebel, damit Du Deinen Vortrag in den richtigen Zusammenhang setzen kannst. Prominente Kugelsternhaufen: omega Centauri, 47 Tucanae, M13, M15, M4 sowie der zuerst entdeckte Kugelsternhaufen M22. Oftmals hilft es sehr, zusätzlich auch den Artikel in der englischen Wikipedia zu lesen, weil dieser meistens umfangreicher ist und noch weitere Aspekte einbringt.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

pane

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G * M_Zentrum * m_Stern / d² = m_Stern * v_Stern² / d

Wieso nur die Masse des Zentrums? Müßte nicht die Gesamtmasse der Galaxie genommen werden? Jedenfalls soweit sie sich innerhalb der Sternbahn befindet und die Masse Kugelsymetrisch angenommen werden kann? Die Gravitationskraft einer Kugel kann man sich jedenfalls reduziert auf dem Mittelpunkt vorstellen.

Gruß pane
 

Bernhard

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Müßte nicht die Gesamtmasse der Galaxie genommen werden?
Hallo pane,

prinzipiell ja, aber Ralf hat es bereits angedeutet, dass man so ein Thema in unterschiedlicher Tiefe bearbeiten kann. Wie man eine Rotationskurve für eine homogene Scheibe ausrechnet habe ich im AC-Forum aufgeschrieben. Die zugehörige Mathematik lernt man aber erst im Studium kennen. Schüler sind damit überfordert. Man kann hier maximal das Ergebnis (s. letzte Seite, Thema: Zentralmasse) präsentieren und vor allem auf den Unterschied zwischen theoretischer und experimentell bestimmter Kuve hinweisen, der dann ja auf das Postulat der Dunklen Materie führt. Wichtig ist dabei jedoch nur der Bereich außerhalb der Galaxie, weil es da die stärksten Abweichungen zwischen Theorie und Experiment gibt.

Ferner kann man den Bereich außerhalb der Galaxie relativ gut mit einer Zentralmasse annähern und dann mit Newton (s.o.) oder Kepler eine vereinfachte äußere Rotationskurve berechnen.

Felix muss in seinem Vortrag vor allem den Bogen hin zur Dunklen Materie erklären. Das ist der Pflichtteil, denn: #scherzhaft# wer hier Rotationskurve sagt meint eigentlich Dunkle Materie #scherzhaft# .
MfG
 

mac

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Hallo Felix,

wie Dir schon andere von uns geschrieben haben, ist eine genauere Berechnung der Rotationsgeschwindigkeit nicht mehr trivial.

Es gibt aber eine relativ einfache Näherung, die mit Hilfe des sogenannten Birkhofftheorems http://de.wikipedia.org/wiki/Birkhoff-Theorem berechnet werden kann.

Eine Konsequenz daraus führt z.B. zu folgendem ‚Phänomen‘: Alle Kugelschalen die weiter weg vom Zentrum sind als wir selbst, üben in ihrer Summe keine resultierende Kraft auf unseren Standort aus! Erst wenn man die Kugelschale nach außen hin verläßt, kann man die gesamte Materie der gerade verlassenen Kugelschale in ihrer Gravitationswirkung so behandeln, als wäre sie im Zentrum der Kugel.

Das bedeutet, daß Du bei einer solchen (für die tatsächliche Struktur der Milchstrasse sehr sehr stark vereinfachten) Berechnung unterschiedliche Kugelschalen mit unterschiedlicher Materiedichte bilden kannst und dann alle jeweiligen Massen der näher als Du am Zentrum befindlichen Kugelschalen ins Zentrum ‚expedieren‘ kannst, um mit der von Bernhard genannten Formel ihre Gravitationswirkung auf Dich zu ermitteln.

Wenn Du es etwas weniger stark vereinfachen willst (weil zu ungenau?), dann kannst Du die komplette Galaxis in eine virtuelle runde ‚Käseschachtel‘, unterteilt in viele ‚Käseecken‘, die sich in vielen konzentrischen Ringen und in mehreren Ebenen übereinander befinden aufteilen und die Gravitation auf einen beliebigen Punkt inner- oder außerhalb der ‚Käseschachtel‘, dann allerdings mit richtungsabhängigem Gravitationsbeitrag (Vektorrechnung) aller ‚Käseecken‘ auf diesen Punkt berechnen. Dabei mußt Du allerdings auch die Masseanteile mitrechnen, die sich weiter weg als Du vom Zentrum befinden.

