Hallo zardoz,
Ja genau. Du willst mir jetzt erzählen, dass es technisch unmöglich sei, so einen Lander mit einer RTG zu betreiben anstelle Solar? Ernsthaft?
ich finde es seltsam, daß Du mir solch ein Motiv, auch noch angesichts der hier von mir zitierten Cassini-Sonde unterstellst.
Aha an den Größenordnungen soll es also liegen. Als ob man so eine Radionuklidbatterie nicht auch kleiner konstruieren und bauen könnte.
Oh ja, man kann sie kleiner bauen. Das Problem dabei: Der Temperaturunterschied zwischen kalter und warmer Seite des Pelletier-Elements ist entscheidend für den (eh sehr schlechten) Wirkungsgrad und daher kann die Abstrahlfläche zur Kühlung der kalten Seite nicht beliebig verkleinert werden. Ebenso ist es nicht möglich Pelletier-Elemente mit beliebiger Temperatur auf der heißen Seite zu betreiben. Das bedeutet, daß sich die Größe solcher Nuklid-Stromerzeuger wegen der Bauelemente zur Stromerzeugung nicht proportional zu ihrer Leistung verhält und damit hat die für den jeweiligen Leistungbereich unterschiedliche Energiedichte der verschiedenen Energiequellen auch einen großen Einfluß auf die Entscheidung, welche Energieversorgung man mit auf die Reise nimmt.
Und ja, natürlich nur die USA können sowas. Als ob nicht mehr als die Hälfte des Wissens und der Wissenschaftler des Manhatten Projects nicht ohnehin aus Deutschland oder Europa stammen würde.
Soweit mir bekannt, werden die Bauteile für ein solches Projekt dort in Auftrag gegeben, wo sie zu einem günstigen Preis-Leistungsverhältnis zu bekommen sind. Das gilt auch für die nationalen Anteile dieses Projektes. Ich glaube jedenfalls nicht, daß man bei der DLR z.B. elektronische Standardbauteile selber neu entwickelt, statt sie letztendlich in Korea, Japan, China oder sonst wo auf der Welt einzukaufen. Es ist für mich daher auch nicht nachvollziehbar, welche Gedankengänge Dich dazu verleiten, mir solche Überlegungen zu unterstellen.
Technische Unmöglichkeiten sehe ich nicht.
Die sehe ich auch nicht und ebenso sehe ich nicht, daß das das entscheidende Kriterium gewesen wäre.
RTGs gibt es in verschiedenen Größen, Bauformen
Ja. Ein wichtiger Punkt dabei: Wieviel Energie brauche ich in welcher Zeit.
(Einige Isotope aus dem atomaren Abfall von Kernkraftwerken können verwendet werden, wie zum Beispiel Cs, Ce, Ru oder Am).
Häufig verwendet wird Plutonium 238 und das mit guten Gründen.
( Sämtliche Quellen die ich hierzu kenne, sprechen eindeutig von einer bewussten Entscheidung auf RTGs zu verzichten.
Selbstverständlich. Kein einziges Bauteil wird bei technischen Entscheidungen ausgewürfelt, solange es bessere Alternativen gibt.
Missionen jenseits des Mars mit Solarpanels gelten zudem als ungewöhnlich.
Ja, aber im hier relevanten Zusammenhang eben auch nicht als unmöglich.
Ebenfalls muss man davon ausgehen, dass aus Gründen des Image (Umweltlobbys in Europa) auf RTGs verzichtet wurde.
ob diese Überlegungen den entscheidenden Ausschlag gegeben haben, kann ich nicht beurteilen. Mir erscheint es erheblich wahrscheinlicher, daß man für das von der Gemeinschaft zur Verfügung gestellte Geld möglichst effektiv forschen wollte und will.
Und nun haben wir den Salat. Die Harpunen haben nicht abgefeuert,
haben sie nicht? Soweit ich das verstanden habe, aus ‚gutem‘ Grund. Sie sollten nicht feuern, solange nicht mindestens zwei gleichzeitig Kontakt zum Boden hatten.
eine Düse quasi zum Anpressen des Landers hat nicht funktioniert
Sagte der Drucksensor. Hätte, wenn man sich sicher gewesen wäre, daß sein Signal die Realität spiegelt, Philae nicht landen lassen sollen?
und nun ist dem Ding schnell der Strom ausgegangen.
Auch das war in der Planung berücksichtig, dafür war ja die 1kWh Primärbatterie mit an Bord. Alle Experimente hätten mit ihrer Ladung durchgeführt werden können. Wenn das dennoch nicht der Fall war, lag das nicht an der Stromversorgung, soweit wie ich das mitbekommen habe.
(wären die Harpunen automatisch beim ersten Bounce losgegangen, hätte das Ding jedenfalls jetzt genug Sonne. Der erste Landeplatz war ja der dafür Vorgesehene).
Da der Lander keine KI an Bord hatte, die den Abschuß der Harpunen unter allen (zum Startzeitpunkt auch noch völlig unbekannten) Bedingungen richtig hätte entscheiden können, mußten diese Bedingungen bereits vor dem Start formuliert werden. Nicht unter allen Umständen führen dann solche Formulierungen zu einem der konkreten Situation angepassten optimalem Verhalten. Wenn man sie aber anders formuliert, angepasst auf das was man erst nachher weiß, dann sind sie wahrscheinlich für wesentlich mehr andere Situationen völlig ungeeignet.
gut. So reiht sich ein Fehler an den Nächsten und nun ist das Ding eben erst mal kaltgestellt. Obs je wieder auftaut ohne Schaden zu nehmen, ist Ungewiss. Auf jeden Fall verkürzt sich die Forschungszeit bis zum Verkokeln an der Sonne.
Dafür, daß dieses Projekt von der NASA als undurchführbar eingeschätzt wurde (und die sind weder doof noch unerfahren), hat es in meinen Augen geradezu unglaublich gut funktioniert.
Ich betrachte die Mission zwar weiterhin als vollen Erfolg, jedoch denke ich nicht, dass man die Fehler der Vergangenheit nochmal bei kommenden Missionen wiederholen wird.
Der kardinale Fehler ist in meinen Augen dabei eher im Budget zu suchen und nicht in der ingenieurtechnischen Umsetzung des Budgets in ein solch überwältigend ehrgeiziges Projekt.
Herzliche Grüße
MAC