Bynaus
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Das sehe ich nicht so.
Das ist keine Ansichtssache.
Genau. Und da muss ich die, die nach uns geboren werden, ausklammern, denn diese werden ja noch nicht beobachtet.
Wenn du wartest, bis alles geschehen ist, musst du auch keine Bayesschen Abschätzungen mehr anstellen. Das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass wir beide heute, mit der uns zur Verfügung stehenden Information, Abschätzungen über die Zukunft anstellen sollen. Du schlägst ein Zukunfsszenario vor, das du aus anschaulich-subjektiven Gründen für plausibel hältst. Ich hingegen schlage ein Zukunftsszenario vor, das aus rein statistischen Gründen als plausibel gelten muss - ganz egal, ob ich dieses Szenario für wünschenswert oder gar für anschaulich-subjektiv plausibel halte.
Mitnichten, denn die Beobachtung heute schließt die potenziellen Beobachter aus der Zukunft von vornherein aus.
Wie kann eine Beobachtung potentielle Beobachter ausschliessen? Das habe ich nirgends gesagt. Ich habe nur gesagt, dass unsere Beobachtung sich auf die von uns wahrgenommene relative Eintretenswahrscheinlichkeit von zwei bestimmten (komplementären) Szenarien auswirken muss. Auf die reale Welt hat diese Einschätzung keine Auswirkung - die ist einfach, wie sie ist. Aber es gibt bessere und schlechtere (dh, erfolgsversprechendere) Strategien, Mutmassungen über die Zukunft anzustellen, und die Abschätzung nach Bayes ist - aus im Prinzip absolut nachvollziehbaren Gründen - eine der besseren (und deshalb auch keine Ansichtssache).
Für eine solche Schlussfolgerung müsstest Du die Kausalität umkehren, um aus der Retrospektive aus der Zukunft auf die zu erwartende Zukunft unserer Gegenwart zu schließen.
Genau das geschieht hier. Aus der Retrospektive verschiedener möglicher Zukünfte wähle ich jenes Szenario ein, in dem unsere tatsächlich gemachten Beobachtungen am wahrscheinlichsten sind. Das ist eine absolut normale Vorgehensweise. Wenn du irgend etwas misst, sagen wir, die Masse eines Teilchens, so wirst du immer einen Wert mit einem zugehörigen Fehler bekommen. Wenn ich dich dann frage, was die "wahre" oder "wahrscheinlichste" Masse des Teilchens ist, wirst du mir deshalb nicht eine Zahl nennen, die dir anschaulich-subjektiv plausibel vorkommt, sondern eine, für die die tatsächlich gemachte Beobachtung (Messung) am wahrscheinlichsten ist (sprich: der nominelle Wert in der Mitte des Fehlerbalkens, zumindest bei Normalverteilung der Fehler).
Statistik wird immer über anschaulich-subjektive Ansichten triumphieren, ausser vielleicht man ist Hellseher.