In beiden Fällen gibt es das Problem, daß Du eine gute Beschreibung der Materiedichte, abhängig vom Abstand zum galaktischen Zentrum brauchst.

Einige Daten dazu kannst Du hier:
http://hera.ph1.uni-koeln.de/~ossk/Einfuehrung_Astronomie/Milchstrasse.pdf
finden

Prof. P.Schneider (Uni Bonn) hat ein Vorlesungsscript für Studienanfänger erarbeitet, das sich in einem Kapitel mit der Milchstraße und einigen grundlegenden astronomischen Verfahren beschäftigt. Falls Du in der 11-ten oder 12-ten Klasse bist, davon gehe ich aus, wenn Dein Lehrer Berechnungen dazu sehen will, sollte es kein unlösbares Problem für Dich sein es zu lesen und zu verstehen. Du findest in diesem Script auch einige quantitative Daten zur Massenverteilung in der Milchstrasse. Der Link dazu: https://astro.uni-bonn.de/~peter/Lectures/intro2.pdf

Wie die Umlaufgeschwindigkeit berechnet wird, hatte Dir Bernhard schon aufgeschrieben. (M-Stern kürzt sich raus, wenn Du nach der Umlaufgeschwindigkeit auflöst.)

Bei den Umlaufgeschwindigkeiten in der Milchstraße spielt die dunkle Materie (DM) im inneren Bereich, (bis etwa zum Abstand unserer Sonne vom galaktischen Zentrum) nur eine sehr geringe Rolle (wenn mein Wissen dazu noch aktuell ist, konnte ihr Wirken in dieser Region noch nicht nachgewiesen werden)

Da ihre Dichte mit zunehmender Entfernung vom galaktischen Zentrum aber deutlich weniger abnimmt als die Dichte der baryonischen Materie (BM)=(Sterne/Staub/Gas, also Atome) kehrt sich weiter draußen das Verhältnis zwischen DM/BM pro Kubikparsec um und die DM bringt deshalb insgesamt, im Volumen der Galaxis, inklusive ihres Halo, sehr grob fünfmal mehr Masse ‚auf die Waage‘, als die gesamte BM. Siehe dazu auch im Link von P. Schneider Seite 48 Tabelle 1.

Die Begründung für diesen unterschiedlichen Dichteverlauf liegt in der Natur von DM und BM. BM kann durch Stöße kinetische Energie in Form von abgestrahlten elektromagnetischen Wellen los werden. DM kann das nicht (deshalb ist sie ja auch dunkel) sie kann ihre kinetische Energie nur durch Gravitationswechselwirkungen auf BM übertragen (und umgekehrt natürlich auch) und kühlt daher inzwischen langsamer ab, als BM. Durch ihre höhere Temperatur = größere Geschwindigkeit ihrer ‚Bausteine‘ ist viel mehr von ihr auch weiter weg vom galaktischen Zentrum, als von der BM, die im inneren Bereich der Galaxis viel höher konzentriert ist als DM.

Das (der Temperaturunterschied) war nicht immer so. Vor sehr langer Zeit war DM im Verhältnis kälter (=langsamer) als BM, weil sie durch die damals noch sehr schnelle Ausdehnung des Kosmos schon abkühlen konnte, als BM noch damit beschäftigt war zwischen dem Zustand Materie und dem Zustand Energie hin und her zu wechseln und in der Strahlungsära (siehe: http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_b.html#baryo ) durch die gegenseitige ‚Vernichtung‘ von Materie und Antimaterie eine riesige Menge an Photonen (=Energie) zur Verfügung stand, die den winzigen Überschuss an Materie der dabei am Ende übrig blieb, im heißen Zustand zu halten. Da DM keine/fast keine Wechselwirkung mit Materie/Energie macht, wurde sie von dieser Wärmequelle auch kaum beeinflusst.

