Lockheed Martin spricht vom Durchbruch bei der Kernfusion

ralfkannenberg

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So lange man sich bewusst ist, dass Dinge, die nur in Powerpoint existieren, bis zum Gegenbeweis auch nur dort funktionieren, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, über die Pläne und Absichten verschiedener Akteure im Bereich der Kernfusion zu berichten.
Hallo Bynaus,

dann sollen die das gefälligst aber auch schreiben, und zwar so, dass auch "der interessierte Laie" das so verstehen kann. Sonst ist es nur Propaganda, meinetwegen enhanced Propaganda, weil da bessere Fachleute an Bord sind und höhere finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen.


Wenn so eine Meldung kommt, erwarte ich, dass es wenigstens einen Prototypen gibt, der wenigstens grundsätzlich funktioniert, also 2x wenigstens.

Und wenn nicht, dann gibt es eben Sarkasmus, so einfach ist das. Weil eben die Fakten unzutreffend deklariert sind.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Wünschenswert wären hier erreichte Temperaturen in der Versuchkammer und vor allem die Anzahl an nachgewiesenen Fusionsreaktionen. Vorher kann man den Versuchsaufbau von LM nicht wirklich als Durchbruch bezeichnen.
Fortsetzung (weil erst jetzt gesehen):

Genau, z.B. das wäre etwas, was auch ich erwarte. Danke Bernhard.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Herr Senf

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LM ist ein Grosskonzern mit grossen finanziellen Reserven und einem Pool von ausgezeichneten Ingenieuren. Ich würde ihnen nur schon deswegen mehr Kredit geben ...
Das "stimmt" irgendwie, LM hat bei einem Jahresumsatz um 50 Mrd einen Reingewinn von 3 Mrd. Könnten allein finanzieren, wenn sie vom Konzept überzeugt wären.
Aber sie haben sich lieber das mit den "Krediten" überlegt, mit dem Marketingkonzept vom Februar 2013 wollten sie Risikoinvestoren interessieren.
Zwei Jahre sind vergangen, wie sieht's aus, gibt es Fortschritte, wo bleiben die Fakten?
Grüße Senf

PS: das Problem ist nicht die Hitze im (kleinen) Fusionspunkt, sondern der Neutronenfluß, muß man den innen liegenden Supraleitern "noch erklären"
 
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Bynaus

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Wenn so eine Meldung kommt, erwarte ich, dass es wenigstens einen Prototypen gibt, der wenigstens grundsätzlich funktioniert, also 2x wenigstens.

In der Meldung steht ja nicht, sie hätten einen funktionierenden Prototypen. In der Meldung (z.B. hier: http://aviationweek.com/technology/skunk-works-reveals-compact-fusion-reactor-details) steht bloss, dass sie ein Projekt gestartet haben, das einen bestimmten Ansatz in Richtung Kernfusion verfolgt. Niemand (der sich ernsthaft damit auseinander gesetzt hat) behauptet, das Problem der Kernfusion gelöst zu haben.

Jetzt kommt aber ein ABER: Der Artikel beim Tagesanzeiger tut genau das: er behauptet, es gäbe einen "Durchbruch". Die Wissenschafts-Berichterstattung beim Tagi ist leider nicht immer über alle Zweifel erhaben, um es mal so auszudrücken. Und da hast du völlig recht. Das muss man aber dem Tagi ankreiden und nicht LM oder Usern, die hier über das Projekt berichten wollen.

Wenn du nämlich bei LM selbst nachschaust (http://www.lockheedmartin.ch/us/new...d-martin-pursuing-compact-nuclear-fusion.html) steht da ganz klar: "Lockheed Martin Pursuing Compact Nuclear Fusion Reactor Concept" (fett von mir; to persue = verfolgen).

Und wenn nicht, dann gibt es eben Sarkasmus, so einfach ist das.

Das wird bestimmt helfen, eine interessante, sachliche und attraktive Diskussion am Laufen zu halten...

