Hallo Rena,
zum einen wird sich vieles vereinfachen, weil man dieselben Formeln für verschieden aussehende Sachverhalte verwenden kann, und zum anderen wird sie unser Verständnis von der Welt wesentlich verbessern, weil man dann die zugrundeliegenden Mechanismen in der Physik besser versteht. Das hat dann auch den Vorteil, dass man besser in noch unerforschte Bereiche hinein extrapolieren kann, während man heutzutage eben dann zusätzliche Annahmen treffen muss, die zwar plausibel erscheinen mögen, von denen man aber eben nicht weiss, ob sie richtig sind oder nicht.
In der Praxis indes wird sich wohl wenig ändern, da die bestehenden Formeln insgesamt einfacher lösbar sein dürften als die mathematischen Ausdrücke einer Weltformel.
Ich bin mir aber nicht sicher, was Du unter dem Begriff einer Weltformel oder einer Theory of Everything (TOE) verstehst. Üblicherweise versteht man darunter die Vereinheitlichung der 4 Grundkräfte, also der starken Wechelwirkung, die den Atomkern trotz gleicher Ladungen zusammenhält, der elektromagnetischen Wechselwirkung, der schwachen Wechselwirkung, die für gewisse radioaktive Zerfälle verantwortlich ist, sowie der Gravitation.
Die beiden mittleren, also die elektromagnetische und die schwache Wechselwirkung, konnten bereits im Rahmen des sogenannten Standardmodells vereinheitlicht werden, deren experimenteller Nachweis gelang im Jahre 1983 am CERN mit dem Nachweis der 3 intermediären Bosonen, des W+, W- und Z0-Bosons.
Seit Jahrzehnten versuchen die Theoretiker, auch die starke Wechselwirkung hinzuzunehmen; das sind dann die sogenannten GUT's, die Grand Unified Theories. Diese sind dann "jenseits des Standardmodells", falls Dir mal dieser Begriff über den Weg laufen sollte. Eine der einfachsten Varianten ist diejenige mit der Supersymmetrie und hier könnte es auch einen Bezug zur experimentellen Physik geben, da nämlich der leichteste supersymmetrische Partner stabil wäre und dieselben Eigenschaften aufweist, die man vom Baustein der Dunklen Materie erwartet. Obgleich der so leicht ist ist er schwerer als alle derzeitig bekannten Elementarteilchen und entsprechend ist es noch nicht gelungen, den leichtetesten supersymmetrischen Partner experimentell nachzuweisen.
Nach dem Nachweis des Higgs-Boson hat jemand versucht, einige Zerfallsreihen dieses Bosons besser zu erklären, wenn da ein supersymmetrischer Partner des Top-Quarks, also das sTop-Teilchen, involviert wäre. Das ist ebenfalls eine Physik jenseits des Standardmodells, allerdings vermute ich, dass sich dieser Ansatz mit aktuelleren Daten besser im Rahmen des Standardmodells erklären lässt. Jedenfalls habe ich nichts mehr in diesem Zusammenhang gehört.
Was die zusätzliche Vereinheitlichung mit der Gravitation anbelangt, so gibt es zwar zahlreiche Ansätze, ein wirklicher Durchbruch konnte hier aber noch überhaupt nicht erzielt werden.
Freundliche Grüsse, Ralf
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