Die galaktischen Rotationskurven sind übrigens schon lange nicht mehr nur der einzige ‚Fingerabdruck‘ der dunklen Materie. Sogar in der kosmischen Hintergrundstrahlung kann man ihre Anwesenheit nachweisen. ( Siehe dazu auch: http://background.uchicago.edu/~whu/index.html )

Herzliche Grüße

MAC
 
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mac

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Ergänzend sollte ich vielleicht noch erwähnen, daß es bei den Astronomen/Astrophysikern eine Minderheit gibt, die die dunkle Materie (zumindest teilweise) ablehnen und eine modifizierte Gravitationstheorie (Stichwort MOND) als Erklärung für die Beobachtungen der (zu hohen) Rotations- und Pekuliargeschwindigkeiten favorisieren.

Aus meiner Sicht sprechen die Ergebnisse aufwändiger Simulationen, die die DM einbeziehen, die Beobachtungsergebnisse der kosmischen Hintergrundstrahlung und noch einige andere Beobachtungen gegen eine Berechtigung dieser Modifikation.

Andererseits gibt es im MOND-Lager auch einige gute Argumente für diese Modifikation. Ein direkter Nachweis von DM steht immer noch aus. Die finanzielle Unterstützung von Forschung auf diesem Gebiet ist deutlich kleiner, als für die Forschung zur DM.

Auch wenn ich eher zur DM neige, kann ich, und schon gar nicht als Laie, in diesem Disput kompetent entscheiden.

Herzliche Grüße

MAC
 

pane

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Wenn ich Deine Ausführungen recht verstanden habe, kann es sich bei der DM nicht um BM handeln; etwa eine Unmenge von braunen Zwergen, planetenartige Gebilde oder sonstiges was massiv ist, aber nicht selber strahlt.

Wie wäre es denn mit Neutrinos? Wenn die wirklich eine Masse haben, dann hieße das doch, dass sie, durch die Schwerkraft der Galaxis, abgebremst werden, und irgendwann zum Stillstand kommen. Das heißt, sie befänden sich auf Keplerbahnen um die Galaxis. Da die Sterne sehr viele Neutrinos erzeugen, sammelt sich da schon einiges.

Gruß pane
 

mac

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Hallo pane,

Wenn ich Deine Ausführungen recht verstanden habe, kann es sich bei der DM nicht um BM handeln;
Ja.



etwa eine Unmenge von braunen Zwergen, planetenartige Gebilde oder sonstiges was massiv ist, aber nicht selber strahlt.
nein.
Schau Dir die Masseverteilung im Sonnensystem an.
Materie die nicht selber strahlt aber angestrahlt wird, strahlt. Stichwort Emissionsnebel. Siehe auch unten stehenden Wikipedialink, Stichwort MACHO‘s.



Wie wäre es denn mit Neutrinos? Wenn die wirklich eine Masse haben, dann hieße das doch, dass sie, durch die Schwerkraft der Galaxis, abgebremst werden, und irgendwann zum Stillstand kommen. Das heißt, sie befänden sich auf Keplerbahnen um die Galaxis.
Neutrinos wurden einige Zeit als Kandidaten diskutiert. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Dunkle_Materie#Hei.C3.9Fe_Dunkle_Materie_.28HDM.29



Da die Sterne sehr viele Neutrinos erzeugen, sammelt sich da schon einiges.
das reicht aber bei Weitem nicht aus. Die einfache Erklärung: Wären so viele Neutrinos in den Sternen, dann wären die Sterne auch entsprechend schwerer. Die differenziertere Erklärung findest Du auch in dem Wikipedialink zur dunklen Materie und in dem Link zu Wayne HU http://background.uchicago.edu/~whu/index.html

Herzliche Grüße

MAC
 

flxmyr

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Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten.
Die Formel zur Rotationskurve, die Bernhard erwähnte, reicht meinem Lehrer vollkommen aus.:)
Auch bei der Entstehung bin ich inzwischen weiter gekommen. Die Dichtefluktuationen verdichten die Materien in rotierenden Gaswolken, die immer mehr Materie anziehen. Ist die Materie ausreichend dicht und durch die Rotation abgekühlt, können sich erste Sterne bilden. Aus den so entstandenen Protogalaxien bilden sich dann durch Kollisionen immer größere Galaxien.
Trotzdem bleibt die Frage, welche Rolle die dunkle Materie darin spielt. Ich habe etwas gelesen, dass die Gaswolken in Halos fallen, aber wie muss ich mir das vorstellen?