EDIT: @Herr Senf: Im Oktober 2014 hiess es, es würde ein Jahr dauern, um einen ersten (von fünf, iterativen, jährlichen) Prototypen zu bauen. Im Oktober oder November 2015 sollten wir also wieder von ihnen hören, oder vielleicht auch erst im Frühling darauf, wenn die ersten mit dem Prototypen gewonnen Daten ausgewertet sind.
 

pmvstrm

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@Bynaus

Dem stimme ich zu.
Nach eigenen Angaben verfolgt das LM Team dem sogenannten Magnetic confinement fusion Ansatz, der am meisten entwickelt und getestet ist. Im Grunde ist dies dann ja
ein sehr konservativer Ansatz. Im Gegensatz z.B zu ITER, wo alles größer dimensioniert ist will sich LM auf eine Kompaktbauweise konzentrieren.
Lockheed is targeting a relatively small device that is approximately the size of a conventional jet engine. The prototype is approximately 1 meter by 2 meters in size. The company claims that this enables a much faster development cycle since each design iteration could be produced more quickly and at far lower cost than large-scale projects such as the Joint European Torus or ITER.[11]

Erinnert mich an die Frühzeit der Halbleitertechnik. Erst mit der Miniaturisierung kam der große Durchbruch. Dieses Patent wurde dazu eingereich: US2014301519A1

Es gibt nur wenige, harte Informationen aber immerhin etwas Scienceinsider
The team has built its first machine and has carried out 200 shots during commissioning and applied up to 1 kilowatt of heating ... the plasma appeared very stable. He said they would be ramping up heating over the coming months

Beim durchlesen der Comments zum Artikel fiel mir diese Aussage auf:
Been studying this idea a bit and your patents and I have to say I like how they you all are using Faradays law of repulsion to hold the plasma is pure genius. The AC on the field coils of what would normally be very similar to a Polywell magnetic containment, truly was revolutionary idea and changed the dynamics altogether. I get your secret and I love it! I get your idea!. Rod Carlson Electrical Engineer

Ok ich bin kein "Electrical Engineer" aber was meint er damit?
 
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Bernhard

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Ok ich bin kein "Electrical Engineer" aber was meint er damit?
Ihm gefällt scheinbar das patentierte Verfahren, um das Plasma einzuschließen, wobei das nicht viel heißen muss. Um das Verfahren zu beurteilen, würde ich lieber auf einen Physiker mit fundierten Kenntnissen in Plasmaphysik hören. Herrn Senfs Argument könnte man noch mit vergleichsweise niedrigen Plasmadichten begegnen, allerdings mit dem Preis, dass die Anlage dann auch keine nennenswerte Energie produziert.
 

ralfkannenberg

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Jetzt kommt aber ein ABER: Der Artikel beim Tagesanzeiger tut genau das: er behauptet, es gäbe einen "Durchbruch". Die Wissenschafts-Berichterstattung beim Tagi ist leider nicht immer über alle Zweifel erhaben, um es mal so auszudrücken. Und da hast du völlig recht. Das muss man aber dem Tagi ankreiden und nicht LM oder Usern, die hier über das Projekt berichten wollen.

Wenn du nämlich bei LM selbst nachschaust (http://www.lockheedmartin.ch/us/new...d-martin-pursuing-compact-nuclear-fusion.html) steht da ganz klar: "Lockheed Martin Pursuing Compact Nuclear Fusion Reactor Concept" (fett von mir; to persue = verfolgen).
Hallo Bynaus,

weisst Du, wie oft ich sowas in den vergangenen Jahren gelesen habe ? Meist mit sehr optimistischen Zeitangaben "garniert". Es ist ein bisschen wie bei der Feuerwehr: wenn man da 10x Feuer ruft, so kommen die auch dann, wenn es gar nicht gebrannt hat; man riskiert aber, dass sie beim 11.mal, wo es dann wirklich brennt, nicht kommen. Und die Kernfusion, egal ob heiss oder kalt, gehört leider in diese Rubrik und dann ist der Verantwortliche eben in der Pflicht, das ganze so nüchtern wie möglich und so transparent wie möglich darzustellen.

In dieses Schema passt passt eben leider auch der Satz

Lockheed Martin schrieb:
The Lockheed Martin [NYSE: LMT] Skunk Works® team is working on a new compact fusion reactor (CFR) that can be developed and deployed in as little as ten years.

vom 1.Absatz der von Dir verlinkten Seite.


