Hallo Michael,
vorab will ich mich bei Dir entschuldigen, weil ich Deinen obigen Post gleich in gewisser Weise mißbrauchen werde. Ich finde daß Du, ohne es vielleicht zu merken (da bin ich mir nicht ganz sicher), sehr gut eine ganze Reihe von Elementen ansprichst, die genau die Klippen und Schwächen in dieser Debatte verdeutlichen. Auf keinen Fall will ich den Eindruck erwecken, daß ich Dich hier vorführen oder bloß stellen will. Alle angesprochenen (vermeintlichen) Schwächen finde ich auch bei mir mit unterschiedlichen Gewichtungen.
Das geht aber alles an meinem eigentlichen Anliegen vorbei. Das Problem ist doch gar nicht das Risiko, sondern wie damit umgegangen wird. Es gibt weder einen öffentlichen Konsens welches Risiko akzeptabel ist, noch eine Diskussion darüber.
Es geht meiner Meinung nach nicht an Deinem Anliegen vorbei, sondern zielt genau darauf. Meine Absicht damals war genau diese Debatte zu führen. ‚Wie würdest ‚du‘ entscheiden, wenn es 'deine' Schützlinge sind die ‚du‘ diesem Risiko aussetzen sollst?‘
So sympathisch ich einerseits z.B. Mars‘ Enthusiasmus für die bemannte Raumfahrt finde, so oberflächlich empfinde ich andererseits manche Einstellung dazu. Von dieser ‚Betriebsblindheit‘ war ich zur Zeit der Mondlandung, zumindest in Ansätzen (diese Relativierung ist wahrscheinlich nostalgisch verbrämt) auch befallen.
Du beklagst einerseits
Vielmehr wird das Risiko in der Öffentlichkeit weitgehend totgeschwiegen und wenn dann ein Unfall passiert tun alle ganz betroffen. Das ist genau die Situation an der ich mich störe. Das ist ein gesellschaftliches Problem,
gehst aber jeder Verantwortung dazu aus dem Wege. Selbst da wo Du Dich zu einer klareren Aussage verleiten läßt, (1/20) relativierst Du diese gleich wieder, als nur für Dich selbst geltend,
aber ich würde es von niemandem sonst verlangen
also mit anderen Worten: ‚Nur verantwortlich für mich selbst‘ ja Du relativierst es (vielleicht erschrocken vor dem eigenen ‚Mut‘?) sogar so weit, daß Du diese Aussage eigentlich gleich wieder als gegenstandslos abschwächst.
Die Zahl habe ich willkürlich aus der Luft gegriffen. Wenn man mir glaubhaft macht das das objektive Risiko 1/20 beträgt, kann ich mir nämlich einreden "da wird schon nichts passieren", naja und wenn es dann doch passiert kann ich eh nichts mehr dagegen tun. Andererseits, vielleicht würde ich auch überhaupt nicht fliegen, weil ich z.B. nicht 3 Jahre in einer kleinen Kapsel eingesperrt sein will
Genau diese hier (zumindest für mich) klar sichtbare ‚Schwäche‘ Verantwortung zu übernehmen macht diese Debatte so schwierig. Du, nein wir, beklagen diesen Zustand einerseits, andererseits könnten wir beispielhaft in Deinem Post am eigenen ‚Leibe‘ spüren, warum das so schwierig ist.
Ich habe genau aus diesem Grunde nicht gefragt welches Risiko würdest ‚du‘ für ‚dich‘ selbst eingehen, sondern
‚Welches Risiko würdest ‚du‘ für ‚deine‘ Schützlinge akzeptieren?‘
Bisher hat keiner sie beantwortet. Ich denke, weil keiner (bewußt oder unbewußt) diese Verantwortung übernehmen mochte?
Der Vorwurf den Du formuliert hast
Es gibt weder einen öffentlichen Konsens welches Risiko akzeptabel ist, noch eine Diskussion darüber. Es werden nicht mal die von den Verantwortlichen festgelegten Risiken konsistent vertreten.
ist richtig aber (zumindest bisher aus Deinem ‚Munde‘) unfair.