Grüße,
Felix.
 

Bernhard

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Wenn die wirklich eine Masse haben, dann hieße das doch, dass sie, durch die Schwerkraft der Galaxis, abgebremst werden, und irgendwann zum Stillstand kommen. Das heißt, sie befänden sich auf Keplerbahnen um die Galaxis. Da die Sterne sehr viele Neutrinos erzeugen, sammelt sich da schon einiges.
Hallo pane,

die Fluchtgeschwindigkeit der Milchstraße beträgt im Außenbereich etwa 300 km/s. Neutrinos sind aber normalerweise mit fast Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Ferner steckt aufgrund der sehr geringen (Ruhe)masse praktisch die ganze Energie des Teilchens in der Bewegung. Die Abbremsung dürfte also kaum für gebundene Zustände innerhalb der Galaxis ausreichen und da Neutrinos kaum wechselwirken gibt es auch keine brauchbaren Ersatzvorgänge, welche die Neutrinos ausreichend abbremsen könnten. Die solaren Neutrinos zeigen das auch ganz gut. Denn die kommen aus dem Zentralbereich der Sonne und überwinden damit lokal ein stärkeres Gravitationspotential, als das einer typischen Galaxie.
MfG
 

Dgoe

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Materie die nicht selber strahlt aber angestrahlt wird, strahlt.
Hallo Mac,

dieses Argument fand ich zuerst super einleuchtend, im wahrsten Sinne des Wortes. Mittlerweile allerdings, bin ich schon wieder skeptisch geworden, nach einiger Überlegung.

Denn das mag ja im Sonnensystem gelten - nahe der Sonne oder eines Sterns bei anderen Systemen. Aber ein halbes oder ganzes Lichtjahr vom nächsten Stern entfernt doch nicht mehr!?

Wieviel das Streulicht noch hervorzuholen vermag, wäre mal interessant ganz genau zu wissen. Möglicherweise so gut wie gar nichts.

Gruß,
Dgoe
 

ralfkannenberg

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dieses Argument fand ich zuerst super einleuchtend, im wahrsten Sinne des Wortes. Mittlerweile allerdings, bin ich schon wieder skeptisch geworden, nach einiger Überlegung.

Denn das mag ja im Sonnensystem gelten - nahe der Sonne oder eines Sterns bei anderen Systemen. Aber ein halbes oder ganzes Lichtjahr vom nächsten Stern entfernt doch nicht mehr!?

Wieviel das Streulicht noch hervorzuholen vermag, wäre mal interessant ganz genau zu wissen. Möglicherweise so gut wie gar nichts.
Hallo Dgoe,

soviel ich weiss kann man MACHO's als Erklärung für die DM damit ausschliessen, dass es sehr viele von denen geben müsste, und entsprechend müsste es auch genügend viele von ihnen geben, die vor einem Hintergrundstern vorüberziehen. Dabei wird ein Gravitationslinseneffekt ausgelöst, den man messen kann.

Aber eben: man misst nicht genügend Gravitationslinsen-Ereignisse, die von MACHO's ausgelöst werden, d.h. es gibt nicht genügend MACHO's, um die Phänomene der DM erklären zu können.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Kosmo

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soviel ich weiss kann man MACHO's als Erklärung für die DM damit ausschliessen, dass es sehr viele von denen geben müsste, und entsprechend müsste es auch genügend viele von ihnen geben, die vor einem Hintergrundstern vorüberziehen. Dabei wird ein Gravitationslinseneffekt ausgelöst, den man messen kann.

Aber eben: man misst nicht genügend Gravitationslinsen-Ereignisse, die von MACHO's ausgelöst werden, d.h. es gibt nicht genügend MACHO's, um die Phänomene der DM erklären zu können.
Ja, weshalb nicht nur "angestrahlte" Objekte zur Erklärung der DM wegfallen, sondern auch die armen Schwarzen Löcher, die ja für so ziemlich alles herhalten müssen (zumal sie begrifflich ganz gut zur DM passen würden).
 

mac

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