Das wird bestimmt helfen, eine interessante, sachliche und attraktive Diskussion am Laufen zu halten...
Das Problem ist halt, dass die derzeit getätigten Ankündigungen auch nicht helfen, solche Diskussionen am Laufen zu halten. Es ist offensichtlich noch viel zu früh dazu - man befindet sich da noch in einer frühen Designphase und ich wage zu bezweifeln, dass die Spezifikationen überhaupt schon abgeschlossen sind.

Und ja - die Verantwortlichen dürften wissen, wie die Öffentlichkeit auf Kernfusion reagiert. Da "reissen" sich einige den Ar*** auf, um irgendwelche Windmühlen und Fotozellen zu optimieren, und lösen kleinere Erdbeben aus, um Erdwärme nutzen zu können, bei denen ein paar Ziegel von den Dächern fallen, und in so eine Zeit platzt da einer mit der Nachricht rein, in 10 Jahren haben wir die Kernfusion ! Sowas ist einfach verantwortungslos und da steht auch Lockheed Martin in der Pflicht, das realistisch und nicht optimimistisch darzustellen. Und zwar so, dass auch die Grünen und ganz aktuell die Grünliberalen das verstehen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Herr Senf

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Um das Verfahren zu beurteilen, würde ich lieber auf einen Physiker mit fundierten Kenntnissen in Plasmaphysik hören.
Dann lassen wir mal einen zu Worte kommen

Ian H. Hutchinson schrieb:
professor of nuclear science and engineering at the Massachusetts Institute of Technology, said the project “has no chance in working," Lockheed Martin’s research leading up to the project paid little attention to the fundamentals of fusion energy, he added.
Grüße Senf
 

ralfkannenberg

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Dann lassen wir mal einen zu Worte kommen

Ian H. Hutchinson schrieb:
professor of nuclear science and engineering at the Massachusetts Institute of Technology, said the project “has no chance in working," Lockheed Martin’s research leading up to the project paid little attention to the fundamentals of fusion energy, he added.
Hallo Herr Senf,

na, also diese "Anti-Haltung" finde ich jetzt auch nicht gut. Warum kann man so ein Thema denn nicht einfach ganz nüchtern betrachten, d.h. nicht zu optimistisch und nicht zu pessimistisch, sondern einfach mal ganz normal ?

Ich meine - wenn ein wichtiger Durchbruch gelingt, der aber noch nicht die technische Umsetzung in 10 Jahren beinhaltet, so ist das doch ebenfalls ein gewaltiger Fortschritt, der auch ausbaufähig ist !

Dann muss man eben während einer Übergangszeit von vielleicht 50 Jahren eine sinnvolle Mischung aus Windmühlen, modernen Atomkraftwerken, Solarzellen, modernen Gaskraftwerken, Erdwärme u.v.a. zum Einsatz kommen und inzwischen kann man dann die Forschung der Kernfusion seriös vorantreiben.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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@Ralf:

The Lockheed Martin [NYSE: LMT] Skunk Works® team is working on a new compact fusion reactor (CFR) that can be developed and deployed in as little as ten years.

"As little as x years" heisst in diesem Kontext auf Deutsch sowas wie "in möglicherweise nur gerade x Jahren", also nur im besten Fall sinds 10 Jahre, je nach dem aber viel länger. LM macht da keine definitive Aussage darüber, wie lange die Entwicklung dauern wird - sie geben nur ihrer Zuversicht Ausdruck, dass die technischen Probleme im besten Fall in 10 Jahren gelöst sein werden und die ersten Einheiten ausgeliefert werden können.

Dann muss man eben während einer Übergangszeit von vielleicht 50 Jahren eine sinnvolle Mischung aus Windmühlen, modernen Atomkraftwerken, Solarzellen, modernen Gaskraftwerken, Erdwärme u.v.a. zum Einsatz kommen und inzwischen kann man dann die Forschung der Kernfusion seriös vorantreiben.

Da bin ich mit dir völlig einer Meinung. Unter Umständen kann es aber durchaus sein, dass es plötzlich viel schneller geht, als alle erwartet hätten. Nur weil die Fusion immer Jahrzehnte in der Zukunft lag, muss das nicht so bleiben.
 
