Mythos Shuttle?
Die Chalanger- und Columbia-Katastrophen haben die NASA politisch und somit wirtschaftlich (natürlich auch persönlich) hart getroffen. So hart, dass ein innovatives Raumgleitersystem auslaufen wird. Alle Nachfolger-Systeme setzen auf schon seit 20 Jahren bewährte Technik mit minimiertem Risiko.
Das ist finanziell eventuell ein Gewinn, technisch und wissenschaftlich jedoch ein starker Rückschritt.
Heute würde man einen Raumgleiter anders konzipieren als die vorhandenen und sowohl leistungsfähiger wie auch sicherer machen. Aber die Entscheidung ist aufgrund der Katastrophen dagegen ausgefallen.
Wenn ich dich hier richtig verstehe, sagst du der Ausstieg aus dem Shuttle-Programm wäre rein politisch motiviert und der Auslöser war der Columbia-Unfall?
Das ist sicher ein Grund, und es mag auch der konkrete Auslöser gewesen sein das Ende des Shuttles der Öffentlichkeit zu vermitteln - es gibt aber auch eine Menge anderer Gründe, die mit den Risiken gar nichts zu tun haben.
Wenn man die rein finanzielle Seite betrachtet, hat das Shuttle nie die ursprünglichen Erwartungen erfüllt den Zugang zum Weltraum zu verbilligen, im Gegenteil, es ist das teuerste System. Gleichzeitig kann man unterstellen, das es auch immer das unsicherste System war (Startabbruch wegen der Feststoffbooster zu fast keinem Zeitpunkt möglich, kein Rettungssystem für die Besatzung).
Ich sehe Columbia in erster Linie als öffentlich gut vermittelbare Gelegenheit den Ausstieg zu begründen - letztendlich sehe ich als Grund aber die hohen Kosten imd dem schwindenden politischen Willen. Es kommt noch dazu das das Shuttle nur einen einzigen verbleibenden Anwendungszweck hat, den Bau und Betrieb der ISS. Nachdem das ATV hier einen Teil der Aufgaben übernimmt und die ISS "fertig" ist (es fehlt wiederum am Interesse sie noch weiter auszubauen), verliert das Shuttle nun seine letzte Existenzberechtigung.
Man zeigt zwar gern Öffentlichkeitswirksam wie toll doch das Shuttle ist, z.B. mit der Hubble-Reparatur, wenn man aber rein auf Basis eingesetzte Geldeinheit/wissensschaftliche Ausbeute rechnet, ist das Shuttle hier nur Geldverschlinger (siehe auch die
Diskussion hier).
Unter diesen Bedingungen sehe ich den primären Grund für den Ausstieg in den Kosten, Columbia ist nur vorgeschoben.
Alle Nachfolger-Systeme setzen auf schon seit 20 Jahren bewährte Technik mit minimiertem Risiko.
Das ist finanziell eventuell ein Gewinn, technisch und wissenschaftlich jedoch ein starker Rückschritt.
Hier ist die Sachlage ziemlich eindeutig: Es
ist ein finanzieller Gewinn. Wo der wissenschaftlicher Rückschritt ist, sehe ich nicht. Das Shuttle ist ein Mittel zum Zweck, kein Forschungsgegenstand. Intuitiv neige ich auch dazu zu sagen das ein "Wegwerf"-Raumfahrzeug technisch rückschrittlich ist, aber das ist kein Faktor - zumindest wenn man Raumfahrt mit wissenschaftlichen und/oder wirtschaftlichen Zielen betreibt und nicht als Sport.
Heute würde man einen Raumgleiter anders konzipieren als die vorhandenen und sowohl leistungsfähiger wie auch sicherer machen.
Das ist ein Wunschtraum. Die real vorhandene Technik ermöglicht keine wesentlich leistungsfähigere Konstruktion: Bessere Triebwerkstechnologie als das SSME? Nicht in Sicht, das SSME ist bereits so hoch gezüchtet wie es geht.
Bessere Booster? Klar, geht mit Flüssigtreibstoffen - kostet aber mehr für den gleichen Schub. Immerhin wäre es sicherer da man die vorzeitig abschalten könnte.
Rettungssystem für die Besatzung (abtrennbares Cockpit)? Kein Problem, kostet halt etwas Nutzlast (die ist jetzt schon ziemlich niedrig).
Kann das Shuttle wenigstens leichter werden? Klar, bessere Werkstoffe machen es leichter, nur wieviel? Kein Ahnung, aber wenn die leichtere Bauweise nicht zu 100% das Mehrgewicht für die Wiederverwendbarkeit kompensiert ist ein Wegwerfsystem immer noch leistungsfähiger - und dort kann man ja auch die Leichtbauweise anwenden... es läuft also darauf hinaus ob die Wiederverwendbarkeit eine Kosteneinsparung ermöglicht. Wir haben hier nur das Shuttle als Negativbeispiel (die Wartung ist extrem teuer), aber nichts zum vergleichen. Sicher würde man bei einer Neuentwicklung mehr darauf achten und könnte so Einsparen. Die Frage ist aber, kann man soviel sparen das man in die gleichen Kostenregionen kommt wie ein Wegwerfsystem?
Ich komme für michzum dem Schluss das ein wiederverwendbares Raumfahrzeug mit der heute verfügbaren Technologie nicht ökonomisch sinnvoll ist - mit chemischem Antrieb kann man sich das Zusatzgewicht einfach nicht leisten - andere Technologie(en) zum Start von der Erdoberfläche stehen uns aber nicht zur Verfügung.
Zum Risiko: Ich meine man kann das Risiko gar nicht rational bewerten, schon allein deshalb nicht weil nicht jeder Mensch jeden Faktor gleich bewertet. Um eine rationale Bewertung durchzuführen müsste man sowohl den Nutzen als auch den Wert der Astronautenleben für eine Marsmission bewerten. Wahrscheinlich würde man es in Geldwert tun - nur was ist ein Astronautenleben wert? Und was ist eine Marslandung wert?
Diese Fragen kann wohl jeder für sich beantworten, aber die Antworten werden je nach Person sehr unterschiedlich ausfallen.
Gruss
Michael