Wenn man diese Debatte ehrlich führen will, dann muß man auch sich selbst dieser Verantwortung stellen und sie nicht nur delegieren.
Das war mir vollauf bewusst, leider hast du meinen anschliessenden Satz in diesem Zusammenhang ('Ich möchte z.B. nicht ohne Strom leben') nicht mitzitiert.
Das ist richtig. Der Eindruck der hier fälschlicher weise entstehen konnte, daß ich Dich damit für so Naiv halten würde, tut mir leid. Ich wollte Dich aber gar nicht in eine solche ‚Ecke‘ stellen, sondern ganz allgemein die Irrationalität einer übersteigerten Furcht vor unbekannten Gefahren, ja die Gefahr die genau darin steckt, hervorheben. Dazu habe ich diese Textzeilen von Dir benutzt, ohne mir klar zu machen, daß man das auf Dich persönlich beziehen könnte.
Ändert die Genauigkeit mit der ich ein Risiko beziffern kann für dich etwas an der Objektivität? Nur weil die Fehlergrenzen um Grössenordnungen über dem Risiko liegen ist es doch nicht (zwangsläufig) subjektiv.
das wollte ich damit nicht sagen. Das war eigentlich nur ein nicht auch noch gelöschtes Überbleibsel einer längeren Geschichte, die etwas mit der Irrationalität von Entscheidungsfindungen auf Grund von Risiken im Bereich <1/1.000.000 zu tun hatte. Mir war während ich daran schrieb klar geworden, daß dieser Risikobereich und seine Tücken mit diesem Thread eigentlich nur wenig zu tun haben und hab (nur fast) alles wieder gelöscht. Tut mir leid die Konfusion die ich damit ausgelöst habe.
Das kann ich nicht beantworten, ich glaube sogar das es nicht beantwortbar ist.
darum hatte ich dieses von Dir genannte Kriterium auch angegriffen.
Welche Frage hätte ich denn deiner Meinung nach beantworten sollen? Ich bin nicht motiviert das 'vertretbare Risiko' zum beziffern, weil mir dazu eine wichtige Information fehlt - nämlich was der Gegenwert ist, der aus dem Eingehen des Risikos zu gewinnen ist.
das ist eine gefährliche Aussage. Vielleicht tritt die Gefahr deutlicher hervor, wenn man fragt: Was ist der Gegenwert von Grundlagenforschung?
Genau diese Debatte will ich eben nicht führen.
Der Wert ist unermeßlich groß, kann aber auch punktuell völlig ausbleiben. In wenigen Fällen weiß man das erst Jahrhunderte später.
Das sind selbstverständlich Ramenbedingungen, die bei einem Kaufmann andere Reflexe auslösen, als bei einem Forscher. Man kann sich aber seine Entscheidungsumgebung nicht malen. Man muß nehmen was da ist und trotzdem Entscheiden.
die Reaktion die ich lieber sehen würde wäre das man den Unfall akzeptiert, seine technischen Lehren daraus zieht, und zum Programm zurückkehrt.
Die Debatte "machen oder nicht" hat man vorher zu führen, nicht erst (oder schlimmer: wieder) wenn es zum Unfall kommt.
ein Konsens dem wir alle gerne zustimmen, weil es keinem weh tut und wir endlich an unser Bier kommen können. Wer räumt denn aber jetzt auf? Ein ganz entscheidendes Detail, hast Du (und alle anderen auch) hier (wieder) ausgeklammert und bei Seite gelegt.
Mein Fazit ist: Das Risiko ist Nebensache. Die Hauptsache ist Motivation.
Daraus lese ich, daß Du diese Verantwortung delegieren möchtest. Das ist für mich OK. Das ist in meinen Augen auch nicht ehrenrührig. Ich denke, daß diesen Weg die meisten von uns wählen möchten, besonders die, die die Verantwortung spüren.
Herzliche Grüße
MAC