Zuletzt bearbeitet:

pmvstrm

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Aus den wenigen Fakten lese ich zumindest heraus das der LM Ansatz vor allen durch sogenanntes recapturing einen sehr stabilen Plasmafluss ermoeglicht. Demnach also eine stabile, langanhaltende Betriebszeit und kontinuierliche Leistungsabgabe.Das Verfahren ist nicht neu, nur der Trick die Fusion am laufen zu halten.
 

ralfkannenberg

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"As little as x years" heisst in diesem Kontext auf Deutsch sowas wie "in möglicherweise nur gerade x Jahren", also nur im besten Fall sinds 10 Jahre, je nach dem aber viel länger. LM macht da keine definitive Aussage darüber, wie lange die Entwicklung dauern wird - sie geben nur ihrer Zuversicht Ausdruck, dass die technischen Probleme im besten Fall in 10 Jahren gelöst sein werden und die ersten Einheiten ausgeliefert werden können.
Hallo Bynaus,

dass die Spezialisten solche Zeitangaben richtig verstehen ist schon gut und wichtig, aber wenn man sich einer solchen Wortwahl bedient, dann darf man sich nicht verwundern, wenn dann ein Tagi kommt und eine fast schon reisserische Ankündigung daraus macht. Woher sollen die es denn besser wissen ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Dgoe

Gesperrt
Na,

mal bitte, geht es um Prognosen der technischen Umsetzung, die halt dauern, oder um ungelöste Probleme?

Letztere könnten 1 Jahr oder auch 5-10-50-oo Jahre dauern, also auch nie und nimmer gelöst werden. Oder auch an einem Tag in der Millisekunde des richtigen Einfalls (oder Zufalltreffers, oder des vielsagenden Versuchs).

Man muss nicht vom Fach sein, um zu erkennen, dasss da wild gemutmaßt wird.

Schön wenn's klappt. Aber einen erzählen tun andere auch.

Gruß,
Dgoe
 
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Herr Senf

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Hallo Dgoe, das paßt in meine "Sichtweise":
"Kein Ergebnis ist auch ein Ergebnis", aber man muß es kommunizieren, damit die anderen profitieren.
Ich hab im Baumarktangebot jetzt die schnurlosen Steckdosen gekauft, Kabelsalat beim Renovieren vermeiden.
Der Angeboter hat's gut erklärt, aber als Physiker bin ich noch beim Überlegen, man braucht keinen FI-Schalter!
Grüße Senf
 

pmvstrm

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Will sich jemand noch ueber das Sachthema unterhalten oder bleiben wir bei Marketing und PR Angelegenheiten?
 

ralfkannenberg

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Will sich jemand noch ueber das Sachthema unterhalten oder bleiben wir bei Marketing und PR Angelegenheiten?
Hallo pmvstrm,

ich rede nicht gerne über Sachthemen, bei denen die Autorenschaft "ungenau" oder meinetwegen "optimistisch" kommuniziert. Das ist vergeudete Zeit und ich denke, das muss man dem stillen Mitleser auch mitteilen.

Das wurde dem stillen Mitleser nun aber zur Genüge mitgeteilt, jetzt klinke ich mich gerne wieder aus diesem Thread aus, ich bitte aber noch, eine kleine Korrektur anbringen zu können.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Oder auch an einem Tag in der Millisekunde des richtigen Einfalls (oder Zufalltreffers, oder des vielsagenden Versuchs).
Hallo Dgoe,

das sehe ich nicht so: da ist harte Arbeit, sehr viel Intelligenz und auch sehr viel Fleiss dahinter.

Man muss nicht vom Fach sein, um zu erkennen, dasss da wild gemutmaßt wird.
Dem stimme ich jetzt auch nicht zu: es ist der "amerikanische" Stil ! Man kommuniziert viel zu optimistisch, weil man sonst kein Gehör findet.

Mein zweiter Arbeitgeber - aber das war in der Schweiz, also nicht in den USA - hat das übrigens auch so gemacht, was zur Folge hatte, dass der Investor das herausbekommen hat und den Vertrag gecancelt hat. Das Projekt musste daraufhin eingestellt werden und die Belegschaft inklusive meiner Wenigkeit bekam dann in der Folge davon die Kündigung; etwas schade war, dass mir der Kunde nur 3 Tage zuvor gesagt hat, dass es nun Spass mache, mit meinem Programm zu arbeiten.

15 Leute wurden dann in der Folge von der SAP übernommen und ein Arbeitskollege und ich konnten intern wechseln. Die übrigen wurden dann arbeitslos.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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